Dubai - Perle am persischen Golf

Ein Reisebericht von Bernhard Müller

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Mein Vater sagte einmal: „Kinder, ihr müßt euch einmal einen Urlaub in Dubai gönnen, damit ihr einmal in eurem Leben seht, was reichsein bedeutet!“ Mittlerweile ist mein Vater gestorben, aber seine Empfehlung haben wir heuer zum Jahreswechsel verwirklicht. Und es war tatsächlich eine Reise in das Land, von Scheherezade und ihren Märchen aus „Tausend und einer Nacht“.

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Hell erleuchtet, unbeschreiblich viele Lichter blinkend, in allen Farben und Formen erstrahlend,  empfängt Dubai den Besucher bei Nacht. Ein Flughafen, von dem man nur träumen kann: Marmor, Teppichböden, großzügig ausgestattet, nobel, das Feinste vom Feinen. Er wirkt gar nicht wie ein Flughafen, eher wie ein riesig großes Kaufhaus. Überall huschen Araber in ihrer typischen weißen langen Kleidung [dishdasha] vorüber. Die Leute freundlich und sauber gekleidet. An der Paßkontrolle aparte, unverschleierte Frauen in schwarze Kleider [abaya] gehüllt. Unzählige Menschen aus aller Herren Länder treffen hier zusammen – Drehscheibe des Ostens, rund um die Uhr. Eine Ruhepause scheint es nicht zu geben.

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Dubai selbst präsentiert sich als Weltstadt, Handelsmetropole, modern, eine Skyline wie wir sie aus Filmen kennen – wie Weltstädte Amerikas. Auch bei Tag scheint so manche Gebäudefläche wie pures Gold zu glänzen. All das ist in den letzten 3 Jahrzehnten entstanden. Den Grund dafür kennen wir: Erdöl. Dank dieses glücklichen Zufalls (Geschenk Allahs) wurde aus diesem einst armen Land plötzlich ein sehr, sehr reiches. Die Perlentaucher, Fischer und Händler von einst verfügen heute über ungeheuren Reichtum. Und damit dies alles nicht zuende geht, wenn die Quellen versiegen, läßt der Kronprinz bauen: Villen, Paläste, Hotels, Firmenhäuser. Es gibt wohl kaum einen Platz auf der Erde, wo so viele 5-Sterne-Hotels auf so engem Raum zu finden sind. Bis 2008 soll es über 100 derartige Hotels geben. Alle Baustile findet man hier und Menschen aus der ganzen Welt. 20 Shopping-Center locken die Touristen an, sowie die alten und neuen Souqs [suq  = Markt], vor allem der Goldsouq. „City of Gold“ wird Dubai genannt, weltweit das größte Zentrum des Goldhandels. Goldschmuck wird nach Gewicht gehandelt. Gehandelt wird natürlich, doch findet man hier keine aufdringlichen Straßenverkäufer oder Geschäftsleute. Höflichkeit hat einen hohen Stellenwert. Auch Frauen genießen hohes Ansehen, und wenn eine Touristin alleine unterwegs ist, so genügt, einmal angesprochen, ein eindeutiges „nein“, um in Ruhe gelassen zu werden.

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Im Stadt-Museum - einem renovierten alten Gebäude -  kann man die Geschichte des Landes erfahren und auch sehen, wie man hier früher gelebt hat, wie nach Perlen getaucht wurde, wie Windtürme funktionieren, u.v.a.m.

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Auf dem Dubai-Creek – einem Meeresarm, der sich einem Fluß gleich mehrere Kilometer durch die Stadt windet -  verkehren neben modernen Schiffen auch die alten Dhaus, auf den belebten Straßen sehen wir Autos aller Marken und vor allem solche, von denen wir Europäer nur träumen können, ein Rolls-Royce ist keine Seltenheit. In Gebäuden – sowohl in Shopping Centern als auch in Hotels findet man Wasserfälle, Felsgebilde, Springbrunnen, Aquarien, Teiche mit Seerosen und dergleichen mehr.

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Ein Ausflug in die Wüste – Dune-Tour – gehört zum Programm. In Geländewägen, aus dessen Reifen, sobald die Straße verlassen wird, ziemlich viel Luft ausgelassen wird,  kurvt ein Trupp bestehend aus sechs Fahrzeugen durch die Dünen, die Hochschaubahn ist schwach dagegen und es ist ganz gut, wenn der Magen nicht zu voll ist. Sonnenuntergang in der Wüste, ein beschaulicher Augenblick. Es wird kalt und der Wind bläst den Sand ins Gesicht. Augenblicke später erhebt sich im Osten der Mond - es ist Vollmond. Die Nachtfahrt zwischen den Dünen gestaltet sich sehr abenteuerlich. Unser Gefährt wird langsamer und hält auf einer Düne, unter uns eine Oase im strahlenden Licht. Alles ausgelegt mit feinsten Teppichen und Polstern zum Sitzen; am Büffet laben wir uns und in einem Rundeau lagern wir so, wie es hierzulande üblich ist. Das Licht erlischt, orientalische Musik erklingt und im Mondschein schwebt eine verschleierte Gestalt herein. Allmählich  wird der Platz wieder heller und die Tänzerin führt uns ihre Künste vor – 1001 Nacht?

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Bevor wir wieder eine ordentliche Straße erreichen, wird an einer Art Tankstelle in den Reifen die fehlende Luft nachgefüllt.

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Besuch einer Kamelfarm, ein Gestüt, in dem Kamele gezüchtet werden. Jene Tiere, die wir aus dem Biologieunterricht oder aus dem Tiergarten als Dromedare kennen, da sie nur einen Höcker haben. Bewundernswerte Tiere, die unendlich lange ohne Wasser auskommen und ungeheure Lasten zu tragen vermögen. Und wenn es dem Kronprinzen, Scheikh Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, gefällt, so kann man einem Kamelrennen beiwohnen, das auch life im Fernsehen übertragen wird. 7 – 10-jährige Jungen aus Somalia und Pakistan werden als Jockeys, wegen ihres geringen Körpergewichts, angeworben und ausgebildet. Es geht dabei ausschließlich um die Ehre, Wetten sind untersagt. Ein gutes Rennkamel hat einen Wert von mehr als einer halben Million Euro. Die wertvollsten gehören dem Kronprinzen bzw. anderen Scheikhs.

Hotelketten aus der ganzen Welt haben in Dubai eine Niederlassung und eins ist feudaler wie das andere. Die meisten Hotels verfügen über mehrere Restaurants, in denen Speisen und Getränke aus aller Welt angeboten werden und viele 24 Stunden am Tag, so auch in unserem – im Oasis Beach. Das Service ist perfekt, die Angebote ebenso: vom geheizten Swimmingpool, einem Wellenbad, Sauna, Dampfbad, Fitnesscenter, Strandliegen mit Badetüchern, Sonnenschirme, Strandrestaurant, einer Bar mit Life-Musik, Zimmerservice rund um die Uhr, Geschäfte, ...usw.  Das Personal besteht aus einer Vielzahl an „Gastarbeitern“ aus anderen arabischen Ländern, Pakistan, Indien, Thailand, Europa.... Gastarbeiter dürfen, solange sie eine Arbeit haben, bleiben, mit 60 erhalten sie eine Abfertigung und müssen das Land verlassen.  

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Bedenkt man, dass nur ein schmaler Streifen an der Küste der Wüste abgerungen wurde, so ist dies eine faszinierende Tatsache, zwischen Hotel und Strand legte man Grünflächen an, die eher zu einem Golfplatz gehören könnten als einer Wiese gleichen. Darauf befindet sich meist ein Palmenhain. Das warme Wasser ist sauber und das Meer erstrahlt in wunderschönen Blautönen. Der helle leuchtende Sandstrand lädt zu einem Spaziergang ein, die Füße werden vom weißem Schaum der Wellen umspült. Hunderte, Tausende von Muscheln verschiedenster Größen und bunter Farben, zu Stein gewordene Korallen und Schulpe von Tintenfischen liegen im Sand verstreut. Eigentlich sind wenig Menschen hier, obwohl Hauptsaison ist.

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In der Ferne ragt einem Segel gleich  der 321 m hohe Burj Al Arab in den wolkenlosen, blauen Himmel, das höchste und teuerste Hotel der Welt – Prestigeobjekt der Golfregion. 4.000 Arbeiter haben dieses Gebäude auf einer künstlichen Insel errichtet. 202 doppelstöckige Suiten, davon mehrere mit über 500 m² (Butler im Preis inbegriffen), jedes Stockwerk hat eine eigene Rezeption. Eine Nacht kostet etwa 1.500 Euro. Unterwassserrestaurant, Aquarium, Ballsaal, Geschäftslokale mit weltbekannten Namen, Bar, Lifemusik, Panoramarestaurant, Hubschrauberlandeplatz und in der Mitte des Hotels befindet sich ein Lichtdom (180 m) mit Springbrunnen (50 m)  und  breitem Wasserfall. Um 100 Dh (Dirham – 1 Euro ca 2,5 Dh) pro Person kann man das Luxushotel besuchen, nachdem man Sicherheitssperren passiert hat. Allerdings gilt der Eintritt als Gutschein für Essen und Getränke.

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In diesem Land gibt es keine Steuern und alle „Gastarbeiter“ [expatriates] erhalten kostenlose Krankenvorsorge, saubere Unterkünfte, einmal im Jahr einen Freiflug inklusive bezahltem Heimaturlaub, und sie dürfen ihren gesamten Lohn steuerfrei nach Hause überweisen. Im Durchschnitt verdient ein Gastarbeiter 1000 Dh. im Monat. 

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Wahrer Reichtum ist, wenn ein Herrscher sein Vermögen seinen Leuten, seinem Volk zukommen läßt, und so nimmt jeder Untertan am Wohlstand des Landes teil:

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Großzügige Stipendien für den Schulbesuch, ausgezeichnete kostenlose Krankenversorgung, Erziehungsgeld für jedes Kind, ebenso großzügige Unterstützung für Witwen, alte Menschen, Behinderte, unverheiratete Frauen, Subventionierung von Strom und Wasser, ......  Um 14.00 Uhr ist die tägliche Arbeitszeit beendet, damit können auch die Männer schon früh zu ihren Familien zurückkehren, für diese zu sorgen wird als Hauptaufgabe gesehen. Die Familie ist das Zentrum arabischen Lebens.

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Gerät einmal ein Untertan in Nöte, so hilft ihm der Staat bzw. Scheikh Mohammed, so finanziert er großzügig hier eine Hochzeit, dort ein Haus,.......

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Scheherezade müßte ihr Repertoir an Geschichten um einige Facetten erweitern, besser modernisieren, so unglaublich erscheint diese Welt, dieser unvorstellbare Reichtum. Diese Menschen scheinen damit umgehen gelernt zu haben.

 

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