Dorfzeitung 145x80
Startseite
Feuilleton
Zeitgeschehen
Lebensräume

Galerie
Musik
 Theater
Literatur

Weballianzen
Dorfplatz
Archiv
Impressum

Ein schwarzer Eisenofen heizt bullig warm, rote, gemütliche Polstersessel, eine kleine Theateridylle nach einer Anfahrt durch den dichten Herbstnebel. Da hebt sich der Vorhang und auf einer weiß gestrichenen Falltür steht in kräftigem Rot geschrieben: „Frauenpower macht Männer sauer“.

Aha, das verspricht spannend zu werden. Die Botschaft klingt trendig, ist aber zu kurz gegriffen. In dem Aristophanes Stück „Lysistrata“ geht es wesentlich um Frieden. „Peace“, steht am Schluss des Stückes auf einer Fahne zu lesen, das wiederum ist freilich der „Frauenpower“ zu verdanken.

Die Geschichte ist rasch erzählt. 500 v. Chr. liegen Athen und Sparta im Krieg miteinander. Die Frauen sind der ständig abwesenden Männer überdrüssig, sie entbehren ihre Manneskraft. Die Athenerin Lysistrata ruft die Frauen beider Städte zu einer Verschwörung zusammen: Sie werden sich ihren, immer nur für kurze Zeit heimkommenden Männern solange verweigern, bis diese endlich Frieden schließen. Wie sie dem Publikum durchaus glaubwürdig mit eindeutigen Anspielungen versichern, fällt ihnen ihre selbst auferlegte Enthaltsamkeit nicht leicht. Sie besetzen die Burg und lassen die heimkommenden Männer vor den Mauern schmachten.

Wenige Stilmittel sind nötig um kurze und temperamentvoll gespielte Bilder in Szene zu setzen. Einige Versatzstücke und angedeutete Kostüme vereisen auf das antike Griechenland, Trommelwirbel auf offener Bühne leitet die einzelnen Auftritte ein. Der Regisseur lässt die überrumpelten Männer und wütenden Frauen im Chor sprechen, um ihren Forderungen und Phantasien allgemeine Gültigkeit und Nachdruck zu verleihen.

Deftige erotische Sprüche werden geführt, es wird gepoltert, bedroht und verführt. Nicht nur der exaltiert schillernde Vertreter des athenischen Stadtstaates muss sich seine Ohnmacht den Frauen gegenüber eingestehen, die heimkehrenden Veteranen müssen sich geschlagen geben. Ist es Theater, Realität oder Parodie, wenn gestandene Männer am Boden auf allen Vieren kriechen, weil sie ihren Trieben hilflos ausgesetzt sind?

Matthias Hochradl wollte ein komödiantisches Stück zum Thema Frieden auf die Bühne bringen, das ist ihm, den Schauspielerinnen und Schauspielern gelungen. Der Dichter Aristophanes schrieb diese Komödie um 450 v. Chr., die Theaterleute in Holzhausen haben eine komprimierte Fassung nach den Möglichkeiten ihres Theaters ausgerichtet. Die Zuschauer anerkennen die Arbeit mit spürbarem und hörbarem Vergnügen, auch wenn der einen oder dem anderen die vulgären Töne der griechischen Weiber und Männer scheinbar übertrieben klingen.

„Glaubt ihr wirklich, dass es so wäre, wenn es so wäre?“, diesen Satz gibt Regisseur Hochradl dem Publikum nach erfolgtem Friedensschluss mit auf den nächtlichen Heimweg.

 

15.11.2003
 

Ulrike Guggenberger  Dorfzeitung

 

 



Das Urheberrecht für alle Texte, Bilder und Fotos liegt bei den AutorInnen.
Die Verwendung des, auf dieser Seite veröffentlichte Bild- und Textmaterials,
ist ohne ausdrückliche Genehmigung durch die AutorInnen untersagt.

Theater Holzhausen
Komödie nach Aristophanes

"Lysistrata"
                             Das Plakat
 

zurück zur aktuellen Ausgabe
zurück zum Archiv
 



Über den Beitrag diskutieren

Fotos: KTraintinger, Dorfzeitung