Der Original Salzburger Christkindlmarkt

Eine Randbemerkung dazu von Annabell Brand

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Zur Advents- und Weihnachtszeit ist Salzburg von ganz besonderem Reiz. Beschaulichkeit ist eingekehrt in die weihnachtlich geschmückte Stadt. Ein Bummel durch den liebevoll gestalteten Christkindlmarkt auf dem Domplatz und ein Spaziergang durch die Altstadt mit der berühmten Getreidegasse bringen Sie in Weihnachtsstimmung.

 Ein typischer Besuch auf dem Salzburger Christkindlmarkt.

 Wir wagen es. Heute und jetzt. Ausgerüstet mit mehreren Pullovern unter unserem dicken Wintermantel, mit einer Wollhaube, einem Schal und Handschuhen bis zur Unkenntlichkeit eingepackt brechen wir auf, um uns dem Treiben auf dem Christkindlmarkt hinzugeben.

 Die Weihnachtsstimmung am Christkindlmarkt. Das ist so eine Sache. Kann man in Weihnachtsstimmung kommen, wenn man von Massen geschoben und gestoßen ein halbe Stunde bei bis zu –17°C auf eine Tasse Glühwein oder eine Ofenkartoffel warten muß, die dann innerhalb von drei Minuten halbgefroren sind, so man nicht im Buch der Rekorde für den/die schnellsten EsserIn und TrinkerIn eingetragen ist.

 Aber lassen wir uns nicht entmutigen!

Nach schier endlos scheinenden 30 Minuten (bei –50°C mindestens!!) halten wir endlich unseren wohlverdienten Glühwein in Händen, dessen eine Hälfte uns die behandschuhte Hand verbrüht und für dauerhaften Weihnachtsduft auf eben diesem Kleidungsstück sorgt, und dessen andere Hälfte nach Versuchen der Fleckenbeseitigung kalt geworden ist. Bei dem Versuch nun, uns besinnlich dem rieselnden Schnee, der weihnachtlichen Dekoration, den Lichtern und den Düften nach Nelken, Punsch, Zimt und Lebkuchen hinzugeben (nachdem wir den Glühwein in einem Zug geleert haben, um ihn ja nicht kalt werden zu lassen (was er aber leider schon ist, weil wir ihn ja verschüttet haben)), werden wir von einer Horde Betrunkener mit rotblinkenden Weihnachtsmannzipfelhauben auf den roten Köpfen umgerannt, weil die genau unbedingt da durch wollen, wo wir gerade stehen.

 Nachdem wir für unser leibliches Wohl gesorgt haben, geht es auf Geschenkejagd. Zuerst noch einen Punsch mit auf den Weg, um den gefrorenen Glühwein auf unserem rechten Handschuh abzutauen und damit eine Erfrierung von Daumen und Zeigefinger zu verhindern. Dann stürzen wir uns in die Massen. Wir kaufen, oh ja ein paar Fellhausschuhe (handgemacht) für den Opa, das Plastikmaschinengewehr (sehr besinnlich!) für den kleinen Bruder, einen Strohstern (handgemacht) für die Oma. Die Mama bekommt so eine schöne Seifenrose (handgemacht), der Papa den Schnaps mit Gravur ‘für Vati’ und die Schwester zwei original Salzburger Christkindlmarktglühweinhaferl, weil noch mal eine halbe Stunde anstellen, um die je 25.- Einsatz zurückzubekommen, würde den glatten Kältetod bedeuten. Denn auch der 4. und der 5. Glühwein, oder war’s Glühmost?, konnten nicht verhindern, daß eine Zehenamputation notwendig sein wird.

 So, wer fehlt jetzt noch? Ah, der andere Opa bekommt eine Seite Speck vom Speck Willie (auch sehr weihnachtlich, aber der Opa liebt Speck) und die andere Oma kriegt die wunderschöne Kerze mit Verzierung da. So noch ein Punsch zur Stärkung und ein paar Maroni, aber dann gehts in ein wärmeres Beisl. Ah ja die zwei kleinen Cousins fehlen ja noch. Plastikschwerter, jawohl (der Stand muß ein gutes Geschäft machen, denn als ich beim Aufbauen vorbeiging, haben die das ganze Plastikspielzeug aus einem Mercedes SL herausgeräumt – da kam mir kurz die Überlegung den Beruf zu wechseln, aber nein, wenn ich an meine erfrorenen Zehen denke…)

 So, die Tante kriegt auch noch einen Strohstern, aber den kleineren (sind ja sauteuer diese Dinger, dafür das sie nicht mal 10 Gramm wiegen) und der Onkel auch einen Schnaps mit Gravur ‘für den Pepi’.

 Vollbeladen mit Originalsalzburgerchristkindlmarktgeschenken in unseren fünfzehn Originalsalzburgerchristkindlmarktplastiksackerln wanken wir Stunden später schließlich glücklich mit geröteten Gesichtern, rotblinkenden Weihnachtsmannzipfelhauben auf den Köpfen von dannen und, oh je “Tschuldigung”, rennen dabei ein paar Touristen über den Haufen, die gerade hereinkommen und genau da stehen, wo wir durchwollen!

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