Österreichische Naturschutzjugend 

Haslach: "Bauernmühle"

 

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Von der Notwendigkeit, 
die bäuerliche Kulturlandschaft zu schützen

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die bäuerliche Kulturlandschaft des Oberen Mühlviertels tiefgreifend verändert. Traditionelle Wirtschaftsweisen verschwanden und mußten einer technisierten Landwirtschaft weichen. Diese Entwicklung verlangt es, mit den noch verbliebenen naturnahen Lebensräumen viel sorgfältiger als bisher umzugehen. Dies gilt im besonderen Maß für die Torf-Au, einem 20 ha großen Feuchtgebiet bei Ulrichsberg an beiden Ufern der Großen Mühl gelegen und ihrem kulturellen Kleinod, der Berdetschläger Bauernmühle.

Die Torf-Au – Kulturlandschaft der besonderen Art 
im Oberen Mühlviertel

“Die Berdetschläger und Seitelschläger Wiesen sind ein letztes Beispiel für die einst so verbreiteten artenreichen Feuchtwiesen der Mühlviertler Täler, von denen nach den Meliorationen der letzten Jahrzehnte nichts übrig blieb!”
Univ.-Prof. Dr. Robert Krisai über die Torf-Au

Die Torf-Au weist eine typische Mühlviertler Silikatflora auf. Sie wird geprägt von Quellaustritten, stauenden Vernässungsbereichen, Niedermooren, Braunseggensümpfen, Bürstlingsrasengesellschaften, Moorbirken - Schwarzerlenbrüchen,... Die Bürstlingsrasengesellschaften beherbergen niederwüchsige Pflanzenarten. Neben dem namensgebenden Bürstling wachsen hier viele selten gewordene Blütenpflanzen wie Arnika, Waldläusekraut, Niedrige Schwarzwurzel, Kreuzblümchen, u.a.m.

Im Schutzgebiet wurden bisher 65 Vogelarten festgestellt. Etwa ein Viertel davon wird in den “Roten Listen gefährdeter Tiere Österreichs” als bedroht ausgewiesen, wie z. B. der Wachtelkönig, der Wiesenpieper, die Bekassine, die Rohrammer, der Neuntöter und das Braunkehlchen.

Das Braunkehlchen ist kennzeichnend für eine vielfältige Landschaft, wie sie die traditionelle Landwirtschaft im Mühlviertel geschaffen hat. Durch Wiesenumbruch, Entwässerung, sowie großflächigen Getreide- und Maisanbau werden die Lebensräume für diesen typischen Wiesenvogel immer enger.

Schon in den 50er Jahren zeichnete sich eine deutliche Abnahme des Birkhuhnbestandes ab. Das letzte Balzgeschehen konnte in der Torf-Au 1981 beobachtet werden.

Die pflanzliche Artenvielfalt in der Torf-Au ist für das hohe Artenvorkommen von Schmetterlingen von großer Bedeutung. Insgesamt wurden 400 Schmetterlingsarten nachgewiesen. Viele der seltenen und gefährdeten Arten leben an Laubgehölzen, an den verschiedenen Sumpfgräsern und an den krautigen Pflanzen der Naßwiesen.

Die Berdetschläger Bauernmühle - 
ein Stück Kulturgeschichte in der Torf-Au
Wie kommt es zum Projekt önj Bauernmühle Berdetschlag/Torf-Au?

Seine Jugend verbrachte Karl Zimmerhackl, Leiter der Österreichischen Naturschutzjugend Haslach, in Ulrichsberg. Mit seinen Freunden unternahm er Wanderungen entlang der Großen Mühl und deren Seitenbächen. Eine solche Wanderung führte sie auch in die Torf-Au und zur Bauernmühle. Rundum wurde eifrig an der Einbringung der Heuernte gearbeitet. Aus der Mühle waren Geräusche zu hören, die auf deren Betrieb schließen ließen. Mehl- und Getreidesäcke, Holzschäffeln und verstreutes Getreide sind ihm noch im Gedächtnis.

Das Ende der Mühle?

Der undichte Mühlbach, die reperaturbedürftige Mühleneinrichtung, sowie die fällige Gebäudesanierung führten 1973 zum Ende des Mahlbetriebes. Die 12 Eigentümer überließen sie ihrem Schicksal und nahmen alles, was brauchbar war, mit nach Hause. Ende der 70er Jahre war die Mühle bereits zur Ruine verkommen, Teile des Daches fehlten. Im Inneren der Mühle war durch eindringendes Regenwasser der Verputz von den Wänden gefallen, die Holzdecken waren durchmorscht. Der Einsturz des Restdachstuhls war für den nächsten Winter zu erwarten.

Der Zaunkönig weist den Weg

Das kunstvoll ins Mühlenmauerwerk eingebaute Nest des Zaunkönigs lenkte den Blick der Naturschützer auch auf die Mühle. Landschaft und Mühle bilden eine Einheit, die es zu erhalten gilt. Doch bis 1988 gab es keinerlei Initiativen zur Rettung der Mühle - weder seitens der Bauern, noch von der Gemeindeverwaltung oder anderer kulturhistorisch interessierter Personen in der Gemeinde Ulrichsberg. Vielmehr wurde schon vom Einplanieren der Mühle gesprochen. Damit wäre eine der letzten Bauernmühlen aus der Mühlviertler Landschaft verschwunden und mit ihr ein wertvoller Erfahrungsschatz unserer Vorfahren.

Die önj Haslach kauft Teile der Au

Bereits im Jahre 1983, zu Beginn der Grundzusammenlegung, wurden zum Schutz der Torf-Au von der Österreichischen Naturschutzjugend Haslach, vom Österreichischen Naturschutzbund und vom Rotary Club Rohrbach mit den Bauern aus den Ortschaften Seitelschlag und Berdetschlag Pachtverträge auf 3 Jahre abgeschlossen. Seit 1987 wurden von der Österreichischen Naturschutzjugend Haslach einzelne Grundstücke erworben. Die önj Haslach kaufte vorerst Grundstücke außerhalb der Torf-Au. Durch einen Flächentausch kamen dann die ökologisch wertvollsten Flächen in den Besitz der önj Haslach. Wässerwiese, alte Torfstücke, Feuchtwiesen, Trockenwiesen, Quellmoore, Birkenwald, Hecken und Altarme ergeben zusammen die beachtlich große Fläche von 17 ha.

Tausch und Kauf von Grundstücken wurden durch den Prozeß der Grundzusammenlegung (Agrarbezirksbehörde Linz) wesentlich erleichtert. Mit 32 verschiedenen Grundbesitzern wurden Kaufverträge abgeschlossen.

Ziele des Schutzprogrammes der önj Haslach

Durch den Abschluß von Pflegeverträgen mit den Bauern und eine Ausweisung als Naturschutzgebiet wird die langfristige Sicherung der Torf-Au gewährleistet. Ziele des Schutzprogrammes für die Torf-Au sind vor allem:

  •     die Aufrechterhaltung der Bewässerungsnutzung einer 2,5 ha großen Wiese am linken Ufer der Großen Mühl;

  •      keine maschinelle Entwässerung, dafür Instandhaltung der Wiesengräben;

  •      Umwandlung der beiden Monokulturen in Auwälder;

  •      Weiterführung der traditionell extensiven Heunutzung;

  •      keine Erschließung für eine Erholungsnutzung;

  •      die Erhaltung des Strauch- und Baumbestandes entlang der Großen Mühl;

  •      die Instandsetzung eines Teiles des Mühlbaches und der Berdetschläger Mühle aus kulturhistorischer Sicht; 

Damit soll vor allem der Lebensraum, für die erwähnte einzigartige Fauna und Flora der Torf-Au, erhalten bleiben.

Zusammenfassung:

„So wie der Vogelkundler das Vogelnest nicht außer acht lassen kann, wenn er die Lebensweise des Vogels verstehen will, so können wir die Geschichte des Bauernstandes nicht verstehen, wenn wir nicht auf die Landschaft schauen.“

Landschaft hat Geschichte. Schon die Bezeichnung Torf-Au erinnert an den einstigen Torfabbau. Torf wurde zur Befeuerung der Dampfkessel für die Dreschmaschinen verwendet. Auf einem 2,5 ha großen Wiesengrundstück wird noch die früher im gesamten Mühlviertel übliche Form der Wiesenbewässerung zur Düngung in traditioneller Weise durchgeführt.

Naturparadies Torfau: 400 verschiedene Schmetterlinge und 65 Vogelarten bestätigen die Vielfalt dieses ca. 20 ha großen Feuchtgebietes. Die Berdetschläger Mühle am Rande der Torf-Au, hat eine wechselvolle Geschichte. Seit 1973 war sie dem Verfall preisgegeben. Nun ist sie wieder zur Gänze renoviert. Mit der Instandsetzung eines Teiles des Mühlbaches wurde die Mühle wieder in Betrieb genommen.

Das Räderwerk der Landschaftszerstörung hat dem Oberen Mühlviertel schon zahlreiche Wunden geschlagen. Dabei stehen schöne und unberührte Landschaften wie die Torf-Au auf der Wunschliste unserer Gesellschaft sehr weit oben. Es braucht Menschen, die sich für höhere Ziele engagieren. Wir – die önj Haslach - sind froh bei unserem Projekt einigen von ihnen begegnet zu sein.


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