Es ist Nacht, nach mehreren Stunden Flug endlich gelandet. Warme Luft
strömt mir entgegen, Anfang November, bei uns wird Allerheiligen gefeiert.
Das Willkommen meiner Freunde ist herzlich - Namaste! - und ich freue mich
wieder in diesem Land zu sein.
Als Künstlerin kam ich
das erste Mal vor zwölf Jahren, auf der Suche nach einer geeigneten
Werkstätte nach Kathmandu, um Teppiche nach meinen Entwürfen knüpfen zu
lassen. Vieles musste passen, die Verarbeitung, die Qualität der Wolle,
die Umsetzung der Entwürfe und vor allem der Umgang mit den Menschen, die
meine Teppich-Bilder erarbeiten. Ich suchte die "Verknüpfung von meinem
westlichen Formen- und Farbgefühl und östlicher Handwerkskunst - und habe
sie gefunden.
Diese Art Teppiche zu fertigen kommt ursprünglich aus Tibet. Heute wird
Wolle aus Neuseeland und tibetische Wolle mit der Hand versponnen, dann in
die gewünschten Farben eingefärbt, geknüpft, gewaschen und nachbearbeitet.
Ich liebe diese Arbeit auch, weil durch die gemeinsame Sprache
"Kreativität" immer wieder Neues entwickelt werden kann.
Am Morgen des ersten Tages dieser Reise, blauer Himmel, 24 Grad und in mir
-Arbeitsstimmung. Doch auch diesmal holt mich das völlig andere Zeitgefühl
und Lebenstempo sofort ein, ich werde langsamer, finde Zeit Tee zu trinken
und mich auf die Umgebung einzulassen. Die bunt gekleideten Frauen,
Menschen, die Dir ins Herz schauen, freundlich und selbstbewusst. Nepal
hat im Laufe der letzten zehn Jahre unglaubliche Veränderungen erlebt,
extreme Gegensätze zwischen Tradition und fremden Einflüssen. Ein Freund,
ein bekannter Fotograf in Nepal, der viele Bilder für meine Prospekte
fotografiert hat, sagte einmal: "Hier gibt es drei Religionen -Buddism,
Hinduism and Tourism." Menschen aus aller Welt strömen ins Land, vor
allem, um im Himalaya Trekkingtouren zu unternehmen. Kathmandu, eine
belebte Stadt mit unglaublichem Verkehr, viele Motorräder, ein kaum
überschaubares Überholen und Linksverkehr.
Thamel, das Touristenviertel, eine Vielzahl an kleinen Geschäften, immer
mehr Internet-Cafes, engen Gassen und einer atemberaubenden Buntheit. Uns
Menschen aus dem Westen fällt das Müllproblem sofort ins Auge. Menschen
aus den Dörfern kommen nach Kathmandu, um "Wohlstand" zu erwerben, für
viele bleibt es eine Illusion.
Schon am Stadtrand wechselt das Bild, immer mehr Reisfelder, traditionelle
Bauten und grüne Hügel mit sich windenden Strassen, blaue Flüsse und
Hängebrücken, die ich nur im "Notfall" betreten würde. Ein Erlebnis ist
auch Bhaktapur, die alte Königsstadt, wahre Künstler haben diese erbaut
mit wunderschönen Holzschnitzereien und Zierart.
Dieses Jahr ist es aber etwas anders, die unruhige politische Situation
hinterlässt Spuren. Strassensperren, Polizeikontrollen und viel weniger
Touristen, für die Nepalis weniger Arbeit und Einkommen.
Auf meinen Wegen habe ich auch Frau Thapa kennengelernt. Sie leitet mit
ihrem Mann das österreichische Konsulat, eine fröhliche, aber auch weise
Österreicherin, die seit vielen Jahren mit ihrem Mann, einem Nepali, in
Kathmandu lebt. Ihre Schilderung der Lage, wie auch der Umstand, dass
Spenden meist versickern, hat mich bewogen, einiges an Handgefertigtem aus
Papier, Holz oder Wolle mitzunehmen ,um speziell kleine Projekte, in denen
vorwiegend Frauen arbeiten, zu fördern.
Im November feiert man auch Dhiwali, das große Lichterfest der Hindus,
vergleichbar mit Weihnachten. Die ganze Stadt wird zu einem Lichtermeer,
selbst vor der kleinsten Hütte stehen Öllämpchen. Es werden Festessen
bereitet ,Verwandte eingeladen und gefeiert, das alles ohne Geschenke.
Meine Abreise rückt immer näher, und schon bin ich wieder am Flughafen,
verabschiede mich von meinen Freunden - Namaste! - Ich komme bald wieder.
Auch nach Wochen in meiner Heimat merke ich, wieviel ich mitgenommen habe.
Nicht nur neue Ideen für Teppiche, sondern auch etwas Gelassenheit, ein
bei sich selbst ankommen, das mein Leben hier sehr bereichert.
Andrea Nührig - Reiser, Jänner 2003
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Kunsthandwerk aus Nepal
Andrea hat einige, handwerklich sehr reizvolle Objekte aus Nepal
mitgebracht. Farbige, gefilzte Eierwärmer, poesievolles,
mit Pflanzen aus der Hochebene strukturiertes Papier. Kunstvolle Mappen,
schöne Tage- oder Notizbücher. Bunte Stoffe und originelle Ex Libris
Stempel.
Wenn Sie diese Objekte aus einer fremden, faszinieren Kultur besichtigen
und kaufen möchten, dann kommen Sie doch nach Eugendorf (bei Salzburg).
Jeden Freitag, von 10 - 20 Uhr, ist Tag der offenen Tür für Atelier und
Schauraum.
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