Traditionelles Wiener Vorstadtgasthaus
Sie sind überall. An allen Ecken sind sie zu finden. Und es werden immer
mehr. Italiener, Chinesen, Griechen, Türken, Mexikaner, Inder und Japaner.
Und wir gehen gerne hin, genießen, was sie uns zu bieten haben.
Wer ißt heute noch Leberknödelsuppe, Wiener Schnitzel oder
Schweinsbraten? Nein. Pizza, Frutti die Mare, Frühlingsrolle, Peking-Ente,
Kebab, Gyros, Chili oder Sushi ist nach unserem Geschmack. Wir sind
weltoffen und international unterwegs – auf der Speisekarte.
Mit unseren Speiseplänen durchwandern wir die ganze Welt. Und
verlieren dabei scheinbar unsere heimische Kost völlig aus den Augen, oder
besser gesagt, aus dem Magen. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Ich
gehe auch gerne zum „Italiener“. Aber mancherorts wird es schon schwierig
ein Wirtshaus oder ein Restaurant zu finden, in dem noch österreichische
Küche angeboten wird.
Alles zu fett, zu cholesterinhaltig, zu ungesund – könnte da einer
argumentieren. Wir legen eben Wert auf gesunde Ernährung. Möglich, daß es
damit zu tun hat. Wäre da nicht der überaus beliebte amerikanische „Kulinarik“-Import:
auch bekannt als McDonalds. Und ob Hamburger wirklich so viel gesünder
sind als Wiener Schnitzel sei einmal dahin gestellt. Die gesunde Ernährung
kann es also nicht sein, die uns wegtreibt von den österreichischen
Spezialitäten.
Und wenn wir schon international unterwegs sind: wo sind bitte
schön die Franzosen, Spanier, Portugiesen, Polen, Ungarn, Schweden,
Holländer oder Russen? In diesen Ländern gibt es doch sicher auch Speisen,
die uns munden.
Einzig und allein bei den Mehlspeisen bleiben wir in heimischen
Gefilden. Palatschinken, Marillenknödel, Krapfen, Wuchteln sind nach wie
vor auf unserer Hit-Liste. Und ganz offensichtlich sind Apfelstrudel,
Sachertorte, Topfengollatschen oder Zwetschkenfleck durch nichts zu
übertreffen. Und damit verbunden natürlich unsere Kaffee-Kultur:
Verlängerter, großer Brauner, Mokka, Melange sind ungeschlagen. Einzig der
Cappuccino macht da ein wenig Konkurrenz. So sind unsere Cafehäuser die
letzte unangefochtene Bastion österreichischer Köstlichkeiten.
Wir wollen hoffen, daß unsere Eßgewohnheiten die österreichische
Küche nicht gänzlich in die Bedeutungslosigkeit schicken. Und wir auch in
Zukunft noch Lokale finden, in denen sie angeboten wird.
Michaela Essler,
Dorfzeitung
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