Michaela Essler
Dorfzeitung in lichten Höhen
Es trieb uns hinauf.
Wind, Regen, Kälte, Nebel nichts hielt uns zurück. Wir bedurften der
Luftveränderung, brauchten wieder einmal eine andere Perspektive.
Etwas
Distanz zum Treiben im Tal.
Also: hinein in die Gondel und hinauf auf den Untersberg. Langsam und
leicht schwankend setzte sich die Gondel in Bewegung, trug uns Meter für
Meter hinauf auf den Berg. Dichter Nebel verwehrte uns zwar die Sicht,
aber da und dort war doch ein bisschen Fels zu erblicken, an dem die
Gondel langsam vorüberzog und uns Stück für Stück unserem Ziel näher
brachte. Oben angekommen, blickten wir angestrengt aus den Fenstern der
Bergstation, versuchten trotz besseren Wissens durch den Nebel einen Blick
auf ein Stückchen Berg zu erhaschen. Doch weiter als zwei, drei Meter
konnten wir nicht sehen.
Aber
trotzdem. Allein das Gefühl dem Treiben im Tal für ein paar Stunden
entronnen zu sein, beflügelte uns. Kein Straßenverkehr, kein Alltagslärm,
keine kleinkrämerischen Aufgeregtheiten – nur die Ruhe des Berges umgab
uns.
So
verwundert es auch nicht, daß sich unser Gespräch dann nicht um die
Tagesereignisse im Salzburgerland drehte. Das Tal war im Nebel
entschwunden, und damit auch alles, was uns das Tal in den letzten Tagen
an Aufregungen geboten hatte.
Es
mag wohl an den lichten Höhen gelegen haben, daß unsere Gedanken nicht um
kleine Details eines winzigen Landstrichs im globalen Dorf kreisten. Nein,
wir fanden wieder den Blick für das große Ganze.
Als
wir hinunterfuhren, lichteten sich die Nebel und gaben den Blick frei auf
kleine Häuser, kleine Straßen. Steinchen in einem großen Mosaikbild durch
das sich die Menschen Tag für Tag bewegen. Für ein paar Momente konnten
wir nicht nur die kleinen Schachteln sehen, in denen wir uns tagtäglich
bewegen, sondern unserem Blick bot sich die ganze weite Landschaft.
Wieder einmal eine andere Perspektive war unser Ziel als wir aufbrachen.
Wieder einmal ein ganzes Bild sehen, nicht nur einen kleinen Ausschnitt.
Dazu begaben wir uns auf den Gipfel.
Als
uns die Gondel Meter für Meter dem Tal wieder näher brachte, die Häuser
und Straßen wieder größer wurden, tauchten wir langsam wieder ein in die
Alltags-Dimensionen.
Aber
für ein paar Stunden waren wir den Kleinheiten entronnen. Für ein paar
Stunden entwanden wir uns den kleinen Ausschnitten und genossen ein wenig
Entrücktheit.
So
wünschen wir allen für die nächsten Monate die richtige Mischung aus
Detailbild und Gesamtblick. Und sollten die Perspektiven etwas
durcheinander geraten – so empfehlen wir einen Ausflug auf den Untersberg.
18.01.2004
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