Günter Hartl In Oberndorf/ Salzach

"Eine Wäscheleine für die Kunst"  - Ein kommunikatives Kunstprojekt

zurück


Günter Hartl.jpg (21240 Byte)


Es läutet an Ihrer Tür. Sie öffnen und vor Ihnen steht ein Mann,  der mit Ihnen ein Gespräch über Kunst führen will und Sie bittet, ihm ein altes Leintuch, Tischtuch oder Ähnliches mitzugeben. Er erklärt Ihnen, daß er  beides, Ihre Kunstmeinung und Ihr abgelegtes Tuch,  für eine
Kunstaktion braucht.  Geht es hier wirklich um Kunst, welcher Kunstbegriff steckt dahinter?

Günter Hartl2.jpg (42164 Byte)

Anfang des 20. Jhdts. hat sich die Aufassung darüber, was Kunst ist bzw. sein soll ständig gewandelt. Kunst will seither nicht mehr nur im
geschützten Raum einer Galerie gezeigt werden,  sondern sich ins Leben einmischen. Der o.ö. Kunsterzieher Günter Hartl, der ursprünglich von der Malerei kommt, will über einen von ihm iniziierten Kommunikationsvorgang Kunst ins Gespräch bringen. Er kann sich dabei auf berühmte Künstler berufen die ebenfalls davon ausgingen, daß Kunst, um wahrgenommen zu werden, unbedingt  auf ein Gegenüber angewiesen ist.  Am intensivsten entsteht  der Kontakt zu Kunst, wenn ich selbst darin eingebunden bin. Und genau das will Günter Hartl mit seiner Besuchsaktion erreichen. Tatsächlich hat er viele interessierte  Partner für seine "Einbindung der Kunst ins wirkliche Leben" gefunden. Die geschenkten Tücher ordnet der Künstler zu einer den Fluss überspannenden Wäschereihe und bei einem kleinen Fest bei der Kunststation zwischen Laufen und Oberndorf am 28. Juli um 19 Uhr werden die Tücher unter der Brücke hängend entrollt.

Günter Hartl3.jpg (39880 Byte)

Diese Arbeit ist einerseits ein ästhetischer Eingriff in den öffentlichen Raum: Bunte Tücher flattern unter einer Brücke und vermitteln den Passanten  ein  "schönes Bild". Andererseits ist  der Künstler mit dieser Intervention in den öffentlichen Raum zeitgenössischen Ansprüchen an die Kunst gerecht geworden. Diese findet ihre Vorbilder in Aussagen von Künstlern wie Joseph Beuys,  der sagte: "Mein Begriff von Plastik" in unserem Fall die flatternden Tücher - "bezog sich immer auf das Leben". hier die Kunstgespräche. Beuys prägt  in der Folge dann denn  Begriff der "sozialen Plastik".  In diesen Begriff von allgemeiner Kreativität soll Kunst sich auflösen. Mit diesem Beitrag  des Künstlers Günter Hartl  und der in der Kunststation  präsentierten Kunstmeinungen setzt die Kunstiniative KNIE einen Schwerpunkt für die Sommermonate,  solange die Tücher flattern!

Ulrike Guggenberger

 

Zurück zur Dorfzeitung 7+8/ 2000     Zurück zur Homepage