Osterbräuche INNERGEBIRG

Von Walter Schweinöster

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Osterfeuer und Feuerheimtragen

Eine Sonderform der Osterfeuer hat sich im Salzburger Lungau entwickelt: Hier werden in den verschiedenen Orten von Burschen und Männern in einer rund zweiwöchigen Arbeitszeit vier bis sechs Meter hohe “Kästen", festgefügte, pyramidenförmige Holzgestelle, gezimmert. Innen werden sie mit Reisig und anderen Baumabfällen gefüllt. In der Nacht vom Karsamstag auf Ostersonntag werden sie als Freude der Wiederauferstehung Christi angezündet. In manchen Orten des Landes Salzburg hat sich auch das “Feuerheimtragen" erhalten. Seit dem Altertum bis herauf in die Neuzeit werden an bestimmten Tagen des Jahres alle offenen Feuer gelöscht und dann wieder neu entfacht. Diesen Ritus übernahm auch die christliche Kirche und brachte ihn mit dem Tod Christi in Verbindung. Auf verschiedene Weise - meist durch Kinder - wird das neu entfachte Osterfeuer dann in die Häuser gebracht, wo es nach dem Volksglauben Segen bringen und Unheil fernhalten soll.

Palmeselumzüge und Palmbuschen

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Am  Palmsonntag finden im Land Salzburg in drei Gemeinden wieder Umzüge mit Palmeseln statt. In Thomatal im Lungau reitet der über 80jährige Pfarrer Valentin Pfeifenberger als Christus verkleidet auf einem Esel in die Kirche. Auch in Hintersee im Flachgau wird bei einer Prozession durch den Ort ein lebendiger Esel mitgeführt. Ein Ministrant stellt dort Jesus dar. In Puch im Tennengau wird ein hölzerner Esel nach der Palmweihe zur Kirche getragen.
Ein Schriftstück aus dem 10. Jahrhundert gilt als die älteste Urkunde, die über Palmeselumzüge berichtet. Damals wollte man den Einzug Jesu in Jerusalem möglichst lebendig gestalten. Priester und sogar Bischöfe und Knaben setzten sich auf die Grautiere.
Die Palmeselprozessionen nehmen Bezug auf die Prophetie, Sirach 9,9: “ Siehe, dein König kommt, reitend auf einem Eselfüllen!"  Nach einem Verbot durch die Kirche im 18. Jahrhundert gerieten die meisten Palmeselzüge in Vergessenheit.
Bei den Palmprozessionen werden von den Kindern kleine Palmbuschen oder lange Palmstangen in die Kirche zur Weihe getragen. Die Palmenbuschen aus Weidenästen erinnern an die “Palmen" beim Einzug Christi in Jerusalem. Nach der Weihe werden in vielen Gegenden die Palmbuschen als Abwehr- und Fruchtbarkeitssymbole auf das Feld gesteckt oder im Haus verwahrt. Geweihte Palmkätzchen, unzerkaut geschluckt, sollen nach altem Brauch vor Krankheit schützen.

 

Goneslaufen am Ostermontag - Alter einzigartiger Brauch

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Mit dem “Gones-Laufen³, einem Jux-Fangenspielen, das nur in Wölting bei Tamsweg im  abgehalten wird, findet das Osterbrauchtum im Salzburger Lungau am Ostermontag (14.00 Uhr) seinen Abschluss. Bei diesem Spiel bilden Pärchen eine längere Reihe. Der erste in der Reihe hat keine Partnerin. Er ist der “Gones" (männliche Gans), der sich eine Partnerin erst einfangen muss. Nachdem er den Ruf “Gones, Gones, Kikeriki, des letzte Paarl her für mi" ausgestoßen hat, muss das letzte Pärchen in der Reihe getrennt weglaufen und der Gones versucht nun, das Mädchen vor deren Partner einzufangen. Gelingt ihm dies, gibt er den “Gones" an seinen Widerpart ab und er selbst kann sich in die letzte Reihe mit seiner gewonnenen Partnerin stellen. Ansonsten muss er weiterhin den “Gones" spielen. Gelaufen wird, bis die Erschöpfung der Teilnehmer zu groß geworden ist. Das “Gones-Laufen" ist in Tamsweg seit mehreren Jahrhunderten überliefert und wird nach wie vor unverändert abgehalten.

Gebildbrotbacken in der Vorosterzeit wie früher
Traditionelle Geschenke an Patenkinder

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Einer der wenigen Bäckereien, die den Brauch  des Gebildbrotbackens zu Ostern noch pflegen, ist die Bäckerei Färbinger in Lofer im Salzburger Pinzgau. Bäcker Helmut Hohenwarter  aus St. Martin bei Lofer erlernte die Kunst dieses Backens unter anderem im Oberpinzgau. Gebildbrote sind frei mit der Hand geformtes, “gebildetes" Brot wie etwa die traditionelle Osterhenne, das Osterfladenbrot oder Osternester.  Die Gebäckstücke zählen zur traditionellen Formenwelt der Volkskunst und versinnbildlichen Glaubensvorstellungen, die sich einst an die Darreichung dieser alten Opfer- und Kultgebäcke knüpften. 

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Zu Ostern werden die Gebildbrote von Paten an ihre Patenkinder verschenkt. Mit dieser Überreichung soll besonderer Segen vermittelt werden: Gesundheit, Fruchtbarkeit und Glück. Beliebt ist auch das Schenken von Osterbrezen.

 

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