Annabell Brand - Eine runde Sache

Der Salzburger Markartsteg.

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Salzburg ist eine schöne Stadt. Eine schöne Stadt, mit schönen Häusern und einem Fluß mittendrin. Auf dessen eine Seite die Altstadt, Weltkulturerbe und auf der anderen Seite auch Stadt. Nun müssen diese beiden Seiten ja auch irgendwie miteinander verbunden werden. Schließlich wollen die Leute vom rechten Salzachufer auch mal die Leute vom linken Salzachufer besuchen und umgekehrt. Dieses Problem der Flußüberquerung wird schon seit erdenklichen Zeiten mit Hilfe von Brücken gelöst. Brücken gibt es viele verschiedene. Es gibt große und kleine, es gibt Fußgänger- und Autobahnbrücken, es gibt Zugbrücken und “Zug”brücken. Dann gibt es noch prachtvolle Brücken oder nur kleine Holzstege. Also eine große Auswahl. Und Brücken hat Salzburg ja nun auch. Sieben oder acht im engeren Stadtgebiet. Aber wie soll denn eine Fußgängerbrücke aussehen, die in das Weltkulturerbe Salzburg führt? Eine schwierige Frage, wohl wahr. Es wurde in der Stadt auch lange mit der Entscheidung für einen neuen Steg gerungen, als feststand, daß der alte Makartsteg nicht mehr “tragbar” war.

Um nun also genau zu sein, gibt es in Salzburg momentan nur 71/2 Brücken. Natürlich nicht auf Dauer, aber doch für eine lästige Zeit ein lästiger Umweg für so manch einen. Und gerade an solch heikler Stelle, der größten Haltestelle öffentlicher Verkehrsmittel in der Innenstadt, deren direkte Verbindung mit dem anderen Ufer überaus sinnvoll und wichtig ist, war und sein wird. Nun denn, notwendig war es, also so sei es. Aber warum, liebe Stadtväter, warum denn nur muß der Steg “tangential zu den Hausfluchten der J.-F.-Hummel-Straße liegen und bogenförmig zum Altstadtufer führen?” Ist unser Leben nicht schon kurvenreich genug, als daß wir dann auch noch über einen zweifach gekrümmten Steg wandeln müssen?

Nun ja, vielleicht sieht so ja unsere Zukunft aus. Kurven so weit das Auge reicht. Kurven sind ja auch was schönes, man denke nur an die weibliche Figur! Allerdings hätte man dann in der Zukunft auch mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. So schön eine Designerwohnung im Wellenlook mit Maßmöbeln auch wäre, was würden denn die armen Aufzughersteller machen, stünden sie auf einmal vor dem Problem, einen S-förmigen Wolkenkratzer hochfahren zu müssen? Auch als Autofahrer

könnten gewisse Probleme entstehen, wenn auf unseren Autobahnen auf einmal Zickzack die vorherrschende Fahrspur wäre, um “entgegenkommenden oder an einem vorbeifahrenden Benutzern nicht frontal, sondern in einer sich ständig ändernden perspektivischen Beziehung zu einem selbst und zum Straßenbild zu erleben?” (Zitat der Architekten zum neuen Makartsteg)

Denken wir hierbei auch mal an die ganz einfach Dinge: Mit einem kurvereich geschwungener Besen lassen sich Ecken einfach schwieriger säubern. Was weiter würde dem Wahn der runden Ecken folgen? Bei den Autos hat der Beetle ja schon den Anfang gemacht, wie aber würden Radfahrer reagieren, wenn sie auf einmal Schlangenlinien fahren müßten und wie würde dann der Promilletest der Polizei aussehen: ”Folgen sie bitte dieser zweifach gekrümmten Linie mit einem variierenden Winkel von 56° bis hin zu diesem tangential bezeichneten Punkt.” Führerscheine würden in die Liste der bedrohten Arten aufgenommen werden. Bei manchen Dingen würde sich allerdings gar nichts ändern, denn: Toiletten sind schon rund. Natürlich hätte solche eine Umstellung auf das runde, gebogene, gekrümmte auch seine Vorteile: Man müßte keine knochigen Models mehr ertragen, die aussehen, als stünden sie kurz vor dem Hungertod, krumm Nasen wären auf einmal “In” und der Makartsteg würde als eines der zukunftsweisendsten Projekte unserer Zeit gelten. Das wäre doch was?

 

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