Frankreich und die Marseillaise

Von Michaela Essler

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Seit 210 Jahren wird sie gesungen – die Marseillaise. Geschrieben im April 1792 von dem in Straßburg stationierten Offizier Rouget de Lisle nachdem die Nachricht der Kriegserklärung Frankreichs an Österreich eintraf.

Als wenige Wochen später ein Marseiller Freiwilligenbataillon mit diesem Gesang in Paris einzog, wurde das Lied kurzerhand als „Marseillaise“ bezeichnet und im Sommer 1795 zur Nationalhymne erklärt.

Obwohl während des Empire und der Restauration verboten, kam dieses Kampflied während der Revolution von 1830 wieder zu neuen Ehren, wurde in der III. Republik (1879) wieder zur Nationalhymne erhoben, und ist auch in der heute gültigen Verfassung von 1958 als Nationalhymne festgelegt.

 Mag wohl dieses Kampflied mit der Französischen Revolution von 1789 untrennbar verbunden sein – eine Revolution, die das Gefüge Europas erschütterte – mag wohl der Text aus dem Zeitgeist heraus entstanden und auch so zu verstehen sein, bei näherer Betrachtung des Textes, den die Franzosen so leidenschaftlich und inbrünstig singen, erhebt sich sehr wohl die Frage, ob eine Nationalhymne in der von „unreinem Blut“ und „ausländischem Gesindel“ die Rede ist, für einen Mitgliedstaat der Europäischen Union, der in der Präambel seiner Verfassung die Verbundenheit mit den Menschenrechten verkündet, akzeptabel ist.

 Insbesondere in Hinblick auf die jüngsten Ereignisse, muß eindeutig die Frage gestellt werden, in welche Richtung Populisten und Demagogen die Gedankengänge mit diesem Text zu leiten vermögen?

 Lieder waren und sind immer auch ein Ausdruck der Identität. Dies gilt im besonderen für Nationalhymnen, die stets auch eine Botschaft an andere Länder sind: „Seht her, damit identifizieren wir uns, das sind wir!“

 In einem geeinten Europa, das sich der friedliche Koexistenz verschrieben hat, ist ein Kampflied, das zu den Waffen ruft, eindeutig eine mehr als zweifelhafte Botschaft.

 

Die Marseillaise

(Der Text wurde der Offiziellen Web-Site des Präsidialamtes der Französischen Republik entnommen.)

  1. Strophe

 Auf, Kinder des Vaterlands!
Der Tag des Ruhms ist da.
Gegen uns wurde der Tyrannei
Blutiges Banner herhoben. (zweimal)
Hört Ihr im Land
Das Brüllen der grausamen Krieger?
Sie rücken uns auf den Leib,
Eure Söhne, Eure Frauen zu köpfen!

 Refrain

Zu den Waffen, Bürger!
Schließt die Reihen,
Vorwärts, marschieren wir!
Das unreine Blut tränke unserer
Äcker Furchen! 

  1. Strophe

 Was will diese Horde von Sklaven,
Von Verrätern, von verschwörerischen Königen?
Für wen diese gemeinen Fesseln,
diese seit langem vorbereiteten Eisen? (zweimal)
Franzosen, für uns, ach! Welche Schmach,
Welchen Zorn muß dies hervorrufen!
Man wagt es, daran zu denken,
Uns in die alte Knechtschaft zu führen! 

  1. Strophe

 Was! Ausländisches Gesindel
Würde über unsere Heime gebieten!
Was! Diese Söldnerscharen würden
Unsere stolzen Krieger niedermachen! (zweimal)
Großer Gott! Mit Ketten an den Händen
Würden sich unsere Häupter dem Joch beugen.
Niederträchtige Despoten würden
Über unser Schicksal bestimmen!

  1. Strophe

Zittert, Tyrannen und Ihr Niederträchtigen
Schande aller Parteien.
Zittert! Eure verruchten Pläne
Werden Euch endlich heimgezahlt! (zweimal)
Jeder ist Soldat, um Euch zu bekämpfen.
Wenn Sie fallen, unsere jungen Helden,
Zeugt die Erde neue,
Die bereit sind, gegen Euch zu kämpfen!

  1. Strophe

Franzosen, Ihr edlen Krieger,
Versetzt Eure Schläge oder haltet sie zurück!
Verschont diese traurigen Opfer,
die sich widerwillig gegen uns bewaffnen. (zweimal)
Aber diese blutrünstigen Despoten,
Aber diese Komplizen von Bouillé,
Alle diese Tiger, die erbarmungslos
Die Brust ihrer Mutter zerfleischen!

  1. Strophe

Heilige Liebe zum Vaterland,
Führe, stütze unsere rächenden Arme.
Freiheit, geliebte Freiheit,
Kämpfe mit Deinen Verteidigern! (zweimal)
Damit der Sieg unter unseren Flaggen
Den Klängen der kräftigen Männer zur Hilfe eilt,
Damit Deine sterbenden Feinde
Deinen Sieg und unseren Ruhm sehen!

  1. Strophe

Wir werden des Lebens Weg weiter beschreiten,
Wenn die Älteren nicht mehr da sein werden,
Wir werden dort ihren Staub
Und ihrer Tugenden Spur finden. (zweimal)
Eher ihren Sarg teilen
Als sie überleben wollend,
Werden wir mit erhabenem Stolz
Sie rächen oder ihnen folgen.

Mars: Ursprungsweb-seite: www.diplomatie.gouv.fr
Rouget: Ursprungsweb-seite: www.valle-drome.com (Titel des Bildes: Rouget de Lisle singt die Marseillaise)
Text Marseillaise: Ursprungsweb-seite: www.elysee.fr

 

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