"Stille Nacht Symposium Wagrain 99"

 

 

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Joseph Mohr – Querkopf und Menschenfreund

Text: Manfred W.K. Fischer, 
Geschäftsführer der „Stille Nacht Gesellschaft“ 
(Silent Night Association)

Joseph Mohr (1792-1848), dem Textdichter des Weihnachtsliedes „Stille Nacht! Heilige Nacht!“, ist vom 10. bis zum 12. Dezember 1999 ein Symposium in Wagrain mit dem Titel „J.M. – Querkopf und Menschenfreund“ gewidmet. Bei manchen Amtsträgern der Salzburger Kirche galt Joseph Mohr zu seiner Zeit als „Querkopf“. Dies ist in Briefen seiner Vorgesetzten nachzulesen. Sein „quer denken“ erfolgte aber meist in Richtung humaner Ziele, was ihn wiederum als „Menschenfreund“ ausweist. Beim Symposium wird versucht werden das soziale Umfeld in dem und die Zeit in der Mohr wirkte aufzuhellen.

Armenwesen und Schulausbildung der Kinder
Auch in Wagrain, der letzten Station seines seelsorgerischen Wirkens, zeichnete sich Mohr besonders durch sein sozialreformerisches Wirken aus. „Quer denken“ zu den damaligen Gegebenheiten bedeutete, das Schicksal der „Einleger“ als unmenschlich zu brandmarken. Einleger waren alte und kranke, bäuerliche Dienstboten sowie andere nicht mehr arbeitsfähige Menschen. Für eine bestimmte Zeitspanne wurden diese auf einem Bauernhof verpflegt. Lief die Frist ab, mussten sie zum nächsten Hof weiterziehen, um dort aufgenommen zu werden. Mit dem Verlust der Arbeitsfähigkeit war damit der Verlust des Zuhauses verbunden. Um dem abzuhelfen, initiierte Mohr sogenannte Wärmestuben, die zu den Vorläufern des späteren Wagrainer Altenheimes wurden.

Ein weiteres Anliegen stellte für ihn das Schulwesen dar. Als er im Februar 1837 in den Pongauer Ort kam, waren die dortigen Schulverhältnisse verheerend. Das aus Holz erbaute, verfallende Mesnerhaus diente als Schulhaus. Für zirka 170 schulpflichtige Kinder stand eine einzige Stube mit schlechter Beleuchtung zur Verfügung. Energisch trat der Priester für einen umgehenden Neubau. Von der Notwendigkeit einer neuen Schule überzeugte er die Gemeindebürger und Gemeindeoberen genauso wie die „höheren“ Behörden. Bereits im Winter 1837/38 beschafften die Wagrainer Baumaterial und der Schulbau konnte im Sommer 1838 durchgeführt werden. Am 5. November 1838 erfolgte die Weihe der neuen Schule durch den Salzburger Erzbischof Friedrich Fürst Schwarzenberg.

Die Eltern hatten damals für den Schulbesuch ihres Nachwuchses Gebühren zu entrichten. Dies stellte gerade für arme und kinderreiche Familien eine erhebliche Belastung dar. Die Schultaxe fiel für Kinder armer Eltern niedriger aus und für mittellose Eltern zahlte die Gemeinde das verringerte Schulgeld. Weniger Schulgeld bedeutete allerdings für den Lehrer geringeres Einkommen. Um dem Lehrer ein verbessertes Gehalt und der Gemeinde weniger Ausgaben zu bescheren, führte Mohr einen Ausgleichsfonds („Schulgeld-Aversum“) ein, den er bis zu seinem Tod 1848 verwaltete. Sammlungen und Spenden speisten diesen Fonds.

Allen Kindern eine den Zeitumständen entsprechende gute Ausbildung zu ermöglichen, stellte ein vordringliches Anliegen von Joseph Mohr dar. Dies gerade von der persönlichen Erfahrung geprägt, durch gute Schulbildung die materielle Bedürftigkeit zumindest zum Teil überwinden zu können. Als Kind in Armut aufgewachsen, war ihm die Bekämpfung der menschlichen Not zeitlebens wichtig. Er selbst wurde 1792 in der Stadt Salzburg als unehelicher Sohn der Strickerin, Anna Schoiberin, geboren. Ein Förderer, Johann N. Hiernle, ermöglichte ihm eine solide allgemeine und musikalische Ausbildung. Durch persönlichen Einsatz in den Chören der Universität und von St. Peter verdiente sich Mohr einen Teil seiner Ausbildung selbst.

Nach seiner 1815 erfolgten Priesterweihe waren seine ersten Einsatzorte als Priester Ramsau b. Berchtesgaden und Mariapfarr im Lungau. 1817 kam er nach Oberndorf und traf hier mit Franz Xaver Gruber zusammen – dieser war Lehrer, Mesner und Organist in Arnsdorf und spielte in Oberndorf die Orgel. Gruber vertonte 1818 ein von Mohr wahrscheinlich 1816 in Mariapfarr geschriebenes Gedicht. Das Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ war entstanden – heute in zirka 300 verschiedene Sprachen und Dialekte übersetzt. Der Welterfolg des Liedes sorgte dafür, dass Mohr und Gruber nicht in Vergessenheit gerieten und uns ihre Lebenswege bis heute interessieren.

„Stille Nacht!“ als Objekt der Vermarktung - Podiumsdiskussion
Die weltweite Verbreitung sorgte aber auch dafür, dass nicht ganz selbstlos immer wieder PR-Manager und Filmemacher des Themas „Stille Nacht!“ annehmen. Wie weit die Vermarktung des Liedes gehen kann/soll wird beim Symposium im Rahmen einer Podiumsdiskussion hinterfragt. Filmemacher, Tourismusmanager und Wissenschaftler diskutieren unter der Leitung von Prof. Dr. Karl Heinz Ritschl, dem ehemaligen Chefredakteur der Salzburger Nachrichten. Ob zu einer effektiven Vermarktung "Stille-Nacht-Themenparks" oder Konsumartikelverpackungen mit der Aufschrift "Stille Nacht!" unumgänglich sind, wird eine dabei aufgeworfene Fragestellung sein. Erwarteter wirtschaftlicher Nutzen solcher Projekte steht dem konstruktiven Nachdenken über deren Sinnhaftigkeit oft im Wege. Die unterschiedlichen Standpunkte versprechen ein interessantes Duell der Worte zum Symposiumsausklang.

Zu den Diskutanten zählt u.a. Frederick Baker, ein britischer Dokumentarfilmer, der derzeit an der Fortsetzung seiner 1997 (BBC Worldwide, ORF) ausgestrahlten Stille-Nacht-Dokumentation arbeitet. Der zweite Teil der Doku wird am 22. Dezember 1999 um 22.30h in ORF 2 gesendet.

Der erste Teil der einfühlsam gestalteten und profund recherchierten Fernsehdokumentation („Die erste Stille Nacht“, deutsche Fassung) mit Beiträgen zu Arnsdorf und Oberndorf kann über das „Stille Nacht Museum Oberndorf“ (stillenacht.oberndorf@gmx.at) als Video bezogen werden.

Weitere Informationen zum Weihnachtslied „Stille Nacht“ Heilige Nacht! und internationale Internet-Links zum Thema finden Sie auf der Website des Oberndorfer Museums unter (http://www.oberndorf.co.at/museum/StilleNacht/index.htm).

Wenn Sie Interesse am Symposium haben, wenden Sie sich an Frau Mag. Elisabeth Kornhofer in Wagrain (kornhofer@salzburg.co.at).

Symposium : „Joseph Mohr - Querkopf und Menschenfreund"

Wann?    10-12. Dezember 99

Wo?                Sporthotel Wagrain, Hofmark 9, A-5602 Wagrain

Veranstalter:   Kulturverein „Blaues Fenster“ und Marktgemeinde Wagrain

Die Teilnahme ist kostenlos (Anmeldung erforderlich).

Kontaktperson / Anmeldung: Mag. Elisabeth Kornhofer (kornhofer@salzburg.co.at)


 

 

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