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Franz Kottira, Gedichte

poems by Franz Kottira   translation by Kerstin Fuchs

Wenn der Herbstwind 
durch die Wälder fährt

Wenn der Herbstwind durch die Wälder fährt,
fallen Blätter. Eben faßt er die Bäume, schüttelt sie
mit kräftiger Faust und eine Welle welken Laubes
rauscht davon.

Wo ist der Käfer, der eben noch über ein goldenes
Blatt kroch? Er klammert sich an und
fällt ins Bodenlose.

Stille wieder und ein Zweig blickt nackt
und entblöst in die Welt.

Wenn der Herbstwind durch die Wälder fährt,
fallen Blätter und selbst im kleinsten Raum
vollzieht ein Schicksal sich.

When the autumn’s wind
rushes through the woods

When the autumn’s wind rushes through the woods
The leaves fall down. He seizes the trees, he shakes them
With a strong fist and a wave of withered leaves fly away

Where’s the beetle which crawls only just over a golden
Leaf? He clings but he falls into the bottomless

Silence again and a twig, naked
and bare looks out into the world

When the autumn’s wind rushes through the woods
The leaves fall down and also in the smallest room
A destiny takes place


Herbstliche Sonne

Die herbstliche Sonne sinkt.
Ihr goldenes Licht
liegt auf den Feldern.
Und für einige Augenblicke
ist es als sei
die Fülle des Sommers
wiedergekommen.
Doch es wird kühl und dämmrig.
Aus Geistermund hingehaucht
ziehen die Nebel
über das Moor
und in das Herz.

The autumnal sun

The autumnal sun goes down
Her golden light
Is over the fields
For some moments
It seems
Like the entirely of the summer
Has returned
However it becomes cool and dim
Out of a ghost’s mouth the fog lies
Over the fen
And in our hearts

Späte Lese

Die Luft ist still und rein,
die Bienen summen um die späten Blumen
und sammeln rasch die letzten Krumen
des gelben Staubes ein.

Noch einmal, eh die Blätter fallen,
verweilt die Zeit.

Das Moor wird braun, es gilbt der Wald
und Vögel, die durch lange Wochen riefen,
sind stumm, als ob sie schliefen.
Das Jahr wird langsam alt.

Late harvest

The air is quiet and clear
Bees hum around the latest flowers
And pick up the final crumbs
Of the yellow powder

Once again, before the leaves fall down
Time stands still

The fen becomes brown, the wood goes yellow
And bird, who sang lasting many weeks
Are silent, like they were sleeping
Year slowly becomes old

Altweibersommer

Einst wob aus bunten Fäden
die Sehnsucht ihre Bilder.
Nun sind die Farben längst verblaßt
wie jene, alter Fensterläden.

Hauchdünn ist das Gewebe.
Ob es wohl hält, solange ich lebe?

Schon gleiten Silberfäden sacht`
- ganz ohne Wind und Tuch -
vom tiefen Blau des Herbstes
langsam, langsam in die Nacht

Indian summer

Once the longing wove
Her pictures out of coloured stitches
Now the colour ‘s growing fade
Like the colour of old shutters

Flimsy is the texture
Will it exist, as long as I will live

Already silvery stitches glide softly
- without wind and cloth –
away from dark blue of the autumn
slowly, slowly into the night

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Franz Kottira

Franz Kottira wurde am 4.10.1928 geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen heran. Es war ihm unter großen Entbehrungen möglich, eine Lehrerausbildung zu machen. Am 31.5.1954 heiratete er seine Frau Inge. Das Lehrergehalt betrug damals öS 1.600,-- und mußte zum Leben für seine 3-köpfige Familie reichen. Im Dezember 1954 kam Tochter Christine und im Juni 1962 Sohn Franz zur Welt. Die Familie übersiedelte 1965 von Bischofshofen nach Bürmoos. Dort sollte eine neue Hauptschule mit ihm als Leiter entstehen. Er machte sich mutig an diese neue Aufgabe.

Mit Beginn des Schuljahres 1965/1966 wurde in Bürmoos der Hauptschulbetrieb aufgenommen. Hauptschuloberlehrer Franz Kottira begann im Gewerkschaftsheim mit einer 1. Hauptschulklasse den Unterricht.

Nach Gründung der Gemeinde Bürmoos mit 1. Juli 1967 gehörte Franz Kottira von 1967 bis November 1984 der Gemeindevertretung von Bürmoos an.

Mit 1. Mai 1983 trat er als Hauptschuldirektor, Oberschulrat in den zeitlichen Ruhestand. Anlässlich des 25-Jahr Jubiläums der Gemeinde Bürmoos wurde er vom Land Salzburg mit der Gemeindevertretermedaille in Bronze für langjährige, anerkennungsvolle Tätigkeit als Gemeindevertreter ausgezeichnet.

Privat lebte er zurückgezogen mit seiner Frau im selbst errichteten Eigenheim, das beide mit großer Freude erfüllte. So waren freie Stunden im Garten, am See oder in der schönen Moorlandschaft für die heutige Zeit bescheidene Freizeitvergnügen.

Franz Kottira als Mensch war ehrlich, strebsam, ehrgeizig, treu, konsequent im Leben. Er hatte Gerechtigkeitssinn und verlangte von sich selbst wie von anderen gleichviel. Er verabscheute Feigheit und sogenannte Windfahnen, was ihm auch Gegner schuf. Oft bewies er Mut und Entschlußkraft, für wichtige Dinge auch einzutreten. Er liebte die Natur, das Moor und die Stille. In seiner Freizeit schrieb und dichtete er gerne und hinterließ uns tiefe Einblicke in seine Gefühle und in seine Verbundenheit mit der Natur und seinem geliebten Bürmooser Moor.

Fotomontage: Alois Fuchs

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