Die
Abkunft der Haunsberger wird bis in die Zeit König Karls des Großen und
Bischof Arnos, also bis ins ausgehende 8. Jahrhundert, zurückgeführt.
Verliert sich auch der erste Besitzvorgänger der Haunsberger im
mythischen Dunkel der beginnenden Karolingerzeit, so führt doch eine
schmale Brücke besitzgeschichtlich - genealogischer Nachrichten von jenen
Anfängen im 8. Jahrhundert bis zu dem ersten namentlich beurkundeten
Haunsberger, Friedrich I. von Haunsberg. Jedoch müssen schon Friedrichs
Vorfahren rüstig am Werk gewesen sein, einen solchen Besitzstand zu begründen.
Mit einem Worte: Alles erinnert an die ruhmvolle Zeit Kaiser Heinrich
III., da das Deutsche Reich seine größte Ausdehnung nach Osten erhielt.
Bereits im Jahre 798 erscheint erstmals
der Name Haunsberg in den „Breves Notitiae“ als Mons Hunsperch: „Donatio
Liuperti ad Nuzdorf (erste Nennung von Nußdorf am Haunsberg!) iuxta
montem qui vocatur Hunsperch“. Der
Name „Haunsberg“ ist wohl von dem althochdeutschen Personennamen Huno
(„Hühne“) abzuleiten, heißt als Berg des Huno, von welchem sich auch
der Familienname der späteren Haunsberger
ableitete. Dieser Edle Huno, dessen Name auch auf den Volksnamen
der „Hunnen“ (Awaren!) hinweist, dürfte am Haunsberg einen Sitz
gehabt haben, und war auch zu Heining („Huning“, nahe Laufen) und in
der Gegend von Köstendorf begütert, wo er um 800 mehrere Höfe an das
Kloster Mondsee vergab, wie der Traditionsindex berichtet.
Nußdorf am Haunsberg
Wir können hier also folgendes
festhalten: Trotz einiger früherer Nennungen (aus dem späten 8.
Jahrhundert) läßt sich quellenmäßig keine sichere genealogische
Verbindung zu den später hier auftretenden Haunsbergern nachweisen. Die
Edelfreien von Haunsberg, die gegen Ende des 11. Jahrhundert erstmals in
den Quellen auftauchen, haben den Namen dieses Berges angenommen, auf dem
sie ihre namengebende Stammburg erbauten (die Felsenburg „Haunsberg“,
die auf dem vorspringenden Felshöcker oberhalb der heutigen
Pankrazenkirche einst stolz in das Oichten- und Salzachtal herniederragte)
und nannten sich fortan nach diesem Berg und dieser Burg „von
Haunsberg“.
Als
Indiz für die Herkunft der Haunsberger wurde bisher allgemein die „Hantgemalnotiz“
aus dem berühmten „Codex Falkensteinensis“ der Grafen von
Neuburg-Falkenstein (an der Mangfall und am Inn) herangezogen, wonach die
Haunsberger und die Bruckberger mit den Grafen von Falkenstein das Falkenstein´sche Handgmal (praedium
libertatis) –ein gekennzeichnetes Sondergrundstück – in Geiselbach
(bei Erding in Oberbayern) besessen hatten. Eine Abkunft von den
Falkensteinern, die auch Besitztümer in Niederösterreich hatten, läßt
sich daraus aber nicht ableiten, eher schon eine Verwandtschaft mit den
Herren von Bruckberg, deren Leitname auch Friedrich war.
Von
maßgeblicher Bedeutung für den Aufstieg der Haunsberger ab dem späten
11. Jahrhundert dürfte eine Verbindung zu den Grafen von Tengling aus der
Sippe der Sighartinger im unteren Salzburggau gewesen sein; so hatten die
Haunsberger ihre Familiengrabstätte und Kapelle („Haunsberger- oder
Marienkapelle“) im Sighartinger Hauskloster Michaelbeuern. Dazu paßt,
daß ein gewisser Engelschalk – ein Edler aus der Umbebung – bei der
Michaelbeurer Einweihungszeremonie von 1072 zugegen war. Jener
Engelschalk, der wahrscheinlich eine Sighardingerin zur Frau nahm, welche
ihm den reichlichen Besitz nördlich und westlich der Oichten bis über
die Moosach hinaus in die Ehe mitbrachte, könnte als der Vater Friedrichs
I. von Haunsberg angesehen werden. Aus dieser Verbindung ließe sich
erstens der riesige haunsbergische Besitzkomplex zwischen Oichten und
Weilhartforst und zweitens der haunsbergische Leitname Friedrich, der auch
bei den Grafen von Tengling üblich war, plausibel erklären.
Michaelbeuern
Nun die weitere Entwicklung: Im 11.
Jahrhundert vollzogen sich gravierende Umwälzungen, die den Ausbau der
Herrschaft Haunsberg und damit letztlich auch den Aufstieg des Hauses
Haunsberg ermöglichten. Damit sind wir in ein entscheidendes
Entwicklungsstadium getreten, in welchem die Weichen für die folgenden
Jahrhunderte gestellt wurden.
Es erhebt sich die Frage, wie diese
Dynastie ihren Aufstieg geschafft hat. Die Ausgangslage für die
Haunsberger hatte sich inzwischen grundlegend geändert, und zwar
zugunsten derselben. Mit der 1040 erfolgten Abtretung des weitläufigen
Reichsbezirkes zwischen Haunsberg und Buchberg an Passau, welcher von
Mattsee aus verwaltet wurde, eröffnete sich den Haunsbergern im Osten ein
extensives Aktionsfeld, wobei diese durch einen schrankenlosen
Expansionsdrang in Erscheinung traten. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts
wurden die Grundlagen geschaffen, auf denen Friedrich I. und seine
Nachfahren weiterzubauen vermochten.
Der Südhang des
Haunsberges bei Acharting/ Anthering. Links unten
sieht man die Fuchsenmühle.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie
es den frühen Haunsbergern gelang, aus doch dürftigen Anfängen heraus
eine bedeutende Machtstellung zu erringen. Die Haunsberger haben zunächst
den Hebel ihrer Macht vor allem an der Westseite des Haunsberges
(besonders um ihre Herrschaftszentrum mit der Burg Hausberg zu St.
Pankraz) – also im Oichtental – angesetzt, gründeten dann als
Passauer Vögte in ihrer neuen Einflußzone an der Ostseite des
Haunsberges eine weiter Burg, die „obere Burg“ zu Au bei Obertrum und
haben aus der Schar der hier hausenden kleineren Edelfreien einen verhältnismäßig
geschlossenen Bezirk herausgesprengt und botmäßig gemacht (so zum
Beispiel die Nußdorfer auf der westlichen Seite des Haunsberges). Überdies
vermag uns die räumliche Verteilung ihrer Dienstmannen wichtige Aufschlüsse
über den Machtbereich zu geben. Soviel kann bereits gesagt werden: Es
zeigt sich, daß dieser Machtbereich bis ins frühe 13. Jahrhundert hinein
im Großen und Ganzen gehalten werden konnte und daß sich ihre
Ministeralität besonders im Oichtental verdichtete.
Bereich der oberen Burg
im Ortsteil Au der Gemeinde Obertrum/ See
Vor 1000 rieseln die historischen
Quellen dünn; von den Haunsbergern kennen wir bis dahin kaum mehr als
ihre Namen. Das ändert sich erst, als der energische Friedrich I. das
Ruder ergriffen hatte, welcher das angesehene Burggrafenamt auf der
Festung Hohensalzburg gewann. In zahlreichen Urkunden aus Klöstern und (Hoch)-Stiften
von der Salzach bis zur Donau finden wir seinen Namen verzeichnet und häufig
auch einige Leute aus seinem Gefolge.
Diese
Dienstmannen oder Ministerialen sind niedere Adelige, die zum Führen von
Waffen berechtigt sind, also ritterlichen Standes, dabei aber unfrei, also
„Eigentum“ ihres Herrn, der sie zu verschiedenen Diensten
abkommandieren konnte. Sie waren zu strengem Gehorsam verpflichtet,
stellten die Kampftruppe, verteidigten die Burgen, verwalteten die
Herrschaftsräume und stellten ihrem Herrn die engsten Vertrauten.
Hinter dem
zeitgenössischen Turm auf dem Haunsberg verbirgt sich angeblich
nur die Flugsicherung für den Salzburger Flughafen.
Bezeichnend für die Zielstrebigkeit
der Haunsberger war der Versuch, „ihr“ Gebiet unter Kontrolle zu
bringen, es also machtmäßig zu durchdringen. Dabei bedienten sie sich
der damals üblichen und durchaus nicht zimperlichen Machtmittel, die sie
ohne viel Federlesens konsequent und kompromißlos Handzuhaben wußten.
Die Vogtei mit ihren damit verbundenen Gerichts- und herrschaftsrechten
stellte dabei den Ansatzpunkt dar, die abhängigen Ritter (milites) und
Ministerialen, mit denen dort die Machtpolitik fortgesetzt wurde, wo die
Rechte endeten, den Machthebel, und das Ergebnis war eben jene Herrschaft
Haunsberg, wie sie – zusammengewachsen aus verschiedenen Komplexen –
um 1100 vor uns lag und dabei für lange Zeit den tonangebenden
Machtfaktor zwischen Salzach und Mattig darstellte.
Werfen
wir noch einen kurzen Blick zurück. Wir haben nun gesehen, welche
Aufstiegsmöglichkeiten sich da einem energischen und unablässig auf
seinen Vorteil bedachten Geschlecht aufgetan haben. Die >Haunsberger
sind auf hochstiftischem Besitz, nämlich auf Passauer Besitz, groß
geworden. Als Vasallen und Vögte auf altem Passauer Besitz bauten sie
konsequent ihre Adelsherrschaft auf. Hiezu kam noch reiches erbe aus
ehelichen Verbindungen (zum Beispiel das Sighartinger Erbe). So stellte
sich nun das Bild haunsbergischer Macht im ausgehenden 11. jahrhundert als
ein komplexes Ineinander verschiedener Rechte dar, so daß neben
„quasigräflichen“ Rechten, die die Haunsberger im Norden der Stadt
Salzburg und östlich der Salzach ausübten, auch die militärische
Schlagkraft des anwachsenden ritterlichen Gefolges in Betracht zu ziehen
ist.
Das Oichtental in
Richtung Süden
Waren um diese Zeit im haunsbergischen
Raum andere ernstzunehmende Rivalen nahezu ausgeschaltet, so bot doch das
nähere Umland – besonders der Raum nördlich des Oichtenflusses –
gute Expansionsmöglichkeiten. Rücksichtslose Machtpolitik, die günstige
Konstellation der Machtverhältnisse, sowie jegliche Ausnützung der Gunst
der Verhältnisse waren hierbei die tragenden Momente. Denn jenes
Herrschaftsgebilde, das sich in den letzten Jahrzehnten des 11.
Jahrhunderts um den Haunsberg entwickelte, erhielt nun unter Friedrich I.
von Haunsberg eine neue historische Dimension.
Vorschau:
In der nächsten Ausgabe der Dorfzeitung
lesen Sie über die „Hochblüte und den Verfall des Geschlechtes der
Haunsberger“
|