Salzburg für Spezialisten

Wie genau kennen Sie die Stadt Salzburg? Wo sind die abgebildeten Inschriften/ Denkmäler zu finden? Viel Spaß beim Nachdenken. Im "Ernstfall" finden Sie die Auflösungen weiter unten auf dieser Seite!      Fotos: KTraintinger

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Die Auflösungen  
  
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Die "Marktfrau" befindet sich links neben der Andräkirche, just auf dem Platz, auf dem jeden Donnerstag der Schrannenmarkt stattfindet. 

  
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Die "Stille Nacht" Gedenktafel befindet sich am Anfang der Steingasse, gleich nach der Imbergstiege; Steingasse 9 
  
Geburtshaus Joseph Mohr - Ein Frauenhaushalt der Unterschicht
(Entnommen aus dem Buch: 
Salzburg für Frauen von Gertraud Steiner erschienen im Verlag Anton Pustet Salzburg)

Joseph Mohr war nicht das erste ledige Kind der Strickerin Anna Schoiberin (1758-1827), sondern bloß noch eins, das Leumund und Haushalt belastete. Maria Schoiberin, die Großmutter, hatte 1767, mit dem Tod ihres Mannes Anton Schoiber, Salzamtsschreiber und Salzeinnehmer in Hallein, auch den Ernährer der Familie verloren und war in Not geraten. Sie verzog nach Salzburg, brachte sich und die Tochter mit Stricken durch und nahm dazu entgeltliche Bettgeher in ihre enge Steingassenbehausung auf.

Es gab zu jener Zeit noch kaum fabriksmäßig hergestellte Konfektionsware, die vorhandene textile Hausindustrie wurde von Frauen der proletarischen Unterschicht ausgeübt.  Die handgestrickten Stücke wanderten zum Strumpfwirker Laubacher in der Pfeifergasse 9, oder sie waren von Kunden direkt bestellt.

Eine ordentliche Eheschließung, für die das Erzbistum Salzburg ohnedies eine Reihe von Hindernissen und Ausschließungsgründen kannte, war unter diesen Lebensbedingungen ausgeschlossen. Kinder kamen trotzdem, verschärften die Not und setzten ihre ledigen Mütter sozialer Ächtung aus. Auch Anna Schoiberin büßte ihr fleischliches Verbrechen mit der Eintragung ins Fornifikationsprotokoll und einer Geldstrafe von 9 Gulden. Ein Betrag, für den sie ein Stück Rind bekommen hätte. Aber sie fand in ihrer Misere einen bewährten Anwalt der Armen.

Der Scharfrichter Franz Joseph Wohlmuth linderte sein soziales Außenseitertum seit Jahren mit karitativer Großzügigkeit, erlegte auch in diesem Fall die Geldstrafe und bot sich zudem als Patenonkel an. Bei der Taufe des Säuglings Josef Mohr wurde er freilich durch eine Frau, Franziska Zachin, vertreten. Vielleicht war dem Henker der Zutritt in die Kirche untersagt, oder dieser betrachtete seine zahlreichen Patenschaften für Unglückswürmer als Routinesache, die keinen persönlichen Einsatz erfordern durften.

Der kleine Josef Mohr hatte, im Unterschied zu seiner Mutter und Großmutter, einen besseren Stern auf seinem Lebensweg. - Einer weiblichen Biografie hätte dieser nicht leuchten können.

Denn nur einer musikalischen Begabung männlichen Geschlechts stand der Chor des Domkapitels und in Folge davon eine kirchliche Laufbahn offen. Der illegitime Sprößling einer armen Strickerin und eines entlaufenen Lungauer Wachsoldaten, an dessen Wiege der Henker Pate gestanden hatte, wurde Priester und schließlich Dichter des Liedes "Stille Nacht, heilige Nacht".

  
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0292.jpg (42861 Byte) Die Tafel befindet sich am "Denksteinhaus" am Beginn der Linzergasse an der Ecke zur Dreifaltigkeitsgasse.
  

 

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