Salzburg ist eine schöne Stadt. Eine
schöne Stadt, mit schönen Häusern und einem Fluß mittendrin. Auf
dessen eine Seite die Altstadt, Weltkulturerbe und auf der anderen Seite
auch Stadt. Nun müssen diese beiden Seiten ja auch irgendwie miteinander
verbunden werden. Schließlich wollen die Leute vom rechten Salzachufer
auch mal die Leute vom linken Salzachufer besuchen und umgekehrt. Dieses
Problem der Flußüberquerung wird schon seit erdenklichen Zeiten mit
Hilfe von Brücken gelöst. Brücken gibt es viele verschiedene. Es gibt
große und kleine, es gibt Fußgänger- und Autobahnbrücken, es gibt
Zugbrücken und “Zug”brücken. Dann gibt es noch prachtvolle Brücken
oder nur kleine Holzstege. Also eine große Auswahl. Und Brücken hat
Salzburg ja nun auch. Sieben oder acht im engeren Stadtgebiet. Aber wie
soll denn eine Fußgängerbrücke aussehen, die in das Weltkulturerbe
Salzburg führt? Eine schwierige Frage, wohl wahr. Es wurde in der Stadt
auch lange mit der Entscheidung für einen neuen Steg gerungen, als
feststand, daß der alte Makartsteg nicht mehr “tragbar” war.
Um nun also genau zu sein, gibt es in
Salzburg momentan nur 71/2 Brücken. Natürlich nicht auf Dauer, aber doch
für eine lästige Zeit ein lästiger Umweg für so manch einen. Und
gerade an solch heikler Stelle, der größten Haltestelle öffentlicher
Verkehrsmittel in der Innenstadt, deren direkte Verbindung mit dem anderen
Ufer überaus sinnvoll und wichtig ist, war und sein wird. Nun denn,
notwendig war es, also so sei es. Aber warum, liebe Stadtväter, warum
denn nur muß der Steg “tangential zu den Hausfluchten der J.-F.-Hummel-Straße
liegen und bogenförmig zum Altstadtufer führen?” Ist unser Leben nicht
schon kurvenreich genug, als daß wir dann auch noch über einen zweifach
gekrümmten Steg wandeln müssen?
Nun ja, vielleicht sieht
so ja unsere Zukunft aus. Kurven so weit das Auge reicht. Kurven sind ja
auch was schönes, man denke nur an die weibliche Figur! Allerdings hätte
man dann in der Zukunft auch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. So
schön eine Designerwohnung im Wellenlook mit Maßmöbeln auch wäre, was
würden denn die armen Aufzughersteller machen, stünden sie auf einmal
vor dem Problem, einen S-förmigen Wolkenkratzer hochfahren zu müssen?
Auch als Autofahrer
könnten gewisse Probleme entstehen, wenn
auf unseren Autobahnen auf einmal Zickzack die vorherrschende Fahrspur wäre,
um “entgegenkommenden oder an einem vorbeifahrenden Benutzern nicht
frontal, sondern in einer sich ständig ändernden perspektivischen
Beziehung zu einem selbst und zum Straßenbild zu erleben?” (Zitat der
Architekten zum neuen Makartsteg)
Denken wir hierbei auch mal an die ganz
einfach Dinge: Mit einem kurvereich geschwungener Besen lassen sich Ecken
einfach schwieriger säubern. Was weiter würde dem Wahn der runden Ecken
folgen? Bei den Autos hat der Beetle ja schon den Anfang gemacht, wie aber
würden Radfahrer reagieren, wenn sie auf einmal Schlangenlinien fahren müßten
und wie würde dann der Promilletest der Polizei aussehen: ”Folgen sie
bitte dieser zweifach gekrümmten Linie mit einem variierenden Winkel von
56° bis hin zu diesem tangential bezeichneten Punkt.” Führerscheine würden
in die Liste der bedrohten Arten aufgenommen werden. Bei manchen Dingen würde
sich allerdings gar nichts ändern, denn: Toiletten sind schon rund. Natürlich
hätte solche eine Umstellung auf das runde, gebogene, gekrümmte auch
seine Vorteile: Man müßte keine knochigen Models mehr ertragen, die
aussehen, als stünden sie kurz vor dem Hungertod, krumm Nasen wären auf
einmal “In” und der Makartsteg würde als eines der
zukunftsweisendsten Projekte unserer Zeit gelten. Das wäre doch was? |