Gelée Royale - Diverse Voegel

Von Wolfgang Almer

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Die zweite Gelée Royale-CD, drei Jahre nach ihrem Erstlingswerk «Kairo». War Kairo noch ein, sprechen wir es ruhig aus, recht unreifes Werk, das vor allem durch seine Frechheit und Unkonventionalität bestechen konnte, ist „Diverse Vögel“ das Werk zweier Künstler, die wissen, was sie wollen, können und tun.

 Was einem bei Gelée Royale immer schon als erstes auffällt, sind die Texte von Sänger Franz Adrian Wenzl. Er ist einer, der Popkultur wirklich verstanden hat, der sich für seine Texte von allem und jedem inspirieren lässt, der immer wieder (zum Teil sehr österreichische) Floskeln und Formulierungen aufgreift und in jenen Kontext stellt, in dem sie als das entlarvt werden, was sie eigentlich sind. Was immer das dann sein mag. Meistens eh nix.

 Weniger auffällig, aber ebenso essentieller Teil von Gelée Royale ist das Gitarrenspiel von Martin Max Offenhuber. Seine immer etwas verzögerten, leicht gegen den Strich gehenden und eigentlich sehr leise gespielten Riffs und Klänge geben Gelée Royale erst jene etwas schräge Mischung aus Österreich und der Welt, jenes Glocalkolorit, das diese Band so einzigartig macht.

 Die neue CD besticht durch exakt diese Qualitäten. Diese Musik könnte die Welt erobern, wäre sie nicht so österreichisch. Diese Musik könnte auch Österreich erobern, wäre sie nicht so weltmännisch. Egal. Jedenfalls gibt’s auf dieser CD 14 Lieder, von denen für mich vor allem Lied 2 („Um Ameisen“), Lied 3 („lookilooki: haare) und Lied 8 („Diverse Vögel“) ganz einfach genial sind. Lied 13 („elastischer“) ist wiederum auf ganz andere Art und Weise unglaublich, und mein persönliches LieblingsLiebeslied überhaupt heißt „Hinter der Tür“ und ist Lied Nr. 6.

 Gelée Royale sind mit ihrer Musik im völligen Nirgendwo, und darauf bestehen sie auch, wenn sie im Titelsong „Diverse Vögel“ fragen: „Was ist das für Musik? Unser Lied? Dieser Scheissdreck?“

 Gar kein Scheissdreck.  Meisterwerk.

 

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