dorf-kultur-projekt: tanzbodn

Von Martha Plößnig und Team      link zum tanzbodn

zurück

1 motivation - eine idee !

 Schöntanzbunt.JPG (14099 Byte)

die idee

Um der Seele eines Dorfes nachzuspüren, tat sich  die Idee auf, anhand eines Projektes mitzu vollziehen, wie sich  Dorfgeist entwickelt und verwandelt.

Dahinter steht ein gesunder Egoismus, die Lebensqualität im Ort und die Kommunikation mit den Nachbardörfern zu erhöhen. Wer hier lebt, möchte hier  gut leben, Raum haben, sich vernetzen, mit den Menschen rund um.

 Dahinter steckt auch der Glaube daran, dass sich durch eine bewusst vorangetriebene Kommunikation- und Öffentlichkeitsarbeit ein relativ professioneller Projektverlauf verwirklichen läßt.

 Gewinnbringend war im Vorfeld schon, dass dieses Projekt gleichzeitig in 2 Gemeinden – Großriedenthal u. Sulz im Weinviertel  - vorbereitet und durchgeführt wurde.

Die Vorbereitungsteams waren vorort tätig. Jeweils eine Kontaktperson traf sich regelmäßig zum Informationsaustausch und zu Zwischenreflexionen.

Durch diese lose Zusammenarbeit und die gegenseitige Bestärkung konnte sicher die  Qualität und der „Eigenwert“ des Projetes gesteigert werden.

 das vorbereitungsteam
„Was kann uns schon passieren ?“

 Das Vorbereitungsteam vor Ort spielte in diesem Projekt die wichtigste Rolle.

Dem Zusammenspiel von jungen Menschen, die relativ unvoreingenommen mit dem nötigen Optimismus ans  Werken herangingen und der notwendigen Infrastruktur- gewährleistet durch „be.mobil“[1] – konnten die manchmal destruktiven vorauseilenden Meinungen mancher DorfbewohnerInnen nichts anhaben.

schatten.jpg (20697 Byte)

 mittanzende

Durch das Motto, etwas die Verlebendigung des Ortslebens zu tun, entstand von vornherein eine fördernde  Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde, den betroffenen Pfarren, den regionalen Sponsoren und bestehenden Vereinen.

Vertrauenserweckend war sicher auch, dass alle den Veranstaltungen vorauseilenden Ideen oder Anliegen auf die  BewohnerInnen d. Gemeinde zugeschnitten und für eine aktive  Beteiligung derselben  offen waren.

 ungeahntes 

Die sichtlich größte Überraschung für PlanerInnen und Publikum war die große Beteiligung an schier allen Veranstaltungen. Und das nicht nur in konsumierender Haltung, sondern auch im aktiven Mittun. Wobei der informative Dorfabend im Vorfeld die nötige Tranzsparenz lieferte, um die EinwohnerInnen zu Eigeninitiativen zu motivieren.

 Schattentanz.JPG (14292 Byte)

  2 erreichte ziele

 Ein Dorf tanzt. - In einem  Miteinander von Jungen und Junggebliebenen jeder Altersschicht.

 Fördernde Beweglichkeit. - Nicht nur durch die versch. Tänze, sondern auch in den eigentlich spärlich ausgebildeten Kommunikationsschnittpunkten der 4 Dörfer in der Großgemeinde. (Bsp.: Tanzanimation zur Eröffnung, Tanzkurs, Trommeln, ......)

beine.jpg (51322 Byte)

Einem neuen Ort ein neues Gesicht verpasst.  – Lust auf mehr? (Bsp.:Diskussion, wie der Dorfplatz umgestaltet wird und was so ein Dorfplatz alles können sollte.

hands.jpg (26851 Byte)

Talente einer Gemeinde . –  Wer lebt bei uns?

Dorf“wissen“ entdecken . - ReferentInnen aus den eigenen Dörfern präsentieren sich.

(Bsp.: Kindertanz, Tanzkurs, Tennisäktschn, etc.)

leben2.jpg (35776 Byte)

ExpertInnen und „Unprofessionelle“ haben Platz nebeneinander und bereichern einander.

– es darf auch dilletiert werden.

rumänpaar.JPG (10698 Byte)

Gemeindebewusstsein entdecken. - Reisen in alle Katastralgemeinden der Gemeinde – sich zeigen.

 Einbindug von Vereinen und Interessensgemeinschaften. – Zeigt sich unter anderem in der Auslagerung der Kulinarik bei den meisten tanzbodnVeranstaltungen. (Bsp.:Pfarre Niedersulz, Einnahmen für die Kirchenrenovierung)

 Altes wiedererkennen. (Volkstänze) und Neues hereinlassen

(Bsp. dazu: Trommeln, Rumänien, Selbst – Tanzen, mich nicht blamieren)

hinten.jpg (15749 Byte)     

3 resümee und kommentare

 „es hat mi goar net kränkt, dass i hinganga bi“

  bewegendes bewegtes:

Ortsplatz

Durch tanzbodn gelang es, einen alten neuen Platz  in der Gemeinde zu erobern.

Für 3 Wochen lang wurde ausprobiert, wie sich ein Dorfplatz von einem nicht nutzbaren  Anschlagetafeldschungel  zu einem regen Kommunikationszentrum hin entwickeln könnte.

Auf alle Fälle aber entstand ein starkes Symbol dafür, was sich im Herzen eines Dorfes tut.

 Bewegung

Einiges kam in Fluss.

Es kam zu einer bewegten Begegnung zwischen Menschen, die sich im Normalfall selten bis gar nicht treffen. Und das ganz konkret  Z.B. bei einem Tänzchen auf dem Tanzboden.

Zwischen den Menschen der versch. Dörfer der Gemeinde, zwischen versch. Altersschichten.

zwischen den sogenannten „Zuagroaßten“ und den „Alteingesessenen“.

 Bildung

In  „Neugierde“ steckt schon das Wort „neu“ drinnen.

Sie ist also eine der besten Motivationen dafür, sich Neuem, bisher Unbekanntem zu öffnen.

Die Neugierde war auch für viele maßgebend, sich dem Projekt tanzbodn in irgendeiner Form anzuschliessen und dadurch auch mitzupartizipieren, was da an Neuem erspäht, erlernt oder genossen werden konnte. (Beispiele: das Entwickeln einer Choreographie zu einem bestimmten Thema mit Hilfe einer Expertin, Volkstanz aus Rumänien, versch. Musikrichtungen  der Jugendsszene, ...)

 Ein Bild das mir noch heute als Sinnbild für dieses Projekt vor Augen tritt:

die Gleichzeitigkeit des Kriegerdenkmals, das so monumental auf dem Dorfplatz herausragt – daneben die Bühne und der Tanzboden , „bad girls magazine“, eine Rockband im gestylten outfit, tanzende Kinder und Jugendliche , - ein Gegensatz mit großem Schwerpunkt zum Leben hin.

 unstimmiges

Trotz des überdimensionalen Erfolges sind jene, die die sich engagiert haben , v.a. das Vorbereitungsteam, an ihr Limit gestoßen.  Unter der Frage : „Wie weit geht das Ehrenamt?“  wird es sicher auch als ein sehr aufwandreiches  Kulturprojekte in die Gemeindegeschichte eingehen. Vielleicht veranlasst uns diese Überlegung auch zu der Schlussfolgerung, dass doch um ein bisschen zuviel Programm gemacht wurde.

Und vielleicht wurde dem spürbaren Druck der  Bevölkerung, dass eine Veranstaltung nur dann gut ist, wenn möglichst viele Menschen kommen, nicht immer stand gehalten.

 tanzende kommentare:

siehe homepage

kommentar von herrn hartner

 ausblicke:

In erster Linie entsteht für uns kein kommerzieller Auftrag, sondern ein kultureller. Das man

längerfristige Prozesse in Gang setzt,  bzw.  versucht anzuknüpfen an Versuchen, die es ja immer schon auch in dieser Gemeinde gegeben hat (BSp.: Schulveranstaltungen,  Weinkultur, Museumsdorf etc....)

Jedenfalls sehen wir auch in Zukunft die kulturelle Intervention, dass wir durch Feiern und Tanzen Kommunikation praktizieren, und das es weiterhin darum gehen wird, brach liegende Schätze im Ort zu entdecken, sie weiterzuentwickeln und zeitgemäße Rituale des öffentlichen Zusammenlebens zu entdecken.

be.mobil ist ein Kreativ-Jugendservice Diözesanjugendstelle Wien im Weinviertel/Marchfeld

tanzbodn    Pepsch erzählt:

 Am Anfang hat mich niemand ernst genommen, mich Josef, die tanzbodnanzeigetafel, kurz: Pepsch, aber dann übertrugen sie auch mir eine wichtige Aufgabe:

Normalerweise kündige ich die Menüs von meinem Chef in Nexing an – von dort wurde ich entführt und auf den Dorfplatz in Niedersulz gestellt – ganz in die Nähe des großen gelben Tanzbodens.

Geschmückt mit bunten Schuhen , wurde ich fast jeden Tag mit neuen Infos versorgt. Und somit war ich vielbeachtet. Denn schon nach der

 Eröffnung am 17.August 2001

 am Dorfplatz Niedersulz war klar, dass ich berühmt werde, fast so  berühmt wie der Tanzboden selbst es werden sollte.

Mein Gott, wie oft habe ich von vorbeigehenden Leuten aus dem Dorf gehört: "Wos is denn des? Do geht doch neamt hi!"

Und auf einmal waren sie alle da, ganz Sulz auf den Beinen. Und getanzt haben die, das hätt ich nie für möglich gehalten!

Ich meine, auf dem Platz neben dem Kriegerdenkmal, da hat es sowas noch nie gegeben. Da haben ein paar ganz schön geschuftet, um den Platz frei zu kriegen von Sträuchern, Mauerpodesten und so. In letzter Minute ist das fertig geworden Da lag er dann, der  Tanzboden, eine gelb schimmernde Fläche zu Füßen der Kirche, wie ein Kunstobjekt.

Ich sags ihnen, der Tanzboden hat die Leute irgendwie angezogen, bis es die Menschen in den Beinen gejuckt hat. Und nicht nur die Jugend. Ich mein, diese Tanzperformance von den jungen Einheimischen, das hat schon gezogen. Wie die da einmaschiert sind mit der Jung-Blasmusik, da blieben einige Münder sperrangelweit offen. Und die fielen quasi drei Wochen nicht mehr so richtig zu. Der Herr und die Dame vom Bildungs- und Heimatwerk, die waren auch nicht ohne. Stellen sich einfach hin und meinen, dass jetzt alle miteinander tanzen und singen würden. Bitte, wie soll das gehen mit zweihundertfünfzig Leuten? Ein paar sind gleich an die Bar geflüchtet, aber das waren die wenigsten, der Rest entzauberte schlicht alle Vorurteile, dass Tanzen nur was für Spinner sei.

 Am nächsten Tag, wieder ein herrlicher Augusttag, waren diese "Spinner" vor der anderen Kirche, weiter oben in Obersulz.

Auf mir stand:

 "Mit der Kraft des Sommers" - Wortgottesdienst mit Tanz

 Mich haben sie ja nicht mit genommen, doch was ich so gehört habe, ist ihnen die Kombination Tanz und Wort sehr gut gelungen. Eh klar, keiner hat sich vorher etwas darunter vorstellen können, aber im Tun,  im Tanzen,  nimmt man den Boden unter den Füßen ganz anders wahr und den Himmel darüber auch.

 Die Kathi, eine vom tanzbbodnvorbereitungsteam, hat gemeint, weil sie ja auf Kindergärtnerin studiert, es wäre schön,

 mit Kindern Reigentänze

 zu veranstalten. Gesagt, getan. Nur kamen nicht nur die Kinder in Scharen, sondern auch deren Eltern und schier sämtliche Verwandte und füllten den Erdpreßer Sportplatz wie ein Stadion, Kindershuttledienst mit dem Feuerwehrauto inbegriffen.

 Da gabs doch etwas zweimal? Ach ja, der Herr Ronald, auch ein so ein tanzbödler; nicht genug, dass er sich sehr um die Platzgestaltung und die löbliche Verbindung zur Markgemeinde angenommen hatte, er gab sogar Tanzunterricht. Die Frage "Wer braucht das schon?" erübrigte sich wieder mal sehr schnell.  Fox und Lateinamerikanische Tänze erzeugten mitten im Ort jenen schon zur Gewohnheit gewordenen unverwechselbaren 'tanzbodnflair".  Die Früchte dieses Tanzkurses werden sich auf die nächste Ballsaison niederschlagen, dass es nur so rauschen wird.

 A pro pos Rauschen: An einem Samstag Nachmittag probierten so komisch angezogene junge Burschen mit Strominstrumenten ihre Geräte aus, dass ich glaubte, das ganze Gretzl stürzt ein. Ich spreche von der

 Jugendnacht

 Ich hatte mich schon auf eine Trommelfellentzündung eingestellt. War aber nicht so. Irgendwie haben die Jungs ganz schön was drauf gehabt und die Lautstärke fiel  mir am Abend gar nicht mehr auf. Jedenfalls umgeblasen hat es mich nicht. Nicht einmal die anschließende Premiere von DJ Andi. Ich glaube, der hat eine Woche lang coole Musik vom Internet runtergeladen. Einigen wars vielleicht zu modern, aber wenn sich die Jungen nicht ein bisschen am Limit bewegen, wer dann sonst?

 Dann aber kam schon die nächste  Heftigkeit,

 der DånsAbend

 Ja, da hatte ich Mitleid mit meinem Nachbarn, dem Tanzboden. Das war für ihn die Zerreissprobe im wörtlichen Sinn! So ruhig und zart, wie der Abend mit dem Fiaxaung (heimisches A capella Quartett) begann, so temperamentvoll kam er zum Höhepunkt – die rumänische Tanzgruppe aus Suceava in ihren ständig wechselnden Trachten, brachten das Parkett ordentlich zum Schwingen, und ich bekam einen kleinen Eindruck, von einem  fast exotischen Land, das gar nicht so weit entfernt liegt.

 Soviel ich mitgekriegt habe, war nicht nur das rotierende Vorbereitungsteam im Einsatz. Verschiedene Vereine und Einzelpersonen gestalteten den  tanzbodn mit. Etwa bei einer Spontanjause irgendwelcher dahergelaufenenen –und geradelten  Sulzer und Sulzerinnen, roch es gleich neben mir wirklich verlockend.

(Natürlich hab ich wieder mal nichts abbekommen, aber das bin ich ja von Nexing gewöhnt, ich bin eben nur eine Hinweistafel. Im nächsten Leben werde ich Tanzboden!)

 Jetzt zur jungen Jugend: Von der Tennis- und Sportäkschn für kids bekam ich einige ganz bunt geschmückte Kinder zu Gesicht – sie liefen beim Nachhausekommen an mir vorbei und erzählten ganz aufgeregt  von den vielen schönen , im Originallaut „sehr suprigen“ Bewegungsstationen, die sie am Tennisplatz durchliefen.

Auf mir war auch zu lesen, dass der Sportverein ein tanzbodntischtennisturnier macht. Fand auch statt, nur halt wegen des Windes im Pfarrsaal, genauso wie der Frühschoppen und aus der Feldmesse wurde auch nichts, der Herbst klopfte in der Abschiedsphase des Projektes an.  Mir hätte das nichts gemacht, aber die Menschen waren halt sehr verwöhnt von den warmen Tagen und Nächten davor.

Der Obersulzer Chor gab erstmals in der Niedersulzer Kirche sein Bestes und als der Hr. Bgm Lesung und Fürbitten vorlas, wurden alle sehr schön aufmerksam.

 Vom Wettergott zugelassen wurde wider Erwarten

 das MusikantInnentreffen der Blasmusikvereine Ober- und Niedersulz!

 Im wunderbaren Ambiente des Nexinger Schlosses soll es den BesucherInnen so gut gefallen haben, dass gleich darüber laute Rufe nach einer Wiederholung im nächsten Jahr zu hören waren. Nicht nur das klangvolle Konzert der beiden Musikkapellen, sondern auch das feine  Gulasch haben u.a. zu einem einzigartigen, aber hoffentlich nicht letztmaligen Abend beigetragen!

 In Nexing fand sogar noch ein zweites Ereignis rund um das Tanzen statt. Ein Tanz der Farben im Gasthof zum Karpfenteich. Der berühmte  Gottfried Laf Wurm malte vor dem Mistelbacher und Retzer Bürgermeister und weiss der Kuckuck noch vor welcher Prominez, sein Geburtstagsbild, das anschliessend verlost wurde – und Wirt Ernst öffnete seine Küche und alle Neugierigen und Hungrigen konnten diese Heilige Hallen einmal von Innen sehen – selbst ich  alter Nexinger durfte da bisweilen noch nicht hinein!

Da sei zum Abschied noch dieses

 Leit zommtrommln

 erwähnt. Cirka 50 Tschemben, Darabukas, Rahmentrommeln und  Bongos machten Rhythmus und Musik. Vom Winde verweht zwar im Schulhof anstatt des Tanzbodens, aber bei meiner Ehr, der hat wahrlich genug durchgemacht und das meine ich sehr positiv. Denn das die Leute von ganz Sulz auf einem Platz zusammenrennen und feiern und tanzen, das muss ihm erst mal wer nachmachen. Ich für meine Person wäre ja für weitere anzukündigende „Schand“ -taten durchaus bereit!

 See You in Nexing

Euer Pepsch

top

 

Zurück zur Dorfzeitung Herbst 2001     Zurück zur Homepage