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Festival der Regionen

Eine Presseaussendung

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9. Juli 1999
FESTIVAL DER REGIONEN 1999      "RANDZONEN"

Eine Bilanz

Pressebetreuung: Martin Lengauer (0699.10088057), Florian Sedmak (0699.10068276)

Das Festival der Regionen 1999 mit dem vieldeutigen Titel "Randzonen" ging
am vierten Juli zu Ende. Geschichte ist es indes noch lange nicht.  Zum
einen arbeiten Festival-Team und Projektbeteiligte an Dokumentation und
Evaluation, zum anderen hat das Festival in den Regionen Prozesse in Gang
gesetzt, deren Dauer noch nicht abzusehen ist. Über all dem schwebt die
Frage: Waren Konzept und Durchführung der "Randzonen" von Erfolg gekrönt?
Eine Frage, von deren Beantwortung es abhängen wird, ob das Festival der
Regionen im Jahr 2001 eine Neuauflage erleben wird.

Folgende BASISDATEN mögen die Beantwortung erleichtern:

Im Rahmen des Festival der Regionen 1999 waren ca. 120 Personen zwischen 6
und 12 Monaten als Dienst- oder Auftragnehmer beschäftigt.

Im unmittelbaren Vorfeld bzw. während der Veranstaltungen waren rund 1140
Mitarbeitende im Einsatz (künstlerisches Personal, TechnikerInnen,
Organisation, Kassa, ... Nicht eingerechnet: Feuerwehr, Sicherheitskräfte
und Ordnerdienste).

An den Projekten beteiligten sich über 3200 Personen aus der Bevölkerung, z.
B. als WortspenderInnen (Ach), AnruferInnen (Mobile Platzsprecher),
Musizierende (Die Kalkanten), Traktorfahrer (Leopardenfell) und
GlaskeglerInnen (Glasfieber) ...

Die Anzahl der Festival-Rezipientinnen und Rezipienten beläuft sich auf etwa
50.000 Personen, wobei hier unter Rezeption eine unmittelbare sinnliche
Wahrnehmung eines oder mehrerer Festivalereignisse zu verstehen ist
(Zaungäste, PendlerInnen bei Plakatbücher, Zuhörende von
Platzsprecher-Durchsagen, HörerInnen der Festival-Radio-Sendungen von Radio
FRO, etc.). Nicht eingerechnet sind Zugriffe auf die Homepages des Festivals
und seiner Projekte (Radio FRO: 52.000 Zugriffe im Juni 1999).


Um den Erfolg  des heurigen Festivals hinreichend seriös einschätzen zu
können, sei auch an einige selbst gesteckte Ziele des oberösterreichischen
Zeitkultur-Ereignisses erinnert:

Auseinandersetzung mit den Themen Regionalismus, Ränder Peripherien:

Das Festivalmotto "Randzonen" überschrieb ­ wenn auch mehrdeutig ­ das
Anliegen der meisten Projekte. Von der Viehhaltung am Rand (Abgrund?)
europäischer Landwirtschaftsindustrie (KuhLisse) bis zum doppelbödigen
Aufkegeln sozialer Randexistenzen (Glasfieber), von versuchter
Selbstbehauptung an den Rand gedrängter Menschen (Resocycling) über
Kunstaktionen am Rande gesellschaftlicher Tabus (Rånd) bis zu den Abgründen
menschlichen Wahns (Fleisch) erstreckte sich das thematische Feld. Ihre
wissenschaftliche Reputation erfuhren die "Randzonen" im Europa des
ausklingenden 20 Jahrhunderts beim Symposion Edge of Europe, einer
Kooperation von O.K Centrum für Gegenwartskunst, Arbeiterkammer
Oberösterreich und dem Festival der Regionen.


Einbindung sozialer und künstlerischer Prozesse in den Regionen:

Die Andockmanöver der einzelnen Festivalprojekte an regionale Vorgänge und
Gegebenheiten verliefen äußerst unterschiedlich. Traten die Heiligen
Nepomuks aus den Randzonen der Volkskultur mitten ins Festivalgeschehen, so
recherchierten die Betreiber von Lochschmidt das umfangreiche Wirken eines
Musiklehrers in der Region Linz-Süd. Wünsche eines ganzen Dorfes machte Ach
das Dorf, ach der Fluß öffentlich, während Hubert Lepkas Leopardenfell der
Traktorendichte Innviertler Bauern bei ihrem Maschinenstolz packte. Vor
allem Resocycling und Glasfieber wagten sich an die Schnittstelle von Kunst
und sozial- bzw. gesellschaftspolitischen Konflikten heran. Ging es hier um
Dokumentation der Stadt-Randzone Asten und die Verbesserung der
Kommunikation mit einer Sozialeinrichtung, setzten dort die AktivistInnen
der Stadtwerkstatt auf augenzwinkernde Mobilmachung des städtischen
Proletariats gegen den Neoliberalismus der Glaspaläste.

Künstlerische, soziale und wirtschaftliche Impulse in den Regionen:

Durch Konzentration des Festivalgeschehens in drei Schwerpunktregionen
(Innviertel, Linz-Ränder, Strudengau) ist es heuer gelungen, große Teile der
lokalen Bevölkerung so mit zeitgenössischen Kunstprojekten zu konfrontieren,
daß Schwellenängste vermindert wurden und das Publikum den KünstlerInnenen
und Kunstwerken/Aktionen nicht vermittlungslos gegenüberstand.  Besonders
gut funktionierte das Vermittlungskonzept dort, wo Bevölkerung und Publikum
in die Projekte eingebunden bzw. selbst zum Akteur wurden.

Beispiel Strudengau

Am Beispiel Strudengau läßt sich gut demonstrieren, inwieweit eine Region ­
die der zentral gelenkten kulturellen Aufmerksamkeit lange zu Unrecht
entgangen ist ­ im Rahmen des Festivals ihr kulturelles und auch
wirtschaftliches Profil schärfte. Im strukturschwachen, auf die Stippvisiten
durchreisender Radfahrer angewiesenen Strudengau bewirkte der
Donau-Bilderreigen Stromlinien nicht nur eine Auseinandersetzung mit der
Regionalgeschichte, sondern gab ein unübersehbares Zeichen für eine
selbstbewußte und mutige Kultur- und Regionalentwicklung. Kulturpolitisch
besonders bedeutsam: durch die Kooperation zwischen Jugendgruppen, den
ProponentInnen der Festivalprojekte Stromlinien und Radio FRO, dem
Kulturverein Grein und einem regionalen Kabelbetreiber konnte auf Dauer die
Einspeisung von Radio FRO ins Greiner Kabelnetz erreicht werden. (Nicht nur)
Jugendliche basteln seither vor Ort an eigenen Sendungen für ein
Strudengau-Fenster im FRO-Programm.
Die regionale Wirtschaft unterstützte das Festivalgeschehen nach Kräften ­
wobei nicht das Schielen auf (die großen)Nächtigungszahlen und Umsätze im
Vordergrund standen. Strudengauer Wirte organisierten flächendeckende
Plakatierung, Gewerbetreibende dekorierten ihre Schaufenster mit
Festival-Sujets, sogar ein Stromlinien-Wein war eigens für den einmaligen
Anlaß gekeltert worden.
Auch in puncto Nachbearbeitung ist der Strudengau vorbildlich: Am 28. August
werden im Rahmen eines Festes für alle Stromlinien-Beteiligten die
Ergebnisse der Publikumsbefragung sowie die Projekt-interne Evaluation
präsentiert.

Wie geht¹s weiter? Was steht noch aus?

Derzeit sind die Evaluation aller Festivalprojekte, die Produktion des
Katalogs und der Rechnungsabschluß im Gange. Mitte Oktober werden diese
Arbeiten erledigt sein und nebst einem ansprechenden Katalog (Text: Judith
Fischer, visuelle Gestaltung: Norbert Artner, Josef Pausch) auch die
endgültigen Zahlen auf dem Tisch liegen.

Pressebetreuung: Martin Lengauer (0699.10088057), Florian Sedmak (0699.10068276)
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