© Kleines Theater (2)
Irmgard Keun
Das kunstseidene Mädchen
8.
FEBRUAR
2009
/ THEATER PRAESENT IM KLEINEN THEATER SALZBURG
Mit: AGNIESZKA
WELLENGER / REGIE: FLORIAN EISNER / MUSIK: CHRISTINE RANSMAYR
(CELLO) / BÜHNE: DORIS MUSSHAUSER, ALEXIA ENGL
Doris, ein junges Mädchen in den 1930er Jahren in
Köln, ist erfüllt von der Sehnsucht nach Liebe, Wohlstand,
Schönheit.
In kleinen Verhältnissen aufgewachsen, träumt sie
davon ein „Glanz“ zu werden. Sie weiß schon, wie das geht. Mit
kleinen, arglos wirkenden Nebensätzen und listigen Schwindeleien
lässt sich allerhand erreichen. Auch die Aufnahme in die
Schauspielschule. Das ist schon was im Vergleich zum unaufregenden
Leben einer Tippse. Endlich findet Doris die so tief ersehnte
Anerkennung im Kreise der Statistinnen-Kolleginnen am Theater. Doch
ist das Ziel, „ein Glanz zu sein“, damit vorderhand für Doris noch
nicht erreicht.
Wechselnde Männergeschichten scheitern daran, dass
sich Doris zwischen Liebe und Geld nicht entscheiden kann, zu sehr
verlockt sie immer wieder die sich hingebende Liebe.
Wenige Requisiten, ein von Christine Ransmayr
wunderbar gespieltes Cello sowie die Beleuchtung unterstützen das
Ein-Personen Stück in zurückhaltender Weise.
Hubert, Ernst und andere Herren werden per Video
charakterisiert und eingespielt.
Ein dramaturgischer Höhepunkt der Aufführung liegt
in der Mantel-Szene. Am Kleiderständer, geschmückt von einem Kranz
kleinster, hell leuchtender Lämpchen prunkt das begehrte Stück. Für
Minuten herrscht Spannung und Stille im Raum. Doris, hingerissen von
der Schönheit des Pelzmantels legt ihre Wange in das weiche Fell und
nimmt das fremde Eigentum entschlossen an sich: „Er liebt mich – und
ich liebe ihn auch!“. Eine verhängnisvolle Tat, die sie nach Berlin
fliehen lässt. Schnell ist sie wieder im alten Fahrwasser, sich ein
Leben zu erträumen, das weit von der Realität – sie muss sich auch
in Berlin von Männern aushalten lassen –entfernt ist. Doris
unterhält das Publikum mit ihren zu Herzen gehenden Geschichten, die
in ihrer puren Ahnungslosigkeit und Naivität eine tiefe Tragik in
sich tragen, an der Doris schließlich scheitert. Doris webt an einem
eben nur „kunstseidenen“ Leben, das nicht zu Seide werden kann,
obwohl sie zur Liebe fähig wäre.
Das zwischen Komödie und Tragödie changierende Stück
basiert auf dem Roman „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun
aus 1932. Irmgard Keun, Tochter eines Kaufmanns, fand erst spät zum
Schreiben, genoss aber dann die Anerkennung berühmter Kollegen wie
Alfred Döblin oder Kurt Tucholsky.
Agnieszka Wellenger, in der Rolle der Doris hatte an
diesem Abend die Möglichkeit viele Facetten ihrer schauspielerischen
Begabung zu zeigen. Die Aufführung wurde mit einem nicht enden
wollenden Applaus bedacht.
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