© Eva-Maria Griese, Schauspielhaus
Ingmar Bergman
Szenen einer Ehe
PREMIERE:
8.
JÄNNER
2009
/ SCHAUSPIELHAUS SALZBURG
Mit: ULRIKE ARP, HARALD FRÖHLICH, THOMAS
PFERTNER REGIE: ELINA FINKEL / AUSSTATTUNG: TOBIAS KREFT
Das Stück des schwedischen Regisseurs
entstand 1972/73 als sechsteilige Fernsehserie. Aufgrund des großen
Erfolges folgte 1974 eine gekürzte Kinofassung. Nun ist die
Bühnenversion dieses Beziehungsdramas im Schauspielhaus Salzburg zu
sehen.
Szenen einer Ehe zeigt prototypisch, was
vielen Paaren passiert, die lange verheiratet sind und sich im
Alltag entfremden. Johan (Harald Fröhlich) und Marianne (Ulrike Arp)
führen eine scheinbar glückliche und harmonische Musterehe. Doch
schon seit langer Zeit werden Konflikte nicht mehr offen
ausgetragen, sondern verdrängt und belasten unterschwellig die
Beziehung. Als die Liebe abhanden kommt, verliebt sich Johan in die
junge Studentin Paula und verlässt Marianne.
Thomas Pfertner als androgyner Amor liest
uns zur Einstimmung aus dem „Hohen Lied der Liebe“ von Paulus vor. Weiters werden wir davon in Kenntnis gesetzt, dass er in diesem
Stück „alle anderen“ darstellen wird, und da sich das Geschehen fast
ausschließlich in Dialogen abspielt, treibt er die Geschichte voran
und leitet mit seinem Saxophon von einer Szene in die nächste über.
Er schickt uns auch, nachdem Johan Marianne verlassen hat, in die
Pause, denn ein bisschen Nachdenken könnte ja nicht schaden.
Die Stimmung hat sich nach der Pause
geändert, Kriegsbemalung wurde aufgetragen, jetzt geht es zur Sache,
da wird nichts mehr unter den Teppich gekehrt, da wird gekämpft.
Faszinierend wie Ulrike Arp die Wandlung von der sanften,
verständnisvollen zur enttäuschten, verzweifelten Ehefrau bis hin
zur hasserfüllten, wütenden Furie schafft.
Elina Finkels originelle Inszenierung
hat viele skurrile Elemente und kommt mit drei Personen und einigen
Masken aus. Vier weiße Ledersessel und vier Stehlampen werden je
nach Bedarf samt den Wänden hin und her geschoben, und so befinden
wir uns einmal in der Wohnung, dann wieder im Wochenendhaus oder in
Johans Büro. Tobias Kreft hilft unserer Fantasie auf die Sprünge,
denn während das Ehepaar oft nur schweigend im Sessel sitzt,
bekommen wir jede Menge Hintergrundinformation, der intensive, oft
auch intime Charakter dieses Kammerspieles bleibt dadurch immer
erhalten.
Bergmans Stück ist heute wohl aktueller
als vor gut 30 Jahren. Die Institution Ehe in ihrer herkömmlichen
Starrheit wird immer mehr in Frage gestellt, Lebensabschnittspartner
werden bevorzugt. Dieser „Dialog-Roman“, wie Bergman sein Stück
selbst nannte, regt zum Nachdenken an – egal, ob Personen mit oder
ohne Ehering.
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