Neuerdings kann man bei einem Spaziergang oder sogar einer Autofahrt durch
Lamprechtshausen an verschiedenen Gebäuden menschliche Silhouetten
wahrnehmen, die in Lebensgröße an die Wände gesprüht sind. Verfolgt man
die Umrisslinien der Figuren, dann kann man erkennen, daß es nicht um
Stars oder Helden in expressiver Darstellung handelt, sondern um Menschen
in ganz natürlicher Haltung aus dem Alltag.
Wie in einem Spiegel kann
sich der Betrachter selber wiederfinden: beim Einkaufen, beim
Spazierengehen, beim Beobachten und Philosophieren oder beim Telefonieren
mit dem Handy. Alle Szenen, die durch Kombination von diesen Figuren immer
neu entstehen, erzählen das Leben wie es auf der Straße stattfindet,
spiegeln das öffentliche Alltagstreiben im Ort wider und reflektieren so
das eigene Dasein. Schon bei einem Blick aus dem Auto erfährt man eine
neue Zusammengehörigkeit des Ortes und eine Belebung des Ortszentrum
entlang der Hauptstrasse.
Die
Grundidee dieses Wandgestaltungskonzepts ist während meines 3-monatigen
Austauschaufenthaltes in ChengDu / China entstanden. Dort hat mich das
öffentliche Leben auf der Straße und der Alltag der sympathischen,
freundlichen und gemütlichen Chinesen sehr beeindruckt und mir ermöglicht,
meine eigene westeuropäische Kultur neu zu sehen und selbstverständliche
Dinge anders wahrzunehmen. Innerhalb von ca. 8 Wochen habe ich auf den
Straßen von ChengDu und in meinem Atelier an der chinesischen Universität
viele Menschen skizziert, Fotos gemacht und Figuren auf Lebensgröße
entwickelt, um sie schließlich als Wandgestaltungen an der Southwest
Jiatong Universität in ChengDu an die Wände sprühen zu können- natürlich
mit Erlaubnis der Universitätsleitung und der kommunistischen Partei.
Die von
Anfang an geplante Neuinszenierung dieser Menschensilhouetten in
Lamprechtshausen, meinem Wahlheimatort, bringt eine spannende Veränderung
mit sich und dadurch neue Bedeutungsebenen. Durch den veränderten Kontext
agieren die Menschensilhouetten in einer anderen Kultur, bringen eine
andere Atmosphäre in den Ort, spiegeln und erhöhen den eigenen Alltag,
beleben die Gebäude und erzählen immer neue Geschichten. Sie greifen in
die bestehende Realität ein und geben ihrer Umgebung eine neue Bedeutung
und einen neuen Zusammenhang.
Dieses Projekt ist mein
Beitrag einerseits zur Gestaltung des Ortes Lamprechtshausen, andererseits
zu einer anderen Form der Völkerverständigung durch Verbinden zweier
Kulturen. Es ist ein Projekt, das zu mehr Humanität, Toleranz und
Verständnis für andere Kulturen und Andersdenkenden anregen soll. Bei
dieser Art von kulturellem Austausch ist der Mensch das Hauptthema und zum
Maßstab des Denkens gemacht, statt Wirtschaftszahlen oder
Machterweiterungen.
Ich freue mich, daß sich
die Gemeinde mehrheitlich zu diesem Projekt entschlossen und sogar die
Exklusivrechte für Österreich erworben hat, um ein neues Gesicht zu
bekommen, ein humanes, freundliches Image.
Mein herzlicher Dank gilt
ganz voran dem Bürgermeister, der sich für dieses Kunst- Projekt mit viel
Begeisterung und Mut eingesetzt hat, ebenso wie den zahlreichen
Gemeindevertretern, die damit für Lamprechtshausen eine neue Chance der
Identitätsstiftung sehen. Speziellen Dank spreche ich aber auch der
Raiffeisenbank mit Mag. Nikolaus Fersterer, dem Tierarzt Dr. Karl
Traintinger, der Volksbank mit Filialleiter Bernhard Stampf, Bäckerei
Thomas Scharl und Ing. Gernot Winter mit seiner Familie aus, die mit
Entschlossenheit und Euphorie dieses Projekt als erste unterstützt haben.
Dieses Kunst-Projekt wird als offenes Konzept weitergeführt und kann auch
in Zukunft auf andere Gebäude von Privatpersonen oder Firmen in
Lamprechtshausen ausgedehnt werden.
Sollten Sie Wünsche oder
Fragen haben, kontaktieren Sie mich oder schreiben Sie mir Ihre Meinung.
Ich wünsche damit allen
Lamprechtshausern viele schmunzelnden (Selbst)-Erkenntnisse und
lebendiges, tolerantes Treiben im Ort.
Die ortsansässige
Künstlerin
Christiane Pott-Schlager
Das Urheberrecht für alle
Texte, Bilder und Fotos liegt bei den AutorInnen.
Die Verwendung des, auf
dieser Seite veröffentlichte Bild- und Textmaterials,
ist ohne ausdrückliche Genehmigung
durch die AutorInnen untersagt. |