St. Alban/ Lamprechtshausen

Text: Ulrike Guggenberger      Fotos: Helmut Guggenberger

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Foto: KTraintinger

Als die erste „Bauernweihnacht“ in der Kirche St. Alban ausgerichtet wurde, ist man anschließend an die Andacht bei Glühmost, Speckbrot und Schmalzgebackenem in den umliegenden Bauernhäusern in gemütlicher Runde zusammen gesessen. Das war vor ungefähr 25 Jahren. Der Mesenerbauer Christian Eder erinnert sich: “Wir sind damals mit den Gästen noch in die Ställe gegangen, und Schafe sind aufgetrieben worden“.

So urtümlich geht es heute nicht mehr zu, wenn Besucher aus Bayern in einem Bus in der Vorweihnachtszeit zuerst im Kloster Michaelbeuern eine Führung mitmachen und beim Dunkelwerden nach St. Alban kommen. Aber der Brauch besteht noch, wenn auch in etwas veränderter Form, vom Kulturkreis Arnsdorf veranstaltet. Heute begrüßen Bläser aus der zuständigen Pfarre Lamprechtshausen die Ankommenden vor der Kirche St. Alban mit Adventweisen und der Mädchenchor singt traditionelle Adventlieder. Direktor Richard Kraiger von der HS Lamprechtshausen liest die Legende vom hl. Alban vor. Anschließend gibt es eine Andacht bei der nahe gelegenen „Hubertuskapelle“ bevor man in Lamprechtshausen im Gemeindesaal den Tag ausklingen lässt.

Und es ist immer noch ganz was Besonderes nach St. Alban zu kommen in eine Kirche, die bis heute ohne elektrisches Licht auskommt. Die Messe in einem nur von Kerzenlicht erhelltem Kirchenraum verbreitet eine ungewöhnliche Stimmung und versetzt den Besucher in eine längst vergangene, beschaulichere Zeit.

Dazu trägt auch die Lage der Kirche bei, die abseits in einer unerschlossenen Gegend, versteckt in einem kleinen Weiler, inmitten einiger Gehöfte etwas erhöht auf einem kleinen Hügel steht. Der Reiz liegt im fast unveränderten Erhaltungszustand, das kleine Gebäude vermittelt in seiner Schlichtheit und Einfachheit Ehrfurcht vor der religiösen Haltung der umliegenden Bewohner von altersher.

Die Filialkirche St. Alban gehört heute zur Pfarre Lamprechtshausen. Das Weihedatum wird mit 29.4. 1397 angegeben. St Alban war bereits  im 12.Jhdt. ein Edelsitz und von daher kann angenommen werden, dass bereits vorher eine Kapelle an diesem Ort existierte. Stifter ist der Edle Lampert, der 1164  ins Kloster Michaelbeuern eingetreten war und auf seinem Grund einen ersten Bau errichten ließ.

In dieser Gegend, die früh von Mönchen missioniert wurde, verwundert es nicht, dass ein Märtyrer, einer, der seinen Glauben mit dem Leben büßt, verehrt wurde. So wurde der hl. Alban, der sich schon seit Jahrhunderten bei Bauern und Adeligen großer Beliebtheit erfreut hatte, zum Patron des neu errichteten Gotteshauses erwählt. Die Kirchengeschichte kennt einen hl. Alban, der als Frischbekehrter am Beginn des Christentums in England sein Leben für einen Priester opferte, sowie den hl Alban aus Mainz. Dieser dürfte hier in dieser Gegend und bei der Patronanz als Vorbild gedient haben.

Der Heilige aus Mainz, der entweder aus Afrika oder von einer griechischen Insel stammte, zog als Glaubensprediger bis Mainz, man vermutete ihn auch in Rom, weswegen er auch manchmal als römischer Soldat dargestellt wird. Die Ungläubigen vertrieben ihn aber 406 aus der Stadt und schlugen ihm so wie einst dem hl Alban aus England den Kopf ab. Sein Andenken wurde vom Volk hoch gehalten und man errichtete an seinem Hinrichtungsort eine Kapelle, Grundstock für eine spätere prachtvolle Kirche. Er soll noch nach seinem Tod Wunder gewirkt haben, trug der Legende nach sein eigenes Haupt zu Grabe. Das führte zum Brauch der Kopfurnen, die mit Getreide gefüllt als Opfergabe weitergegeben wurden. Zwei davon gab es auch in St. Alban, sie sind aber heute im Nationalmuseum in München. Der hl. Alban gilt als Patron der Bauern, er wird bei Kopfleiden, Epilepsie, Harnkrankheiten, Leibschaden und Ungewitter angefleht.

Die Tradition des Wettersegens wird darum in St. Alban seit jeher gepflegt. In der Zeit zwischen Ostern und Juni werden in St. Alban Wettermessen, die sich allgemein großer Beliebtheit erfreuen, gelesen. Die Gläubigen der umliegenden Pfarren versammeln sich zu Wallfahrten beim hl. Alban und beten um Schutz vor Unwetter und Segen für gute Witterung. Der Pfarrer von Lamprechtshausen hält jeweils die Andachten und Messen.

Der hl. Alban ist im Inneren der ursprünglich romanisch angelegten Kirche auf Fresken einige Male dargestellt. Die in der ersten Hälfte des 14. Jhdt. entstandenen Werke zeigen an der Empore Szenen aus dem Leben des Heiligen: Der hl Alban widersetzt sich den christlichen Glauben zu verlasse und andere Abgötter  anzubeten. Er geht mit großer Begierde zur Marter und durchquert trockenen Fußes einen Fluss. Der Heilige wird in Gegenwart des Kaisers und einer großen Volksmenge enthauptet. Alban wirkt nach seinem Ableben große Wunder   

1963 wurde das Dach ganz neu gedeckt, 1974  kam es im Innerern zu einer Renovierung.

     

Die Fresken vor dem Altarraum zeigen auf der linken Seite eine Kreuzigung mit frag­mentarisch erhaltenem Erzengel Michael und eine Ölbergszene. Auf der rechten Seite nochmals eine Kreuzigung mit den Figuren des hl. Leonhard und einem Bischof. Der Mesnerbauer weiß zu berichten, dass das ostseitige Kreuz Christi „lebendiges grünes Holz“ zeigt, eine ikonographische Seltenheit im deutschsprachigen Raum. Das Kreuz Christi versinnbildlicht hier den Lebensbaum.

Ursprünglich gab es einen eigenen Pfarrer in St. Alban, der in einem winzigen Holzhäuschen neben der Kirche wohnte. Aus dieser Zeit stammt auch der Pestlöffel, der hinter dem Altar hängt und der an die schreckliche Zeit der Pestepidemie erinnert.

In der kleinen Kirche haben sich schon eine Hochzeit und zwei Goldene Hochzeiten ereignet. Da werden die Glocken so heftig geläutet, dass man den Turm schwanken sieht.

Zur Ansiedlung in St. Alban kam es ursprünglich, weil ein breiter Wassergraben die Versorgung mit dem notwendigen Gut sicherte. Aus diesem Wassergraben stammen auch die Steine, aus denen die Kirche erbaut wurde. Die Mesnerleute wundern sich noch heute über die runden Steine, die zusammen mit einer Art Mörtel die Mauern des Gotteshauses bildeten.

Sie wissen, dass die Leute damals viel vom Bauen verstanden, „weil die Mauern auch heute noch unverändert stehen“. Die Kirche wird von Elfriede Eder und ihrer Tochter Elfriede und dem Bauern Christian Eder betreut. Sie tun es gerne. Schon seit Generationen obliegt der  jeweiligen Familie vom Mesnerbauern dieses Amt. Nur manchmal im Winter, wenn es schon stockfinster ist, geht Elfriede Eder nicht gerne die Glocken läuten, die sie wegen des fehlenden Stromes händisch in Bewegung setzen muss, „weil es da in dem alten Gemäuer ohne Licht doch ziemlich unheimlich ist“

 

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