Geburtstag:
Derrick Horst Tappert 80
"Derrick und ich waren identisch"
23 Jahre lang spielte Horst Tappert den Oberinspektor Stefan
Derrick. "Die waren identisch - mehr oder weniger",
beschreibt er das Verhältnis zwischen seiner Serienrolle
und der Privatperson Horst Tappert. "Ich habe mir ganz
einfach und simpel gesagt: Mein Vater war Beamter, ich
bin Schauspieler geworden. Ich hätte Beamter werden
können. Und warum nicht Beamter bei der Kriminalpolizei?
Das wäre durchaus möglich gewesen."
Siebinger: Wie werden Sie Ihren 80. feiern?
Horst Tappert: Es kommen 20 Gäste zu uns nach Hause - Freunde,
Familienangehörige, mein Sohn und meine Tochter. Wir
bestellen ein kaltes Büfett. Ich nehme an, dass ich sie
alle um 7 Uhr abends rausschmeißen werde. Denn ich
möchte gern meinen letzten Film "Herz ohne Krone" sehen.
Gucken Sie auch gelegentlich Wiederholungen von "Derrick"? Ja.
Vorletzten Freitag habe ich eine Folge gesehen. Ich
schau mir auch die Wiederholungen gern an.
Kriegen Sie auch ein Wiederholungshonorar? Ja, das ist aber nicht
der Rede wert. Auch aus dem Ausland kommt ein bisschen
Geld. Die Franzosen zahlen immer regelmäßig. Die
Italiener nicht. Ich muss mich mal dahinter klemmen.
Seit dem Ende von "Derrick" tragen Sie kein Toupet mehr. Warum
nicht schon früher? Das war eine Entscheidung des
Produzenten, der wollte einen Oberinspektor mit vollem
Haar. Die Toupets haben mich ein Leben lang begleitet.
Es ist eine Art von Befreiung, dass ich jetzt meinen
eigenen Kopf in die Kamera halten kann.
Haben Sie die Toupets alle weggeschmissen? Ein paar liegen noch
irgendwo herum. Letztes Jahr habe ich für die Holländer
einen Polizeifilm gedreht. Die wollten einen echten
Derrick haben. Da habe ich noch mal ein Haarteil
aufgesetzt und mich gewundert, dass es noch passte.
Wären Sie gern noch mal 18 statt 80? Ich bin mit meinem Alter
zufrieden. Ich habe eine lange Laufbahn hinter mir.
Eigentlich habe ich nur für die Arbeit gelebt. Jetzt
kann ich aufstehen und ins Bett gehen, wann ich es will.
Das ist ein Gefühl der Freiheit.
Sie gehören der Kriegsgeneration an. Wie haben Sie die Zeit erlebt?
Als Soldat war ich ständig auf dem Rückzug. In Russland
bekam ich einen Unterarmdurchschuss und eine
Bauchverletzung. Irgendwer legte mich auf eine Trage,
schob mich durch ein Fenster. Plötzlich wurde ich wieder
beschossen. Ich dachte, jetzt ist der Mist vorüber. Ich
fühlte mich ganz leicht und heiter, hatte keine Angst.
Auf dem Verbandsplatz bekam ich aus Mangel an
Betäubungsmitteln eine Flasche Schnaps und habe alles
besoffen über mich ergehen lassen.
Vor einem Jahr ist Ihr Sohn Gary gestorben. Wie gehen Sie mit der
Trauer um? Die Trauer kommt immer wieder, in Wellen. Das
überfällt mich. Das ist nicht wegzuwischen.
Ihr Sohn hat Ihnen zwei Enkel hinterlassen. Zu denen habe ich
überhaupt kein Verhältnis.
Warum nicht? Mein Sohn hat die Frau nie geheiratet und die
Beziehung nie legalisiert. Ich habe mich da rausgehalten
und deshalb auch keine Verbindung zu den Enkeln.
Was wünschen Sie sich zu Ihrem Geburtstag? Dass er bald vorbei ist.
Mir bedeutet dieses Datum gar nicht so sehr viel. Als
ich vor vier Jahren krank war, habe ich allerdings nicht
geglaubt, dass ich diesen Tag erleben werde. Ich bin
dankbar, dass es mir wieder gut geht.
Siebinger: Danke für das Gespräch Herr Tappert - und
alles Gute
Ganz persönlicher Abschiedsfilm: Das ZDF machte Horst Tappert ein
ganz besonderes Geburtstagsgeschenk: Zur besten
Sendezeit strahlte der Sender seinen letzten Film aus.
Im Winter trat Tappert nämlich noch einmal vor die
Kamera. Aus gutem Grund: In "Herz ohne Krone" spielt er
die Rolle des König Rudolph von Sachenien, der im Exil
lebt und sich jeder Nachricht aus seinem ehemaligen
Heimatland verweigert. "Er ist für mich geschrieben
worden", schwärmt Tappert von seinem letzten Film.
Außerdem habe das ZDF den Film mit seinem
Wunsch-Regisseur Peter Patzak besetzt.
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