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"Ich will hier raus"
Coolness, Stress und Liebesglück

TOIHAUS SALZBURG
PREMIERE:
9. OKTOBER 2008

MIT: SUSANNE LIPINSKY, RACHELLE NKOU
REGIE: MATTHIAS STEIN
MUSIK: HÜSEYIN EVIRGEN

Das Toihaus  in der Neustadt von Salzburg präsentiert sich seit mehr als 22 Jahren als modernes und risikobereites Theater sowohl für Erwachsene als auch für Kinder jeden Alters. Es ist ein professionelles Theater, das in seiner Arbeit neue Formen und Inhalte jenseits festgefahrener Theatersparten sucht. Nach dem Prinzip der Collage verbinden sich Tanz, Sprache, Musik, Bildende Kunst, neue Medien und vieles mehr.

Dieser Vorgabe wird  „Ich will hier raus!“, die erste Produktion der neuen Theatersaison, voll gerecht. Das Prinzip der Collage setzt sich auch im Bühnenbild fort, welches wie ein Puppenhaus wirkt und mit vielerlei nützlichen, aber auch absolut überflüssigen Requisiten  bestückt ist.

Zu Beginn der Vorstellung werden die Zuschauer darauf aufmerksam gemacht, dass das Stück infolge der Erkrankung einer Kollegin nur in reduzierter Form wiedergegeben werden kann, dafür wird jedoch eine Bikiniszene in Aussicht gestellt.

Ein Gespräch mit dem Regisseur und Textbuchautor zeigt, wie so ein „offenes Projekt“ entsteht. Die Vorgabe war, ein Stück zu schaffen für zwei Schauspielerinnen und einen Musiker. Doch ließ sich Matthias Stein dadurch nicht einschränken, so verkörpern Susanne Lipinski und Rachelle Nkou  zwar ein traditionelles Ehepaar mit Kind, doch sind die Rollen nicht eindeutig definiert. So wird aus der anfangs schwangeren Frau später der arbeitslose Vater, der im roten Glitzerkleid die meiste Zeit im Bett verbringt. Es ist für das Verständnis gut zu wissen, dass es sich dabei um die erkrankte Kollegin handelt und die Rolle so auf sie zugeschnitten wurde.

In den folgenden 45 Minuten passiert eine Menge: viel Text, der zum Nachdenken anregt, viel Hintergrundmusik, eine Ballade über den Krieg, Videoeinspielungen, Tanzeinlagen und am Ende wird das Stück als Puppenspiel auf einer kleinen Bühne zusammengefasst.

Das Ganze wirkt teilweise gewollt improvisiert, besonders wenn der Text von Blättern abgelesen wird, dann aber wieder  professionell.

Es ist ein großes Verdienst des Toihauses, einem blutjungen Team ein Stück erarbeiten zu lassen, und äußerst interessant zu beobachten, welch neue Impulse dadurch dem Theater gegeben werden können.

Die Kernfragen des Abends regen zum Nachdenken an und lassen weder Jung noch Alt kalt, denn es geht um das aktuelle Lebensgefühl einer ganzen Generation:

Wird Mitgefühl wirklich auf den Schrotthaufen der Illusion gepackt?
Scheitert der Versuch auszubrechen am eigenen Rahmen?
Bedeutet Freiheit wirklich nur Überforderung durch Verantwortung?

 

Elisabeth Pichler, Dorfzeitung
 
 

 

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© Toihaus / Andrea Haider-Probst

© Toihaus / Andrea Haider-Probst

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Fotos (3): © Toihaus / Andrea Haider-Probst