Das Kaisermühlner
Werkl …
Stellen Sie
sich einfach mal ein altes KPÖ Lokal vor, natürlich ein wenig saniert, mit
einem kleinen Saal für ca. 10 Tische, einem großen grünen Vorhang mit
einer stattlichen Bühne dahinter und einem kleinen Buffet an der Seite (wo
natürlich nichts verkauft wird, sondern für eine Spende verschenkt – eben
wie man das als Verein am Besten macht) sowie ein erhöhter Regieplatz im
Rücken des Saales, von dem aus eine reizende Dame, mit pinken Haare, die
Scheinwerfer bedient und die Vorstellung koordiniert – e voila sie
befinden sich mitten im Werkl, einer kleinen Kleinkunstbühne nicht weit
von der Floridsdorfer Brücke – eben wie es sich gehört, mitten in
Kaisermühlen.
Die
Geschichte des Werkls hat dann in eben diesem KPÖ Lokal begonnen, da die
Partei es nicht immer benötigte und es so möglich war es als Bühne zu
nutzen. Als die KPÖ das Lokal dann geschlossen hat, wurde es vom
Theaterverein übernommen, saniert und in ein Theater umgebaut - von diesem
Zeitpunkt an, war es auch möglich den Spielplan dichter zu gestalten und
seit dem finanziert sich das Werkl, als Kleinkunstbühne, selbst. Gespielt
werden fast nur Eigenproduktionen – meist aus der Feder des Hausautors „Villon“
– aber auch das Kinderwerkl sei zu erwähnen, wo auch durchaus mal der
Kasperl vorbeischaut.
Begonnen habe
ich den Theaterabend dann kurz vor 19:00 Uhr mit dem Problem, dass ich
nicht wirklich wusste, wie ich mich für diese Theatervorstellung anziehen
sollte, hatte ich ja eigentlich keine Ahnung was mich erwarten würde. Eher
einen Anzug oder doch nur Jean und T-Shirt? Entschieden hab ich mich dann
für einen Jean und ein Hemd – womit ich eine gute Wahl getroffen habe,
wobei sich später herausstellte im Werkl wirklich ein jeder, vom fein
gekleideten mit Anzug und Krawatte bis zum „Einheimischen“ vom Haus um die
Ecke mit dem Trainingsoverall, seinen Platz findet und sich auch amüsiert
- aber gerade diese Mischung war es, die mich bei meinem Besuch so
wahnsinnige faszinierte.
Aufgeführt
wurde an diesem Tag das sehr politische Stück „Himmel über Kakanien“,
welches leider mittlerweile nicht mehr im Programm ist. Es handelt von
zwei Schutzengeln in Ausbildung, die mit dem Auftrag ein Land namens „Kakanien“
unter die Lupe zu nehmen – aufgrund der sehr außergewöhnlichen
Verhaltensweisen und Prozeduren, zum Beispiel an der Grenze, die man
natürlich ohne Pass und Vermögen nicht übertreten darf.
Neben der
bösen Fee mit dem Namen Ignoranz, die im Leben der Kakanier eine allzu
wichtige Rolle eingenommen hat, beginnt auch noch ein wunderlicher
Alt-Erzbischof namens Senf die beiden Schutzengel zunehmend zu verwirren.
Alles in
allem genommen eine sehr gut gelungene Komödie, die gezielt die
Immigrationspolitik von „Kakanien“ aufs Korn nimmt und für viel
schallendes Gelächter gesorgt hat, aber mir persönlich ein- zweimal eine
Schublade zu tief gegriffen hat.
Nichtsdestotrotz war es ein sehr amüsanter Abend und ein Besuch in einer
durchaus zu empfehlenden Kleinkunstbühne.
04. 02 . 2005
Stephan
Traintinger,
Dorfzeitung
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