Holzhausen, Gemeinde St. Georgen
Ludwig Laher
Ohne Anbiederung
miteinander
zu tun haben.
Über das Schriftsteller-Sein auf dem Land.
„Schon längst hatten mich die Schützen – der älteste Verein im Dorf,
dessen Präsident noch dazu unser hausmeisterlicher Totengräber war –
geplagt, ich solle ihnen eine neue Fahne stiften. Denn die alte,
hundertjährige, so ehrwürdig sie war, ging schon langsam in Fetzen. Man
stellte mir die begehrenswertesten Vorteile in Aussicht, falls ich die
Anschaffung einer neuen Fahne ermöglichte, so zum Beispiel, daß über
meinem Grab drei Ehrensalven geschossen würden. Aber ich kannte die Bauern
und wußte, daß man ihnen nicht zu rasch nachgeben darf, besonders in
materiellen Dingen, will man nicht ihren Respekt verlieren und als Trottel
oder Verschwender gelten. Jetzt aber, als eine Art von Opfergabe für
sieben glückliche Jahre in diesem Ort, entschloß ich mich, ja zu sagen.
Der Jubel war unbeschreiblich.“
Diese
bezeichnenden Zeilen finden sich in Carl Zuckmayers Erinnerungsbuch „Als
wär’s ein Stück von mir“, und wenn man zwischen ihnen zu lesen vermag,
verraten sie eine ganze Menge über das komplexe Sozialgefüge auf dem Land,
konkret im Henndorf der frühen 30er Jahre, und das noch komplexere
Verhältnis zwischen dem zugezogenen Schriftsteller und den
Alteingesessenen.
Den
Schriftsteller, die Schriftstellerin auf dem Land gibt es freilich
genauso wenig, wie es das Land an sich gibt. Schon die kategorische
Unterscheidung zwischen Einheimischen und Zugezogenen, die auf dem Land
bis heute eine absurd große Rolle spielt, teilt auch die dort lebenden
AutorInnen in zwei Gruppen. Dabei ist noch gar nicht gesagt, daß der von
Geburt an heimische Schriftsteller immer die besseren Karten gezogen hat.
Auf
dem Land spielen in erster Linie schreibende Menschen eine besondere
Rolle, die nur eingeweihten Kreisen in einem relativ engen Umkreis bekannt
sind, dort jedoch als die wahren Dichter gefeiert werden. Sie bedienen
sich zumeist der jeweiligen Umgangssprache, seltener schon des
ursprünglichen Dialekts, umrahmen mit gereimten Strophen gekonnt
Volksmusikabende, in deren Einladungen es heißt, Launiges und
Nachdenkliches werde geboten. Schon der Zusatz Kritisches kann dem
Betreffenden zum Verhängnis werden, und manche Heimatdichter, die in
Lebenspraxis und Werk auffällig werden, setzen sich zwischen alle Stühle,
denn ihr ernsthaftes Bemühen wird weder auf dem Land noch durch den
Literaturbetrieb gewürdigt.
Ich
will in erster Linie über mich, mein Verhältnis zu St. Pantaleon und vice
versa nachdenken, folglich konzentriere ich mich auch im allgemeinen Teil
dieser Überlegungen auf jenen Typus des Schriftstellers, der aus welchen
Gründen immer aus der Stadt aufs Land zieht und dort damit leben muß, daß
er den Intellektuellen zugerechnet wird.
Wir
wären also wieder bei Zuckmayer. Denn ich will die scheinbar beiläufig
erzählte Geschichte von der Schützenfahne genau durchgehen, es lohnt sich
allemal:
„Schon
längst hatten mich die Schützen – der älteste Verein im Dorf, dessen
Präsident noch dazu unser hausmeisterlicher Totengräber war – geplagt, ich
solle ihnen eine neue Fahne stiften. Denn die alte, hundertjährige, so
ehrwürdig sie war, ging schon langsam in Fetzen.“ Wir erfahren zunächst,
wenig überraschend, daß ein Dorf sich wesentlich über seine Vereine
definiert, Zuckmayer nennt neben den Schützen an dieser Stelle noch die
Feuerwehr und die Heimkehrer, „die sich jedes Jahr am Tage des ehemaligen
Kriegsausbruchs sternhagelvoll tranken – denn, so folgerten sie, wäre der
Krieg damals nicht ausgebrochen, so hätten sie ihn auch nicht überleben
können.“ Zuckmayer signalisiert dem Leser deutlich, daß er von einer Welt
redet, die beim besten Willen nicht die seine ist. Daran können alle
Liebeserklärungen an Henndorf und einzelne Bewohner, der in vielen
Textpassagen geäußerte Respekt vor noch den einfachsten Menschen, die
Zuckmayer als außergewöhnliche Persönlichkeiten würdigt, nichts ändern.
Dem
Heimkehrerverein begegnet er mit liebenswürdigem Spott, der für ihn
offenbar einzigen Möglichkeit, das Unbegreifliche des rituellen Verhaltens
seiner Mitglieder zu kommentieren. Das Anliegen der Schützen empfindet er
als Plage, auch ihre Wertewelt ist nicht von der seinen: „Man stellte mir
die begehrenswertesten Vorteile in Aussicht, falls ich die Anschaffung
einer neuen Fahne ermöglichte, so zum Beispiel, daß über meinem Grab drei
Ehrensalven geschossen würden.“
Spannend wird es vor allem in den nächsten Sätzen, in denen Carl Zuckmayer
gleichsam im Stil der frühen Chronisten kolonialer Landnahmen auf fernen
Kontinenten erläutert: „Aber ich kannte die Bauern und wußte, daß man
ihnen nicht zu rasch nachgeben darf, besonders in materiellen Dingen, will
man nicht ihren Respekt verlieren und als Trottel oder Verschwender
gelten.“
Wir
kennen alle den alten Witz, wonach der Fremde auf dem orientalischen Basar
sich nach dem Preis einer Ware erkundigt und bereitwillig in die Tasche
greift, den genannten Betrag zu begleichen. Der Händler jedoch fährt ihn
an, er möge gefälligst feilschen, soviel sei das begehrte Ding nämlich nie
wert.
Damit
ich nicht mißverstanden werde: Ich unterstelle Zuckmayer nichts
Ehrenrühriges, im Gegensatz zu den spanischen Conquistadores ist das Ziel
seiner ethnologischen Feldforschungen nicht Betrug, Ausbeutung,
Unterwerfung. Es sind vielmehr die Eingeborenen selbst, die etwas von ihm
wollen. Wiederum beschreibt er Rituale, wie ja auch das Feilschen eines
ist, deren stillschweigende Befolgung darüber entscheidet, wo in der
dörflichen Hackordnung der zugezogene Kopfmensch eingeordnet wird. Doch
rührt mich sein Stil trotz dieses Wissens unangenehm an, vermittelt er
doch ungebrochen das Überlegenheitsgefühl, man kann auch sagen die
Arroganz dessen, der sich zubilligt, das von ihm beschriebene Biotop von
außen, quasi objektiv einschätzen zu können, während die Beschriebenen,
ganz gleich, ob sie ihrerseits den Kommentator zum Trottel ernennen oder
nicht, nie über den Schweinsbratentellerrand blicken werden können und auf
ewig im eigenen Saft schmoren müssen.
Viele
der Vorurteile und Urteile gegenüber auf dem Land lebenden Künstlern und
Intellektuellen, wie sie im Dorf typisch sind, speisen sich, getraue ich
mich zu vermuten, aus dem Empfinden, deren Arbeit und Lebenspraxis rühre
unablässig an den oft nicht hinterfragten Grundfesten überkommener
Tradition, an Hierarchien und Vereinsritualen, und zwar selbst, wenn sie
sich wie der Fahnenvater Zuckmayer dreinschicken.
Nun
kann man mir entgegenhalten, inzwischen seien doch siebzig Jahre ins Land
gezogen, wenngleich Carl Zuckmayer erst vor weniger als vierzig darüber
geschrieben hat. Demgegenüber stelle ich die These in den Raum: An dem
zugrundeliegenden Problem hat sich nur verhältnismäßig wenig verändert.
Ganz
gleich, ob man sich – wie Zuckmayer zu Zeiten – unters Volk mischt, den
Stammtisch mitbevölkert, alle Begräbnisse abdient, oder eher freundliche
Distanz zum dörflichen Leben hält: Dessen beharrendes Element, die
Wagenburgmentalität vieler Alteingesessener, gespeist häufig aus
angstkompensierender Sturheit, die phantasiereiche Gerüchtebörse in
Wirtshäusern und auf dem Kirchplatz, all dies und mehr wirft die Frage
auf, wie man als Schriftsteller, abgesehen von den hier wie überall
gewonnenen Freunden, die Menschen auf dem Land hinreichend stimmig zur
Sprache bringt, welche ja nichts anderes sein kann als die Übersetzung der
eigenen Erfahrungen und Bilder.
„Das
Land“ ist nun einmal unter anderem ein weites Feld mit tiefen Abgründen.
Wir wissen, um im salzburgisch-oberösterreichischen Raum zu bleiben, von
Franz Innerhofer aus Krimml oder von O.P. Zier aus Lend, von Franz Rieger
aus Riedau oder von Franz Kain aus Posern bei Bad Goisern, um nur wenige
Namen zu nennen, wie rigide dörfliche Strukturen jenen im wahrsten Sinne
des Wortes zuleibe rücken können, deren Sensibilität zu ausgeprägt ist, um
sich unwidersprochen einzugliedern, zu fügen. Heute, wo etwa das
Spannungsfeld bäuerliche Herrschaft – Gesinde weggefallen ist, wo dem
Diktat der Elterngeneration relativ leicht durch Landflucht begegnet
werden kann, wo die Macht der katholischen Kirche über ihre Schäfchen
selbst im Dorf längst bröckelt, sind viele Ursachen weggefallen, die einst
für Disziplinierung ohne Wenn und Aber sorgten. Wenn man jedoch einen
genaueren Blick wagt, so zeigt sich schnell, daß es beispielsweise immer
noch schlecht möglich ist, sich als eingesessener Dörfler abseits der
eingesessenen Parteien in Bürgerlisten oder Umweltverbänden, in „(Nichtvolks)Kulturinitiativen“
oder meinetwegen in fernöstlichen Spiritualitätszusammenhängen zu
engagieren.
So
getrauen sich nach eigenem Bekunden – und damit schlage ich endgültig die
Brücke zu St. Pantaleon und mir – manche Ortsbewohner, denen es ein
Anliegen wäre, ganz einfach nicht, an der Jahresgedenkfeier für die beiden
NS-Lager am Ort teilzunehmen, weil sie damit in den sozialen
Zusammenhängen, über die sie sich definieren, unten durch wären.
In
gewissen gesamtgesellschaftlichen Kontexten potenziert sich zudem die
dörfliche Kontrollfunktion, muß sich zwangsläufig auch das
Überlebensinstrument Verdrängung perfektionieren. Als jene Frauen aus St.
Pantaleon mit mir von sich aus nach bald sechzig Jahren über die
Ereignisse von damals zu reden begannen, weil sie mir, dem Schriftsteller,
wie sie meinten, Geschichten zu erzählen hätten, „da könntest du Bücher
drüber schreiben“, war das nicht nur ein dezenter, womöglich unbewußter
Hinweis, das auch tatsächlich so zu halten, sondern auch ein
Befreiungsschlag aus den obsolet gewordenen Umgarnungen dörflichen
Eingebettetseins: Die Männer sind tot, kameradschaftsbundliche
Normerfüllung damit hinfällig, die Kinder sind weggezogen, lange, einsame
Tage bringen die Bilder zurück, die nie versprachlicht werden durften,
weil sie das gesamte Gefüge von kollektiver Ohnmacht im Angesicht
extremster Barbarei bis zu schuldhafter Verstrickung einzelner aus
Profitinteresse, aus Lust an Gewalt und am Totquälen, oder was da sonst
noch an Motiven in Frage kommt, an die Oberfläche geschwemmt hätten. Wären
diese Bilder bald nach dem Krieg Sprache geworden, wären sie wohl zur
Sollbruchstelle von Ehen geworden, der Rückkehr der alten Nazis an die
Schalthebel der Macht im Wege gestanden, dem blinden Aufbruch zum
Wiederaufbau, dem mehrheitlichen Konsens der Niederlage statt der
Befreiung, dem Bedürfnis nach Schwamm drüber.
Aber
sie blieben, diese Bilder, diese Geräusche, diese Empfindungen, die
zwischengelagerten Toten in der Gerümpelkammer unter der Kirche, die
gespenstischen Gesänge der ausgemergelten Zwangsarbeiter in ihren viel zu
leichten Kleidern beim frühmorgendlichen Marsch an die Baustelle, die
brutalen Schläge des Vaters, der erfahren hat, daß die Tochter auf dem
Schulweg internierten Kindern Mostäpfel über den Lagerzaun geworfen hat.
Die
Frauen jenseits der siebzig haben nach sechzig Jahren endlich doch
geredet, und ein schöneres Beispiel für die Not-Wendigkeit unserer
marginalisierten Zunft kann ich mir kaum vorstellen. Mein offenes Ohr und
das Gespür der alten Damen, es würde noch eine, eine letzte Chance
bestehen, das subjektiv Erlebte einigermaßen zu objektivieren, schwarz auf
weiß in einem Buch festzuhalten, geschehen zu machen statt ungeschehen,
hatten gereicht, die Zungen zu lösen.
Aber
da stand ich nun, mußte mich entscheiden, ob ich mich auf diesen kleinen
Ort, in dem ich nun seit einigen Jahren gern lebte, kompromißlos einlassen
sollte, auf seine jüngere Vergangenheit, deren zeitlichen Rahmen ich, das
war mir von vornherein klar, gegen den Usus der Geschichtsbücher
definieren mußte: Von 1940, als das erste Lager provisorisch für einige
Wochen im ehemaligen Gasthof Göschl in Moosach, Gemeinde St.Georgen an der
Salzach, eröffnet wurde, wo prompt auch gleich das erste Opfer seinen
Folterverletzungen erlag, bis zu meiner Geburt 1955.
Abgesehen von kleinen Aufsätzen zweier Zeithistoriker an entlegenen Orten
und einem Hauptschulprojekt in St. Pantaleon Mitte der 80er Jahre waren
die beiden NS-Reichsgaulager nicht nur aus dem öffentlichen dörflichen
Bewußtsein, sondern auch aus dem des ganzen Landes komplett verschwunden.
Immer noch hing (und hängt bis heute) das Portrait des damaligen
NS-Bürgermeisters im Sitzungssaal der Gemeinde, eines Mannes, der nicht
nur erheblichen Anteil daran hatte, daß Gauleiter Eigruber seine
Parallelinfrastruktur zu Himmlers KZs ausgerechnet an der Peripherie
Oberdonaus realisierte, der nicht nur persönlich finanziellen Profit aus
dem unermeßlichen Leid vieler Hunderter zog (übrigens, indem er die eigene
NSDAP sowie die Grundstückseigner des Lagergeländes betrog), der nicht nur
zahllose Denunzierungen seiner Bürger mit erheblichen Folgen zum Beispiel
gleich für zwei Ortspfarrer veranlaßte, für die er nach dem Krieg
rechtskräftig verurteilt wurde, sondern der in seiner Eigenschaft als
Standesbeamter auch die Totenscheine der Ermordeten und der durch die
Lagerumstände anderweitig zu Tode Gekommenen ausfüllte, wobei er falsche
Todesursachen unterschrieb, die er mutmaßlich selbst mitformuliert hat.
Während also dieser Herr unverdrossen von der Wand des Sitzungssaales auf
die heutigen Gemeindevertreter blickt, blieben bis zur Jahrtausendwende
die Namen der Toten unbekannt, die vielen absurden Gründe für eine
Inhaftierung im Arbeitserziehungslager, das weitere Schicksal der
schließlich mit Güterzügen abtransportierten Roma und Sinti und natürlich
die Mitverantwortung des Dorfes konsequent ausgespart. Das offizielle
Gemeindebuch von St. Pantaleon Ende der siebziger Jahre berichtet zwar
ausführlich, daß Erzbischof Hiltibald von Köln am 18. Oktober 788 auf
seinem Weg von Eggelsberg über Ibm, Franking, Haigermoos und Ernsting nach
Ostermiething St. Pantaleon, damals - wenn überhaupt – Weng genannt, fast
berührt hätte, erwähnt die dunklen Zeiten Mitte des 20. Jahrhunderts dafür
jedoch mit keinem Wort, wenn man davon absieht, daß in einem Kapitel über
die Mühlen in St. Pantaleon erläutert wird, „die Mitte der Dreißigerjahre
einsetzende Entsumpfung des Ibmer Moores“ habe „den Mühlen die Kraftquelle
genommen.“ Die Frage, wer diese Arbeit ab 1940 verrichtete, würde uns
freilich schnell auf die richtige Spur bringen.
Die
Tatsache, daß die Nachbargemeinde Haigermoos mit ihrem Weiler Weyer vor
dem Krieg nach St. Pantaleon eingemeindet und bald nachher wieder
ausgegliedert wurde, bot beiden Dörfern eine ideale Ausrede für das
jeweils kollektive Verdrängen: Sagten die einen, sie seien gegen ihren
Willen als Gebietskörperschaft aufgelöst und zum Zeitpunkt der Verbrechen
vom größeren St. Pantaleon und seinem Nazi-Dorfestablishment beherrscht
gewesen, meinten die anderen, Weyer liege, wie jede Landkarte beweise, in
Haigermoos, St. Pantaleon habe mit den Lagern rein gar nichts zu tun.
Tausende Seiten über die Lager in St. Pantaleon-Weyer, so der offizielle
Name, lagen indes in einem Dutzend österreichischer Archive. Ich habe sie,
teils unter abenteuerlichen Umständen, zu Tage gefördert. Nie hatte ich
die Absicht gehabt, ein literarisches Buch über die NS-Zeit zu schreiben,
alles Wesentliche schien mir dazu in guten und gut gemeinten Romanen,
Erzählungen und Gedichten geäußert.
Und
nun saß ich vor einer Unmenge unglaublichen Materials, das ästhetisch
bewältigt werden wollte. Zu bewältigen war aber auch das Wissen, im
eigenen Wohnort, der mir Heimat zu werden versprach, damit wahrscheinlich
auf Lebenszeit eine Zuordnung zu erfahren, die, wenn man den bisherigen
Umgang mit der dörflichen Vergangenheit als Maßstab nahm, nicht viel Gutes
versprach.
Der
2001 erschienene Roman „Herzfleischentartung“, das Resultat meiner
Bemühungen, ist wesentlich viel weniger ein Roman über die NS-Zeit und die
ersten zehn Jahre nach dem Krieg als einer über Erinnerungskultur, er ist
viel weniger die Geschichte einiger positiver und negativer Protagonisten
als die Geschichte struktureller Verflechtungen extremster Natur, die erst
möglich machten, was bald wieder unaussprechlich schien. Die vielen
handelnden Personen agieren zwar auch in Berlin und Wien, werden zwar auch
in Svetlik und Steyr vermißt, sterben zwar auch in Lodz und Salzburg, im
Mittelpunkt steht jedoch die minutiöse Beobachtung des Mikrokosmos einer
kleinen Gemeinde am Rande des Innviertels während fünfzehn Jahren. In St.
Pantaleon finden wir alles, was die große Welt draußen in jener Zeit
vorrätig hatte: Terror im Lager, auf der Straße, bei der Flußregulierung
der Moosach, kleine, aber bedeutende Akte des Widerstandes bzw. des
bewußten Nichtmitmachens, ausgeprägten Opportunismus, Denunziation und
Korruption, enthemmte Bauernknechte als SA-Schergen und wild gewordene
Kleinbürger als Drahtzieher. Wir finden brutal ausgebeutete und wir finden
anständig behandelte ukrainische oder französische Zwangsarbeiter auf den
Höfen, größenwahnsinnige NS-Renommierprojekte, die auf die Zerstörung der
letzten nennenswerten Moorgebiete abzielen, um 250 Großbauernhöfe zu
schaffen. Wir finden nach dem Krieg wiedereingesetzte lokale NS-Größen,
als Vizebürgermeister der SPÖ zum Beispiel, als einflußreiche Gemeinderäte
der ÖVP, wobei der wirtschaftliche Einfluß brauner, später schwarzer
Funktionäre ohnehin nie eine Zäsur erfahren hatte. Wir finden neugebaute,
groß dimensionierte Anlagen für die gefallenen Söhne der Heimat, wir
finden die Gräber der hier Ermordeten nicht und keine Tafel, auf der ihre
Namen stehen, wir finden Beteuerungen, die Gequälten und Ermordeten werden
an ihrem Schicksal schon selbst schuld gewesen sein, und Entrüstung über
die ohnehin milden Strafen für schuldig gewordene Ortsbewohner. Wir finden
vor allem die flächendeckende Entsorgung der jüngsten Vergangenheit.
Und
das alles vor dem Hintergrund einer lieblichen, mit allen Vorzügen
landschaftlicher Schönheit ausgestatteten Umgebung, vor dem Hintergrund
der gewöhnlichen, alltäglichen Verrichtungen auf den Feldern, in den
Handwerksbetrieben und den Schulen, vor dem Hintergrund der dörflichen
Feste, der Feuerwehreinsätze, der Dorfkinovorstellungen und öffentlichen
Mutterkreuzverleihungen, privaten Glücks und Leides.
Eine
der ersten germanistischen Untersuchungen meines Buches stammt aus der
Feder einer englischen Universitätsprofessorin, die ihren Aufsatz 2002 bei
einem Kongreß in Canterbury vortrug und 2003 publizierte. Er hat den
bezeichnenden Titel „The politicised pastoral idyll in Ludwig Laher’s
‘Heimatroman’
Herzfleischentartung“, also etwa „Die politisierte ländliche Idylle in
Ludwig Lahers ‚Heimatroman’ Herzfleischentartung“.
Susan
Tebbutt meint darin unter anderem: „Indem die Bedeutung der Landschaft im
Roman herausgestellt wird, ist es möglich, die Raffiniertheiten des
literarischen Stils und die Verbindungen zwischen Vergangenheit und
Gegenwart sowie die Feinheiten der Beziehung zwischen Heimat, Leser
und Gegend zu erkennen. Der Gebrauch von Metaphern der Restrukturierung
von Land und Nation, die Romantisierung der Landschaft, in der Folge als
pseudo-utopische Heimat enthüllt, indem auf ironische Weise der
Wald, der Fluß und die Weite des Landes nicht nur als topographische
Merkmale auf einer tatsächlichen Landkarte, sondern auch als Elemente
einer sozio-politischen Landkarte der Vergangenheit Verwendung finden, all
das kulminiert im Brennpunkt des Erinnerns.“ Und sie gibt eine Reihe von
Beispielen aus meinem Text wie jenes von dem einst sich in Mäandern durch
das Feuchtgebiet windenden Flüßchen, dem riesige Granitblöcke an den
regulierten Ufern jetzt deutlich machen: Fliehen ist zwecklos!
Die
Autorin zitiert aber auch von mir verwendete Originaltexte aus
NS-Publikationen, die auf das Verhältnis zwischen der Landschaft des
Innviertels und den Segnungen des Regimes abstellen. So folgt in einer
Passage mit Passionsgeschichten Inhaftierter auf meinen Satz „Aus dem
ganzen Reichsgau Oberdonau also sind seit Monaten asoziale männliche Wesen
(...) in dieses idyllisch gelegene Lager geströmt, um endlich eine
ordentliche Erziehung zu genießen“ das Zitat „In Natur, Kultur und
Menschentum eine Einheit darstellend, die immer nur durch reichsfeindliche
politische Gewalten gestört werden konnte, erscheint das Land so recht
eine Wiege für ganzheitliches Denken, Fühlen und Handeln.“ Dieses
ganzheitliche Denken, Fühlen und Handeln wird von mir unter anderem an den
sadistischen Foltermethoden an der Baustelle am Fluß und ihren perversen
Begründungen exemplifiziert.
Ich
beschreibe, wie ein Schwammerlsucher den Aufsehern zu nahe an die im Moor
werkenden Häftlinge gerät und mit dem Erschießen bedroht wird, wie
flußaufwärts von Dorfbewohnern Apfelschalen ins Wasser geworfen werden,
weil sie den Ausgemergelten wenigstens so etwas Nahrung zukommen lassen
wollen, wie der Berliner Reichsmoorberater in St. Pantaleon von mäßig mit
Mineralboden überdecktem Moor als idealem dauerndem Ackerland nach einer
Regulierung schwärmt.
Mit
einem Wort: Tatsächlich habe ich, wie Susan Tebbutt zurecht vermutet, an
verschiedenen Stellen meines Romans versucht, diese Wechselbeziehung
zwischen vordergründiger Idylle und der materialisierten Barbarei Menschen
und Landschaft gegenüber einzufangen. Wäre ich allerdings nicht selbst ein
Bewohner dieser Gegend, hätte ich diesem Aspekt wahrscheinlich nicht so
viel Bedeutung zugemessen. Denn ein wichtiger Beweggrund dafür war, daß
nicht nur die Erinnerung zugeschüttet war, Lager und Baustelle quasi im
Bewußtsein St. Pantaleons nicht mehr vorhanden waren, sondern auch ganz
real draußen im Moosachtal nichts mehr darauf hindeutet, daß dort je
einmal Mord und Totschlag regierten. Mehr noch: Meine ursprüngliche
Entscheidung, in der Gegend der Oberinnviertler Moorseen leben zu wollen,
gründete sogar wesentlich auf dem Reiz der archaischen Landschaft, auf
einem intensiven Naturerlebnis, das mir bis heute Quelle künstlerischer
Inspiration ist.
Ich
mußte also selbst damit umgehen lernen, daß nicht nur die Erinnerung,
sondern auch die Landschaft trügen kann, daß ich, der Schriftsteller auf
dem Land, nicht nur in jenen zu Anfang am Beispiel Zuckmayers skizzierten
sozialen dörflichen Zusammenhängen existiere, sondern auch in einem
Spannungsverhältnis zur Landschaft, die mir, indem sie ja nicht selbst für
ihren Mißbrauch verantwortlich zu machen ist, immer noch gleich lieb, aber
nicht mehr unschuldig ist. Das Wort ‚unschuldig’ will ich dabei in jenem
Sinne verstanden wissen, den der Satz „Er raubte ihr die Unschuld“
ausdrückt. Geraubte Unschuld meint im überholten traditionellen
Verständnis, abgesehen vom konkreten Hymen, den Verlust einer emotionalen
wie erfahrungsfreien Bewußtlosigkeit gegenüber den Verlockungen des
sexuellen Trieblebens, herbeigeführt eben durch den ersten Sexualakt.
Nicht umsonst meint im Mittelhochdeutschen die Phrase ‚sin wip erkennen’
mit ihr zum ersten Mal schlafen, also diesbezügliche Erkenntnis schaffen.
In den Bibelübersetzungen hat man den Gläubigen übrigens bis weit ins 20.
Jahrhundert folgende scheinbar unverständliche Antwort Mariens auf die
Ankündigung Gabriels zugemutet, sie werde jetzt schwanger werden und die
Mutter Gottes: ‚Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?’ Und
die teuflische Erkenntnis, Maria habe schlicht ‚wo ich doch noch mit
keinem Mann geschlafen habe’ gesagt, wird heute in modernen Bibeln durch
den dummen Halbsatz ‚wo ich doch von keinem Mann weiß’ vernebelt.
Von
wegen nichts wissen. Die Landschaft rund um St. Pantaleon wurde reichlich
mit den ausgelebten Trieben sadistischer Aufseher, mit den
Grenzerfahrungen Scheinertränkter, mit den auf Scheibtruhen weggekarrten
Sterbenden konfrontiert, sie bleibt mir verwundet, sie bleibt mir wissend,
wenngleich die meisten, die ihr begegnen, keine Ahnung davon haben wie
ich, als ich mich in ihr niederließ. Und ich habe sie erkannt, bin also
intim mit ihr geworden, mit allen Unwägbarkeiten, die dergleichen nach
sich zieht.
Ich
bin nicht aufs Land gezogen, um dort romantische Gefühle zu befriedigen,
nach blauen Blumen zu suchen oder gar dem Paradies. Als Schriftsteller ist
man viel unterwegs, und eine einladende Gegend, in der man, wenn man
gestrickt ist wie ich, die Muße zur konzentrierten Arbeit leichter finden
kann als in der hektischen Großstadt, gibt Kraft, führt auf das
Wesentliche zurück, schärft die Klarheit des Gedankens.
Verkehrsgeographisch günstig gelegen zwischen Salzburg und München,
Drehscheiben für mich, um an meine Arbeitsstätten für je einen Abend zu
gelangen, die verschiedenen Lesungsorte, aber auch zu den
Rundfunkanstalten, den Bibliotheken und Archiven usw., bleibt mir St.
Pantaleon trotz allem, was es war, ein Ruhepol, geeigneter Platz meiner
Werk-Stätte.
Gelegentlich überlege ich mir sogar, ob es nicht – weit über den damit
verbundenen Roman „Herzfleischentartung“ und seinen relativ großen Erfolg
hinaus – für mein Verhältnis zum Ort sein Gutes hatte, in ihm, ohne das zu
wissen, für meine Beheimatung etwas getan zu haben, indem ich mit seiner
Geschichte in einen Dialog getreten bin, stellvertretend für all die
anderen Plätze in meinem Leben, an deren keinem ich, die Kindheit
eingerechnet, länger als neun Jahre verbracht habe. Abgründe hätten sich
überall aufgetan.
Carl
Zuckmayer spricht noch Jahrzehnte nach dem Krieg in seinem Erinnerungsbuch
„Als wär’s ein Stück von mir“ davon, seine Henndorfer Jahre als das
Paradies auf Erden erlebt zu haben. Umso schlimmer ist es, wenn du
feststellen mußt, ein Teil der Leute, die du gut kennst, mit denen du
nicht selten ein Glas geleert hast, führen sich ab einem gewissen Moment,
der ihnen dies erlaubt, völlig enthemmt auf und schrecken vor nichts
zurück. Zuckmayer, der sich gerade in Wien aufhält, entschließt sich
gleich nach dem Anschluß im März 1938 zur Flucht in die Schweiz. „In
Henndorf hatten sie bereits – wir wußten es noch nicht – unser Haus
besetzt und den treuen Jung-Gendarmen Lackner, einen unentwegten
Nazi-Gegener, der so oft bei uns am Abend die Zither gespielt hatte, halb
totgeschlagen.“ Als nach 1945 plötzlich alles wieder in geordneten Bahnen
ablief, wollte Zuckmayer wie so viele andere nicht mehr zurück. Überall
tummelten sich dieselben Leute, die gerade noch die Sau rausgelassen
hatten, und die anderen hatten immer noch Angst vor ihnen oder fanden gar
gut, was sie gemacht hatten. Das ist in der Stadt nicht anders gewesen als
auf dem Land, aber viel anonymer.
St.
Pantaleon kann mir wenig vormachen, ich habe zu genau nachgeschaut. Wir
haben uns ausgeredet, eine Vertrautheit geschaffen, die den Schrecken
nicht ausspart. Darauf läßt sich aufbauen. Diese neue Vertrautheit läßt
mich so manche Distanzierung als wohlbegründet und konsequent einordnen,
hat aber andererseits Barrieren aufgehoben, die sich einer von Fremdheit
gespeisten Unsicherheit verdankten.
Eine
Erinnerungsstätte für die Lageropfer gibt es mittlerweile, die Gemeinde
bekennt sich, ohne viel Aufhebens zu machen, zu ihrer Verantwortung. ‚Ohne
viel Aufhebens’ heißt aber auch, daß es, grotesk genug, in zweieinhalb
Jahren seit dem Erscheinen von „Herzfleischentartung“ keine Einladung des
offiziellen St. Pantaleon an mich gab, in der Gemeinde aus dem Buch zu
lesen, wie es überhaupt in zehn Jahren nie auch nur eine einzige Einladung
gab, in der Gemeinde als wohl bekanntester dort lebender Künstler mit
irgendeinem meiner Werke aufzutreten. Ich habe dafür bei fast hundert
Auftritten in verschiedenen Ländern aus dem Roman über meine engere
Lebensgegend gelesen, das in der Neuen Zürcher Zeitung genauso hymnisch
besprochen wurde wie in der Frankfurter Allgemeinen oder in der Neuen
Südtiroler Tageszeitung und im österreichischen STANDARD, das als Buch
über die Provinz, nicht aber als provinzielles Buch vor kurzem unter dem
Titel „Una enfermedad del corazón“ in Spanien herauskam und nächstes Jahr
in Großbritannien erscheinen wird. „Herzfleischentartung“ hat allein im
deutschsprachigen Raum immerhin schon drei Auflagen erlebt, mehrere
literarische Auszeichnungen, darunter den österreichischen BUCH.PREIS 2001
und eben jetzt den oberösterreichischen Landeskulturpreis, erhalten,
überraschend schnell ausführlichen Eingang in Überblickswerke wie in die
Neuausgabe von Klaus Zeyringers „Österreichische Literatur seit 1945“
gefunden.
Ich
habe aus dem Roman in St. Pantaleons unmittelbarer Nähe vor über hundert
Leuten in Haigermoos im ehemaligen Lager gelesen, vor über achtzig in
Eggelsberg, in zwei großen Braunauer Veranstaltungen vor mehr als
zweihundert Besuchern und jetzt sogar in St. Georgen. In St. Pantaleon
selbst lud einzig die Grüne Bildungswerkstatt Oberösterreich
halböffentlich einmal zu einem Leseabend, zu dem hauptsächlich Menschen
aus anderen Teilen des Landes kamen.
Für
mein Selbstwertgefühl als Autor ist die Wahrnehmung in St. Pantaleon ohne
Belang, auch unterscheide ich sehr genau zwischen den Menschen, von denen
viele dieses oder andere Bücher von mir gelesen haben, und dem offiziellen
St. Pantaleon. Schließlich stelle ich auch den Umstand in Rechnung, daß
ich mich lokalpolitisch in einer überparteilichen Liste engagierter
BürgerInnen betätige und das nicht von allen im Gemeindeestablishment
goutiert wird. Dennoch wäre es mir prinzipiell natürlich angenehm, zuhause
nicht erst – wie in vergleichbaren Fällen vielfach belegt – nach meinem
Tod offiziell wahrgenommen und, ohne noch widersprechen zu können, für
welche Zwecke immer eingespannt zu werden.
Es
gibt eine Reihe von SchriftstellerInnen, die von früher Jugend an
subjektiv erfahrene, meist wohl auch objektiv erfolgte persönliche
Demütigungen, Kränkungen, Zurückweisungen, die zum Teil aus der Enge,
Engstirnigkeit, Intoleranz dörflicher Strukturen resultieren, in ihrem
Werk ausführlich thematisieren. Die notwendig damit verbundenen
Zuspitzungen, emotionell gefärbten Anklagen, der Zorn und der Aufschrei
solcher Texte von Franz Innerhofer bis Josef Winkler lassen einen
zumindest nachvollziehen, warum die darin porträtierten Gemeinden sich
schwer tun, diese AutorInnen trotzdem als Teil dieser Welt anzunehmen und
ihre Leistungen auf einer anderen Ebene zu schätzen.
Ich
glaube, weit weniger als mit mir als Person, der ich ja keine persönlichen
Rechnungen mit St. Pantaleon offen hatte, die mich zu bitteren, gar zu
ungerechten Texten genötigt hätten, hat die weitgehende Gleichgültigkeit
der Gemeinde gegenüber meinem Werk mit einer allgemeinen Gleichgültigkeit
am Ort gegenüber jeder Form von künstlerischer Betätigung zu tun, die
nicht traditionell volkskulturell geprägt ist und nicht auf Amateurbasis
ausgeübt wird. Iregndwelche Initiativen des Kulturausschusses der
Gemeinde, ein Kunstbudget jenseits der Unterstützung des Laientheaters
etc. zu installieren, sind mir nicht bekannt.
Ich
äußere mich zu so einer Offenbarung größtmöglicher Wurstigkeit St.
Pantaleons gegenüber dem von mir behaupteten Lebensmittel Kunst gewöhnlich
nicht öffentlich, würde jede Erwähnung in diese Richtung doch als pro
domo-Einspruch abgetan werden, als ob ich es auf ein Denkmal im Dorf
abgesehen hätte. Im Zusammenhang von Überlegungen über Land-Schriftsteller
aber hat eine diesbezügliche Anmerkung ihren Platz, denn anders als in der
Stadt, wo die Marginalisierung von Kunst und Kultur nicht so auffällt,
weil für entsprechende Angebote gesorgt ist, fällt deren völliges Fehlen
am Land sofort ins Auge.
Vielleicht ist eine 3000-Seelen-Gemeinde in dieser Hinsicht auch schlicht
überfordert. Eine effektive Auseinandersetzung mit Kunst wäre eigentlich
eine lohnende Aufgabe für Regionen, zum Beispiel von der Größe des
Oberinnviertels. Das Land Oberösterreich unterstützt seit Jahren gezielt
regionale Kulturarbeit; wer aber weiß, wie schwer es den Landgemeinden
fällt, selbst in so offensichtlichen Bereichen wie dem Öffentlichen
Verkehr an einem Strang zu ziehen, darf sich auch davon nicht zuviel
erhoffen.
Es ist
Zeit, zum Schluß zu kommen, denn ich bin nicht eingeladen worden, mir
allgemeine kulturpolitische Erwägungen zu leisten, sondern darüber
nachzudenken, wie es mir, einem halbwegs bekannten hauptberuflichen
Schriftsteller, der sich entschlossen hat, in ländlicher Umgebung zu
arbeiten, dort so geht.
Bevor
ich Ihnen im zweiten Teil des Abends einen längeren Ausschnitt aus jenem
hier in der Gegend spielenden Roman vorlese, von dem jetzt schon
einigermaßen ausführlich die Rede war, hören Sie noch ein kurzes Gedicht
aus meinem letzten Lyrikband, das im Anschluß an einen abendlichen
Spaziergang am Ufer des Höllerer Sees in St. Pantaleon entstand, wie ich
ihn häufig zu unternehmen pflege.
Der
kurze Text handelt von einer höchst persönlichen Begegnung zwischen einem
Landschaftsdetail und mir. Beide Seiten halten nichts davon, sich
wechselseitig anzubiedern. Aber sie haben miteinander zu tun. So möchte
ich mein Verhältnis zu dem Ort verstanden wissen, in dem ich lebe
feuerstunde, S.55
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