Kunstraum Innsbruck

 
CUBA - Landkarten der Sehnsucht

9. Juni - 18. September 1999

Künstler:
Eduardo Aparicio; Kcho; Manuel Piña; Abigaíl González; Ernesto Pujol; Marta María Pérez Bravo; Tania Bruguera; Ana Mendieta; Felix Gonzalez Torres; Carlos Garaicoa.
Kuratoren:
Eugenio Valdés Figueroa (Havanna), Gerald Matt (Wien)
Eine Ausstellung des Kunstraum Innsbruck in Kooperation mit Kunsthalle Wien,

Der KUNSTRAUM INNSBRUCK hat seit seiner Gründung 1996 unter anderem eine Reihe lose aufeinanderfolgender Ausstellungen unter dem Titel "Zeitschnitt" gezeigt. Eingeladene Kuratoren aus fünf europäischen Ländern konzipierten, basierend auf ihrem besonderen Wissensstand zur aktuellsten Kunst ihres kulturellen Umfeldes, Ausstellungen, die deutlich machten, wie sehr die aktuelle künstlerische Produktion von einem bestimmten kulturellen Umfeld geprägt und im internationalen Kontext vernetzt ist. Die Reihe "Zeitschnitt" gewährte Einblick in die junge und aktuelle Kunstproduktion aus weitgehend ähnlichen, miteinander verwandten und verknüpften Systemen der westlichen Wohlstandsgesellschaft, welche insgesamt unter marktwirtschaftlichem und demokratischem Vorzeichen stehen.

Der Abschluß dieser Reihe mit der Ausstellung "Cuba - Landkarten der Sehnsucht" eröffnet die Möglichkeit, das ausgelegte Bild mit der Darstellung einer aktuellen künstlerischen Produktion zu ergänzen, die durch ein grundsätzlich anderes ökonomisches, politisches und soziokulturelles Umfeld bedingt und motiviert ist. "In Kuba regiert nicht das Cool der befriedeten urbanen Kunstszenen der "Ersten Welt", sondern das Hot eines Landes, das von Krisen und spirituellen Defiziten geschüttelt wird und verzweifelt um eine Zukunftsperspektive ringt. Darum ist die durch die kubanische Situation bestimmte Gegenwartskunst selbst in ihren abstraktesten Manifestationen agitatorisch, engagiert und von Teilhabe- und Kommunikationslust besessen." (Gerald Matt)
Das durch diese Ausstellung erweiterte Gesamtbild erlaubt damit einen völlig anderen Blick auf das aktuelle internationale Kunstschaffen.

"Los Mapas del deseo" (Landkarten der Sehnsucht) von Carlos Garaicoa, die Arbeit die der Ausstellung den Titel gab, bündelt viele der Motivstränge der kubanischen Gegenwartskunst und spielt damit auf den Umgang mit für Kuba charakteristische Ambivalenzen an. Der Exilautor Guillermo Cabera Infante hat Kuba einmal als "eine Insel der Zweideutigkeiten" bezeichnet. Kuba ist eine Symbiose afrikanischer, europäischer und asiatischer Kultur, ein Land zwischen sozialistischer Utopie und wirtschaftlicher Isolation, eine Insel mit einem von Haßliebe gezeichneten Verhältnis zum "amerikanischen Traum".
Die Ausstellung vermittelt, wie allgemeingültige Themen von gegenwärtiger gesellschaftlicher Relevanz in der spezifischen, aus dem Kontext heraus zu klärenden Situation Kubas von Künstlern, die in Kuba leben, ihr Land verlassen haben oder mit einem deutlichen Hintergrund zur kubanischen Kultur außerhalb Kubas geboren wurden, aufgegriffen und verdichtet werden. So entstehen Blicke von Kuba und auf Kuba aus inneren und äußeren Perspektiven. Diese sind gekennzeichnet durch eine Vielzahl sich überlagernder und sich verschiebender Schichten zwischen Traum, Ideologie, Erotik, Nostalgie, Freiheit, Regression und Verbundensein, die sich zu dem gemeinsamen Thema "Sehnsucht" verdichten.

Im Spannungsfeld zwischen "Untergrund-Kultur" und Emigration einerseits und einer wachsenden internationalen Nachfrage und damit "Kosmopolitisierung" andererseits ist die kubanische Kunst zunehmend vieldeutiger geworden, ohne ihr traditionelles Gefühl für das Chronikhafte aufzugeben. Über das Metaphorische definiert sich der Zugang kubanischer Künstler zur Geschichte, zeigt sich ihre Beziehung zu Randbereichen der gesellschaftlichen Wirklichkeit sowie die Art und Weise, der institutionellen Kontrolle auszuweichen.

 

So stellt sich der Blick von und auf Kuba auch als ein Blick zwischen wechselnden Realitäten dar: Eduardo Aparicio versammelt in einer Fotoserie Bilder von Havanna und Miami, die den beiden Städten nur schwer eindeutig zuzuordnen sind, bewegen sie sich doch zwischen den Extremen einer Kultur, die durch die Entwicklungen der letzten vierzig Jahre auseinandergerissen wurden. Kcho verwendet in seinen Installationen Autoreifen oder Boote, beides Hinweise auf Mobilität und deren Grenzen. Als bewegende Reflexionen über seinen Status als Emigrant und Homosexueller mit Anspielungen auf sein persönliches Leben können Ernesto Pujols Installationen gelesen werden. Manuel Piñas fotografischer Blick führt hinaus über die Mauern des Malecón auf das Meer, einen Ort der Träume, aber auch einen Ort der Leere. Der Voyeurismus, der Abigaíl González` Fotografien innewohnt ist auch ein provokativer Kommentar jenes spionierenden indiskreten Blickes, mit dem die soziale und institutionelle Kontrolle in private Räume eindringt. Marta María Pérez Bravo arbeitet in ihren "Selbstportraits" mit dem Universum der volkstümlichen Religiosität. Ihr eigener Körper wird zum rituellen Objekt, das kollektives Bewußtsein und individuelle Hoffnungen vereint. Auch Ana Mendietas ging bei der Suche nach ihrem ethno-kulturellem Erbe vom weiblichen Körper aus. Tania Brugueras Werk taucht in die inhaltlichen und ästhetischen Erfahrungen Mendietas ein und setzt diese Suche fort. Ihre Performances behandeln die enge Beziehung zwischen dem weiblichen Körper und der kubanischen Erde und sind Methaphern für Tod und Wiedergeburt. Felix Gonzalez Torres ist in der Ausstellung mit einem konzeptuellen Selbstportrait vertreten. Mit der Installation "Los mapas del deseo", einer autobiographischen Notiz verbindet Carlos Garaicoa den Glauben mit dem Begehren, dem Streben nach Eroberung.

Zur Ausstellung erscheint ein illustrierter Katalog mit Beiträgen von Gerardo Mosquera, Edward J. Sullivan, Eugenio Valdés Figueroa, Gerald Matt u.a., mit Interviews mit den beteiligten Künstlern sowie mit Texten zum kubanischen Film, zur kubanischen Musik und Literatur.

 

 

 

 

 

 

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Information und Fotomaterial:

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T +43-512-58 4000, F +43-512-58 4000-15

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