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Kommentar

 


Z U R Ü C K


Das närrische Treiben

Jedes Jahr beginnt der Fasching am 11.11. um 11:11 Uhr. Heuer endet er am 04. März. In Österreich wurden diese 16 ½ Wochen dazu genutzt einen neuen Nationalrat zu wählen. Rechtzeitig vor Faschingsende haben wir auch eine neue Regierung bekommen.


Michaela Essler
Der diesjährige Fasching erhielt seine besondere Würze durch das Bemühen der österreichischen Parteien eine Regierung zu bilden. Und da es in Österreich schon immer hieß: „Durchs Reden kommen d’Leut zam“ wurden uns Sondierungen, Verhandlungen, Sondierungsverhandlungen, Verhandlungssondierungen oder was auch immer in aller Ausgiebigkeit geboten. Von überstürzten Entscheidungen kann hier wahrlich nicht gesprochen werden.

Und wie bei einem guten österreichischen Walzer hieß es einmal hin, einmal her, einmal vor, einmal zurück, im Kreis dreht sich das ganze Stück.

Die ersten Aussagen von SPÖ, Grünen und FPÖ sie wollen alle nicht regieren haben sich im Laufe der Zeit als Faschingsscherz herausgestellt. Denn eine Partei nach der anderen ist doch drauf gekommen, daß sie mitregieren will. Geziert haben sich halt alle ein bißchen. Nun ja, das gehört eben zum guten Ton.

Der Bundeskanzler hat dann auch alle nacheinander zum Tanz aufgefordert. Aber irgendwie konnten sie sich nicht einigen, was denn nun getanzt wird: die einen haben noch sondiert, da haben die anderen schon verhandelt. Und als die anderen verhandelten, haben die einen noch sondiert. Na ja, macht ja nichts, wechseln wir halt den Tanzpartner – es gibt ja noch ein paar andere.

Aber vielleicht war es gar kein Tanz, sondern eher eine Faschingsbowle. Eine Bowle ist ein Getränk, das aus Wein, Zucker und Früchten hergestellt wird. Und jeder durfte mal probieren – die ÖVP war da sehr großzügig. Nur die Früchte in der Bowle haben offensichtlich nicht wirklich gemundet und stießen so manchem sauer auf. Vielleicht fehlte doch etwas Zucker.

Zwischendurch sah es dann so aus, als ob der Faschingsball ein neues Prinzenpaar erhalten würde: Schwarz-Grün. Charmant, charmant, war da von allen Seiten zu hören. Aber nein: „Lieber doch nicht“, riefen nach langer Nachtsitzung die Beteiligten. Und aus war es mit dem neuen Traumpaar.

Als die ÖVP dann endlich alles durchgekaut hatte, von vorn und von hinten, tat Wolfgang Schüssel das, was uns Österreichern gerne nachgesagt wird: er blickte hoffnungsvoll in die Vergangenheit und fand dort die Lösung für sein Problem – die FPÖ.

Und so haben wir doch noch rechtzeitig, bevor der Fasching endet und das närrische Treiben der Fastenzeit weicht, eine neue Regierung erhalten.

Fazit: Vielleicht sollten wir uns überlegen, ob die nächsten Nationalratswahlen wirklich im Fasching stattfinden sollten

02.03.2003.

Michaela Essler Dorfzeitung
 

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