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Foto: KTraintinger

Außer Kontrolle

Ein verblüfftes „Aha“ geht in der Schlussszene durch die Publikumsreihen. Das wichtigste Requisit ist ein Schiebefenster, das akkurat immer im rechten Augenblick zuschlägt und ein Kleiderschrank. Ort der Handlung eine feine Hotelsuite.

Die erste Szene lässt noch auf eine banale Ehebruchsgeschichte schließen. Kurz vor dem entscheidenden Moment zum Glück, legt sich eine männliche Leiche quer. Wie es scheint hat sich der Unbekannte bei einem Einbruchsversuch durch das Fenster das Genick gebrochen. Nun folgt statt erotischer Zweisamkeit hektische Betriebsamkeit.

Der Minister der Staatsregierung, Richard Willey hat allen Grund, dem Hotelmanager den Toten nicht zu melden. Erstens nimmt seine Frau an, er sei bei einer wichtigen Sitzung im Parlament und zweitens, ist die junge Geliebte Sekretärin bei der Opposition.

Wie schafft man nun eine Leiche unbemerkt aus dem Haus? Da kann nur des Ministers Privatsekretär George Pidgen helfen. Dieser überaus korrekte, in sich versponnene George, der einmal verzweifelt ausruft: “Ich wusste es, ich hätte bei meiner Mutter bleiben sollen“, wird an den Tatort befohlen und muss nun wider seinen Willen gute Miene zum bösen Spiel machen. Gleich dem Sprichwort, mit gefangen ? mit gehangen verstrickt er sich immer mehr in seiner Aufgabe. Je heftiger Minister und Sekretär zu vertuschen suchen, desto unlösbarer wird die Aufgabe. Freilich macht es ihnen der Tote aus wechselnden Gründen gar nicht leicht.

Erst recht müssen listige Pläne abrupt abgeändert werden, weil der Hotelmanager oder der Kellner just im unrechten Moment auftauchen.

Kurz, es handelt sich um eine echte Komödie, die vom Publikum mit viel Spaß an der Sache und viel Lachen begleitet wird. Die beiden Hauptdarsteller Hans Winkler und Stefan Adamski kommen im wahrsten Sinnes des Wortes und des Stückes ins Schwitzen, sie sind während des ganzen Abends durchgehend im Einsatz. Kokett, ganz der Rolle angepasst im bezaubernden Negligeé auch Nina Ferner als Geliebte. Auch all die anderen Mitwirkenden bieten ein gutes, dem Publikum zugewandtes, flottes Spiel.

Nach der Pause könnte man mitunter meinen, der Autor parodiert sich selbst mit den sich in rotierender Geschwindigkeit wiederholenden komischen Szenen. Der anhaltende Applaus und die heiteren Gesichter beweisen, dass die Theatergemeinschaft Holzhausen mit der Bearbeitung dieser Komödie richtig gewählt hat.

Eine hübsche Idee hält die Regisseurin statt der üblichen Verbeugungszenen zum Schlussapplaus noch bereit, sie lässt die Schauspieler noch in verschiednen Paarkombination menschliche Irrungen und Wirrungen durchprobieren.

Urgemütlich wie immer ist die Verköstigung in der Pause, die Nähe zu den Schauspielern, die persönlichen Worte von Matthias Hochradl, die familiäre Atmosphäre, in der jeder jeden kennt. Die Spielgemeinschaft Holzhausen feiert im heurigen Jahr ihren Geburtstag, diese Aufführung beweist Daseinsberechtigung. Gratulation!

10.04.2005

Ulrike Guggenberger,  Dorfzeitung

 



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Fotos: Karl Traintinger