Die 2-EURO Münze und
Bertha von Suttner, die erste Frau, an die der Friedensnobelpreis vergeben wurde

Von Michaela Essler

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Seit ein paar Wochen ist nunmehr der Euro in Umlauf und in aller Munde.

Weniger bekannt ist jedoch das Lebenswerk Bertha von Suttners, die auf dieser Münze abgebildet ist.

  Am 09.06.1843 in Prag als Tochter des Grafen und der Gräfin Kinsky von Chinic und Tettau geboren, verbrachte sie ihre Kindheit und Jugend in Wien und Klosterneuburg.

Da die Familie verarmte, verdiente sie sich ab 1873 ihren Unterhalt als Erzieherin der Töchter des Freiherrn von Suttner. 3 Jahre später (1876) wurde sie jedoch gekündigt, da sich eine Beziehung zu dem 7 Jahre jüngeren Sohn Arthur Gundaccar von Suttner entwickelt hatte.

Zur selben Zeit suchte Alfred Nobel, damals in Paris lebend, per Inserat eine Sekretärin mit guten Fremdsprachenkenntnissen. Bertha von Suttner war mehrerer Sprachen mächtig (Englisch, Französisch und Italienisch) und bewarb sich für diese Stelle. Ihr Aufenthalt in Paris war jedoch nur von kurzer Dauer, denn bereits nach 1 Woche verließ sie Paris wieder um in Wien Arthur von Suttner zu heiraten. Widerstand gegen diese Heirat gab es nicht nur seitens der Familie von Suttner, auch ihre eigene Familie betrachtete diese Verbindung als Mésalliance.

Das Paar zog daraufhin in den Kaukasus, wo es 9 Jahre in eingeschränkten Verhältnissen lebte. In dieser Zeit begann Bertha von Suttner ihre schriftstellerische Laufbahn mit gesellschaftskritischen Artikeln und publizierte ihre ersten 3 Romane.

 Den Winter 1886/87 verbrachte das seit 1885 wieder in Österreich lebende Ehepaar in Paris, wo Bertha von Suttner Alfred Nobel wiedertraf und sich eine langjährige Freundschaft entwickelte.

Ihr 1888 veröffentlichtes Buch „Das Maschinenzeitalter. Zukunftsvorlesungen über unsere Zeit“, erschien anonym, da ihr die „Vorurteile gegen die Denkfähigkeit der Frauen“ zu groß erschienen und „von solchen einfach ungelesen geblieben wäre, für die es eigentlich bestimmt war“. Sie beschreibt darin ein Schreckensszenarium, das in den 40-iger Jahren des 20. Jahrhunderts dann tatsächlich eintrat: „Alle Staaten zerstampft, alle Arbeit eingestellt, alle häuslichen Herde umgeworfen, nur ein Schrei des Schmerzes von Grenze zu Grenze – Jedes Dorf eine Brandstätte, jede Stadt ein Trümmerhaufen, jedes Feld ein Leichenfeld, und noch immer tobt der Kampf: unter den Meereswellen schießen die Torpedoboote, um mächtige Dampfer in den Grund zu ziehen; in die Wolken steigen bewaffnete und bemannte Luftschiffe einer zweiten äronautischen Truppe entgegen, und aus tausend Meter Höhe schneien verstümmelte Krieger als blutende Flocken herab.....“.

 Das wohl berühmteste ihrer Werke „Die Waffen nieder!“ erschien 1889. Dieses Buch gilt als der wichtigste Antikriegsroman vor „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque, wurde in fast alle europäische Sprachen übersetzt und war das Signal zum Aufbruch der europäischen Friedensbewegung.

 1891 gründete sie die „Österreichische Gesellschaft der Friedensfreunde“ und nahm als deren Präsidentin am 3. Internationalen Friedenskongreß in Rom teil. Im selben Jahr erfolgte die Gründung des „Zentralbüro der Friedengesellschaften“ in Bern, dessen Vizepräsidentin sie wurde.

 Ab 1892 war sie Herausgeberin der Monatszeitschrift „Die Waffen nieder!“ und konnte namhafte Autoren wie Tolstoi und Rosegger für Beiträge gewinnen.

 Auf dem im selben Jahr stattfindenden 4. Weltfriedenskongreß in Bern wurde der Capper-Moneta-Suttner-Antrag für einen Europäischen Staatenbund eingebracht. Sie traf ihren langjährigen Freund Alfred Nobel, der inspiriert durch ihre Friedensarbeit den Plan entwickelte einen Preis zu stiften für „denjenigen oder diejenige, der/die am meisten für die Befriedung Europas getan hat.“

An der von Zar Nikolaus II initiierten 1. Haager Friedenskonferenz (1899), auf der das Verbot von Dumdum-Geschossen und Kampfgasen sowie die Konvention zur friedlichen Schlichtung internationaler Konflikte durch ein Schiedsgericht (Haager Tribunal) beschlossen wurde, nahm sie als einzige Frau teil.

1904 unternahm sie eine Vortragsreise durch die Vereinigten Staaten von Amerika, traf Theodore Roosevelt, den damaligen amerikanischen Präsidenten, und war Teilnehmerin am Weltfriedenskongreß in Boston. Selbstverständlich engagierte sie sich auch in der Frauenbewegung und war eine der Rednerinnen am Internationalen Frauenkongreß in Berlin, der im selben Jahr stattfand.

 

1905 erhielt sie als erste Frau den Friedensnobelpreis.               

In  ihrem 1911 erschienen Roman „Der Menschheit Hochgedanken“ warnte sie bereits eindringlich vor dem Vernichtungspotential, das Radium beinhalte, sollte es als Waffe in Kriegen eingesetzt werden und ahnte damit Jahrzehnte vor der Entwicklung atomarer Waffen deren Bedrohung und verheerende Wirkung voraus.

 Ihre 2. Vortragsreise durch Nordamerika unternahm die fast Siebzig-jährige 1912, und hielt mehrere Vorträge in Prag, Dresden, Berlin, Breslau, Den Haag und Paris.

 Den Ausbruch des 1. Weltkrieges erlebte Bertha von Suttner nicht mehr -  sie verstarb ein paar Wochen vorher (21.06.1914) in Wien.

 Zum Abschluß ein Auszug aus ihrem Vortrag in San Franzisko, Juni 1912, der an Aktualität bis heute nichts verloren hat:

»Meine Damen und Herren, kalifornische Wähler!

Sehr oft stellt man die Frage: »Glauben Sie an die Möglichkeit des Weltfriedens?« Es mag als persönliche Geringschätzung angesehen werden, wenn man gefragt wird, ob man an eine Sache glaubt, für die man arbeitet; aber ich werde die Frage nicht vom Standpunkt des Glaubens ansehen.

Der Weltfriede ist keine Frage der Möglichkeit, sondern der Notwendigkeit. Er ist nicht das Ziel, sondern der normale Zustand der menschlichen Zivilisation. Wir dürfen nicht denken, daß wir diesen Zustand erreicht haben, solange wir noch von den Grausamkeiten der Kriege belastet sind. Die Höherentwicklung der Welt muß auf dem Weltfrieden basieren.

Für all dies gibt es Beweise politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Art, die Bände füllen würden.

Diejenigen, die über die Friedensbewegung spotten, gefallen sich in ihrer Pose des Triumphes, die Skeptiker verlieren den Mut, und selbst einige der Pazifisten prophezeien die schlimmsten Katastrophen für nahe Zukunft.

Die echten und überzeugten Friedenskämpfer sind immer die Optimisten. Sie sind Optimisten von Natur aus. Sie wünschen nicht nur, sie hoffen nicht nur, sie sind sicher, daß die Welt Fortschritte macht und sich aufwärts entwickelt. Sie wissen es. Für sie ist die zukünftige, friedliche Organisation der Welt nicht bloß eine Möglichkeit, sondern ihr Entstehen unausweichlich. Unser Optimismus macht uns aber nicht blind gegenüber den Ereignissen der Stunde und den Gefahren der Zukunft.«

 

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