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Wir verheizen unsere
Jugend
oder
"Was soll´s, die haben doch Zeit zum
Warten"
"Die österreichischen
Universitäten sind die Besten. Und jederman/frau muß studieren können,
unsere Jugend ist unsere Zukunft!"
So oder so ähnlich haben früher unsere Politiker argumentiert.
Das war auch die Zeit, als
unsere heutigen Wirtschaftkapitäne, Primarärzte, etc. studiert haben. Es
gab keinen Numerus Clausus oder sonstige Aufnahmebeschränkungen an den
heimischen Hochschulen. Alle waren zugelassen und hatten Studienplätze.
Die, die nicht studieren wollten, lernten den Beruf, der ihnen am
meisten zusagte. Offene Lehrstellen waren, auch wenn man hin und wieder
etwas suchen mußte, genug vorhanden.
Unsere
heutige Jugend ist faul, wenn man will findet man schon Arbeit, sagen
heute die, die das Problem Arbeitslosigkeit oder Jugendarbeitslosigkeit
nie gekannt haben. Heute muß man schon froh sein, wenn man irgendeine
Lehrstelle findet, die Zeit des Wunschberufes ist für die Meisten
vorbei. Es werden nur noch die mit den allerbesten Zeugnissen genommen.
Wie viele Lehrmeister und Firmenchefs blieben wirklich übrig, wenn es
immer so gewesen wäre? Daß sich da Frust breitmacht ist verständlich.
Noch viel schlechter ist die Situation für Zuwanderer.
Die
Studenten besonders beliebter Fächer haben es auch nicht leichter,
nehmen wir zum Beispiel die Medizinstudenten. Da hat man im
vorauseilenden EU-Gehorsam schnell die deutschen Numerus Clausus
Flüchtlinge aufgenommen und nicht bedacht, daß die ohnedies überbelegten
und finanziell ausgehungerten Universitäten noch mehr Probleme bekommen
werden. Rechtzeitig davor hat man noch schnell ein haarsträubendes, zu
ausländischen Medizinunis unkompatibles Prüfungssystem eingeführt, das
Auslandssemester mit Prüfungen fast unmöglich macht. In Österreich wird
der Jahresstoff einmal jährlich Ende des Sommersemesters mittels
Kreuzerltest überprüft. Ob dabei diejenigen Studenten durchkommen, die
ich als Ärzte am Krankenbett haben möchte, wage ich zu bezweifeln. Wie
viele der heutigen Starärzte da weiterkämen, wäre auch interessant. Fakt
ist, daß heuer in Wien für über 1500 Studenten nur knapp über 240 Plätze
für den zweiten Studienabschnitt, der im Herbst beginnen soll, zur
Verfügung standen. So kann es passieren, daß man die SIP
(Einjahresprüfung) zwar bestanden hat, der angehende Mediziner aber auf
einen Studienplatz für den zweiten Abschnitt zwei Jahre warten muß. Wie
schaut´s da dann mit dem Stipendium aus, mit der Krankenversicherung,
etc. ... Das kann es doch nicht sein! Wie soll da ein junger Mensch noch
den Ehrgeiz für ein Studium aufbringen? Haben denn die Verantwortlichen
alle vergessen, wie sie studiert haben? Zwei Jahre Wartezeit bei
bestandener Prüfung ist doch krank, was denken sich die Verantwortlichen
dabei, wenn so etwas möglich ist? Für mich ist das ganz einfach
menschenverachtend.
Eine
sinnvolle Möglichkeit wäre es, in Österreich ein Sozialjahr für
Jugendliche einzuführen. Alle österreichischen Jugendlichen sollten ein
Jahr im Sozialdienst arbeiten müssen, die Burschen ein halbes davon bei
Militär, wenn´s denn sein muß. Angehende Mediziner könnten ein halbes
Jahr in Spitälern, beim Roten Kreuz oder ähnlichen Organisationen
verbringen müssen. Das Ableisten des Sozialjahres sollte die
Voraussetzung für die Zulassung als Studienanfänger an einer
österreichischen Universität sein.
Die
Vorteile dieses Sozialjahres liegen auf der Hand: Alle jungen
Österreicher hätten eine perfekte Sanitätsausbildung und ein gewisses
Mindestmaß an Erfahrung in der Arbeit im Sozialbereich, es gäbe kein
Problem mit zuwenig Zivildienern, sie Medizinstudenten wüßten, was sie
später erwarten wird. In einer Zeit, in der die Bevölkerung immer älter
wird, wäre dieses Sozialjahr für viele junge Menschen eine wichtige
Bereicherung, vielleicht gäbe es es einen besseren Zulauf zu den
Pflegeberufen. Auf jeden Fall wäre es ein Dienst an der Gesellschaft,
der jedem einzelnen Jugendlichen wichtige Werte für seine Zukunft
vermitteln könnte.
Salzburg August 2006
Karl Traintinger
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