Für zartbesaitete Seelen, die von Rosamunde Pilchers rosaroter Welt
träumen, ist dieser Abend nicht geeignet. Ebensowenig für Anhänger der
gehobenen und gewählten Ausdrucksform.
Hier werden die Dinge unverblümt und ohne Verzierungen beim
Namen genannt: Scheißen, brunzen, schiffen, ficken, pudern, vögeln – darum
geht es in den Liedern und Texten, die im Schauspielhaus Salzburg zum
Besten gegeben werden. Ach wer seinen einschlägigen Wortschatz erweitern
möchte, der ist hier richtig. Elke Hartmann, Christoph Kail, Michael
Klammer und Volker Wahl präsentieren 24 Lieder und Texte zum Thema. Der
Bogen spannt sich von Wiener Volksliedern aus der Zeit um 1830 und 1900
über Texte von Bertold Brecht, Friedrich Schlegel, Gerhard Rühm und Georg
Danzer. Aber auch Johann Wolfgang von Goethe kommt zu Wort: „Seid rein bei
Tag und säuisch bei Nacht, so habt ihrs auf Erden am weitsten gebracht“
rät er uns.
Erotische Geschichten, Macho-Tipps für den Liebesakt,
praktische Betrachtungen über die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten
der Hand, „Kinderreime“ und Vierzeiler werden zur Erbauung des Publikums
gesungen und gesprochen. Auch Vorstadtcasanova und Die alte Hur kommen zu
Wort. „Variationen zum Schwanz“ und „Variationen zur Möse“ werden
vorgetragen. Wobei hier der Vollständigkeit halber erwähnt sei, daß sich
die Herren selbstverständlich als beste Variation zum Schwanz auf die
Latte einigen.
Dreckig und schweinisch, heißt es in der Vorankündigung –
und so sind sie auch – die Lieder und Texte. Die vier Interpreten schaffen
jedoch mit viel Witz und Humor eine angenehme und lockere Atmosphäre, in
der es Spaß macht, sich die „Schmutzigen Lieder“ anzuhören. Die Musik von
Jean-Baptiste Marchand und Fabio Buccafusco unterstreicht den heiteren
Rahmen der Darbietung.
So ist der Schweinskram keine Sudelei, sondern eine überaus
unterhaltsame und witzige Reise durch die Schweinereien der vergangenen
150 Jahre.
Das begeisterte Premieren-Publikum quittierte diesen
gelungenen Abend denn auch verdientermaßen mit nicht enden wollendem
Applaus.
22. 3. 2004
Michaela
Essler,
Dorfzeitung
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