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Der blaue Dunst
Er
ist wieder einmal in aller Munde – der blaue Dunst.
Die ewigwährende, endlose Debatte über das Rauchen wurde von der irischen
Regierung neu belebt. Rauchverbot an allen öffentlichen Plätzen und an
allen Arbeitsplätzen. Und so finden sie wieder einmal verstärkt statt –
die Debatten. Wie man dagegen am besten zu Felde zieht. Und wie die armen,
armen Nichtraucher vor den bösen, bösen Rauchern geschützt werden können.
Eines
vorweg – ich bin bekennende und praktizierende Raucherin. Die
Glimm-Stengel sind seit nahezu 20 Jahren ein Bestandteil meines Lebens.
Der
Großteil aller Raucher versteht und akzeptiert, wenn Nichtraucher sich
durch Zigarettenrauch belästigt fühlen, sich Qualm und Gestank nicht
aussetzen wollen. Und im Normalfall nehmen Raucher darauf auch Rücksicht.
Es ist auch völlig in Ordnung, daß über öffentliche Räume wie Ämter,
Behörden, Wartesäle an Bahnhöfen, Kinosäle und Bussen Rauchverbot verhängt
wurde. Kein Problem – es muß nicht immer und überall geraucht werden.
Auch die
schwarzumrandeten Aufschriften, die seit einigen Monaten auf den
Zigarettenpackungen prangen, stören mich nicht. Wie sich das Rauchen auf
den Körper auswirkt, wissen wir Raucher besser als jeder Nichtraucher.
Dazu brauchen wir keine belehrenden Sprüche auf den Packungen. Aber bitte,
wenn manche Menschen meinen, dies würde Raucher helfen, sich vom blauen
Dunst zu befreien, so sollen diese Aufschriften eben auf den
Zigarettenpackungen stehen. Wie gesagt, es stört weder mich, noch
irgendeinen Raucher oder Raucherin, die ich kenne.
Was mich
jedoch wirklich stört, ist der Umstand, daß wir Raucher immer mehr den
Status von gehirnamputierten Idioten erhalten. Frei nach dem Motto: Die
wissen nicht, was sie tun, und müssen vor sich selbst geschützt werden.
Und das per Gesetz. An die Adresse all jener, die es sich zur Aufgabe
gemacht haben, die Menschheit vor dem Übel des blauen Dunstes zu retten:
Wir Raucher wissen, was wir tun.
Rauchen
ist ungesund – stimmt. Jeder Raucher weiß es, spürt es, und tut es
trotzdem.
Genauso
wie wir wissen, daß vieles, was wir essen ungesund ist, und wir essen es
trotzdem. Und genauso, wie es Frust- und Streß-Raucher gibt, so gibt es
auch Frust- und Streß-Esser. Nur mit dem Unterschied, daß Menschen, die
ungesund essen, nicht gesundheitsschädlich für andere sind – könnte da
einer argumentieren. Stimmt. Aber wie ist das dann bitte schön mit den
Autofahrern. Jeder weiß, daß die Abgase die Umwelt belasten und
gesundheitsschädlich sind – für alle. Ich wage die Behauptung
aufzustellen, daß diese Abgase uns allen mehr schaden, als die immer
geringer werdende Anzahl der Nikotin-Jünger.
Raucher
belasten unser Gesundheitssystem mehr als Nichtraucher – ist ebenfalls ein
häufiges Argument. Schon möglich. Aber wie ist das dann bitte mit all
jenen, die Sport betreiben, und sich dabei unzählige Verletzungen
zuziehen. Schifahren, Snowboarden, Fußball spielen, Bergsteigen, Judo,
Mountainbiken, Tennis spielen, Skaten – auch dies belastet unser
Gesundheitssystem.
Das Für
und Wider ist zweifelsohne eine Frage des Standpunkts. Für die einen ist
Tabak ein Genußmittel, für die anderen ein Suchtgift. Wie so oft, stimmt
beides. Auf die Menge kommt es an. Die Einstellung unserer Gesellschaft
gegenüber dem Rauchen hat sich verändert. Nichtraucher fordern verstärkt
rauchfreie Zonen, die mittlerweile auch geschaffen worden sind, und in
Zukunft vermutlich noch mehr werden. Das ist in Ordnung. Aber es wird auch
in Zukunft Menschen geben, die dem blauen Dunst huldigen. Das steht völlig
außer Zweifel. Und es ist die Entscheidung jedes einzelnen Menschen, ob er
raucht oder nicht. Genauso wie es die Entscheidung jedes einzelnen
Menschen ist, ob er sich gesund ernährt oder nicht, ob er Sportarten mit
hoher Verletzungsgefahr betreibt oder nicht. Und genau so wie es
rauchfreie Zonen gibt, für jene die nicht rauchen, genau so haben
Raucher-Zonen ihre Berechtigung.
Ich
halte hier kein Plädoyer für das Rauchen. Jeder Mensch entscheidet diese
Frage für sich selbst. Aber in die Ecke der Gesellschafts-Schädlinge und
Denkunfähigen lassen wir Raucher uns auch nicht stellen.
05.04.2004
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