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Doris Dörrie: "Happy" - Eine witzige Inszenierung, die jedoch in Kaviar versinkt.

Drei Paare treffen sich nach längerer Zeit wieder – ein Abendessen unter Freunden soll es werden. Früher waren sie eng befreundet, doch mittlerweile hat sich vieles verändert. Dylan und Charlotte haben es mit Katzenklos zu Reichtum gebracht, Emilia und Felix sind getrennt, nur Boris und Anette scheinen noch miteinander glücklich zu sein.

Alle sehen dem Treffen mit Unbehagen entgegen. Die alten Freunde sind sich fremd geworden. Dieses Wiedersehen ist Zwang, keine Freude. Mühsam versuchen alle, die fröhliche Stimmung vergangener Jahre aufleben zu lassen. Plötzlich erzählt Emilia von einer Studie, die behauptet, die meisten Männer würden den Körper ihrer Frauen im Dunkeln nicht wiedererkennen. Nach einigem Hin und Her kommt es zu einer folgenschweren Wette. Dylan und Boris behaupten, sie würden ihre Frauen auch mit verbundenen Augen erkennen. Das Ergebnis ist ein Scherbenhaufen.

Das Stück von Doris Dörrie ist unterhaltsam, die Inszenierung von Franz-Josef Heumannskämper konzentriert sich auf die komischen Elemente dieses Wiedersehens.

Bedauerlich ist das Übermaß an Kaviar, der im Verlauf des Stückes zum Störfaktor wird. Ein neuer Sponsor hat es verstanden sich penetrant in Szene zu setzen. Ein Unternehmen, das Störe züchtet und mit Kaviar handelt, dominierte den Abend.

Die Begrüßung des Premierenpublikums mit Kaviar und Sekt war zunächst eine angenehme Überraschung. Als dann während der Aufführung eine Wand gedreht wurde, mutierte das Bühnenbild plötzlich zu einer Plakatwand für Kaviardosen. Das mag vielleicht noch angehen. Jedoch ist es definitiv eine Zumutung, wenn plötzlich Christoph Kail einen Prospekt der Sponsor-Firma aus dem Sakko zieht, und die darin beschriebenen Vorzüge des Unternehmens, die Produktionsziele und die zu erwartenden Gewinne vorliest. Werbeblöcke dieser Art gehören in das Programm von Privat-Fernsehsendern, aber keinesfalls ins Theater. Die Inszenierung verkommt zu einem Füllelement für die Produktwerbung.

Als am Ende aus der Handtasche von Emilia auch noch eine Kaviardose rollte, war der Gipfel der Plumpheit erreicht.

Werbung für den Sponsor ist gut und schön, aber man kann es auch übertreiben.

 


6. 5. 2004

Michaela Essler,  Dorfzeitung
 



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Schauspielhaus Salzburg:
Ein Drama von Doris Dörrie

"Happy"


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Fotos: Schauspielhaus/ Bergauer