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Schauspielhaus Salzburg: Die letzten Tage der Menschheit. Karl Kraus

Karl Kraus/ Christian M. Fuchs

Die letzten Tage der Menschheit

MIT: RANDOLF DESTALLER, INGEBORG FRENA, HARALD FRÖHLICH, THOMAS GRAW, UTE HAMM, WALTER LUDWIG, IRMGARD MARIA SOHM, ARTURAS VALUDSKIS

REGIE: CLAUS TRÖGER / AUSSTATTUNG: KLAUS GASPERI  / BÜHNENMUSIK: ARTURAS VALDUSKIS

Oh, du mein Österreich! Das kann man so oder so auffassen. Der legendäre Wiener Schriftsteller und Publizist Karl Kraus, 1936 verstorben, seufzt schwer, wo andere jubeln.

Regie und Dramaturgie schneidern aus dem Theaterstück „Die letzten Tage der Menschheit“ ein praktikables Paket für die Bühne. In einem Schnellsiedekurs von knapp zwei Stunden kann der Premierenbesucher einen Blick in die historische österreichische Seele tun. Schnell aufflammende Kriegsbegeisterung und taumelnde Ernüchterung im Volk sind freilich ebenso zeitresistent wie der Nörgler- und Mahnertypus. Geschickt nimmt die Regie durch Einfrieren kurzer Szenen darauf Bedacht.

Wie eh und je werden rasch Schuldige gefunden, um einen Krieg zu rechtfertigen. Steht alles im „Extrablatt“, das marktschreierisch und verlässlich an den Mann und an die Frau gebracht wird. Ein auf einen grauen, sich nach rückwärts hin verengenden Kasten reduziertes Bühnenbild, die Akteure, der Nörgler ausgenommen, in schwarzem T-Shirt und schwarzer Hose.

Zeitungen und Zeitungspapier als elementare Requisiten, wechselnde Kopfbedeckungen in Kisten verstaut. In kurzen, raschen Szenen, gleichsam komprimierten Portionen, wird dem Zuschauer Karl Kraus serviert. Musikalische Sequenzen tragen nicht notwendig zum Verständnis bei, die Inszenierung wollte aber offenbar auf musikalische Elemente nicht verzichten.

Dennoch, in der Bühnenfassung von Christian M. Fuchs kommt Karl Kraus’ kritische Haltung zu Wort. Karl Kraus hat sich in der literarischen Aufarbeitung des Stückes „Die letzten Tage der Menschheit“ in der Figur des „Nörglers“ selbst eine Stimme gegeben. Der Nachruf auf die Untergangstragödie ist 1918/19 in der von ihm begründeten Zeitschrift „ Die Fackel“ erschienen.

Der erste Weltkrieg gilt in der Kriegsgeschichte als erster moderner Massenkrieg, in dem es durch technische Neuerungen zu ungeahnten menschlichen Verlusten kam. Viele der von Karl Kraus geschriebenen Szenen verarbeiten tatsächlich geführte Dialoge, Zeitungsberichte, Zitate historischer Persönlichkeiten, auch von Kaiser Franz Josef.

Die Aufführung im Schauspielhaus kann als Anregung zu näherer Beschäftigung mit Person und literarischem Werk Karl Kraus genutzt werden.

 

Ulrike Guggenberger, Dorfzeitung, 18. 11. 2007



 

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Schauspielhaus Salzburg
Karl Kraus/ Christian M. Fuchs
Die letzten Tage der Menschheit
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Fotos: Eva-Maria Griese, Schauspielhaus

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