Foto: Karl Traintinger
Christof Paulowitz – Jeder
erzählt einen Witz in der Familie Paulowitz
(Auszug – Witz des Vaters)
Ich
weiß nicht, welche Beweggründe mein Vater hatte, als er das slowakische „ovic“
in ein „owitz“ änderte. Unser Familienname wurde vom slawischen Pavlovic
ins deutsche Paulowitz geändert uns später auch von allen
Familienmitgliedern, Tanten und Onkeln übernommen.
Ein Hang nach Blond- und
Blauäugigkeit und spätem Germanenkult kann es nicht gewesen sein. Die vom
Vater erwählte Frau war schwarzhaarig und hatte dunkle Augen und auch die
fünf Kinder, die vom Familienoberhaupt mit unserer Mutter gezeugt wurden,
hatten in der Jugend schwarzbraune Augen- und Haarfarbe. Den Krieg, den
mein Vater gezwungen war mitzumachen, hat er immer abgelehnt. Es war, wie
er sich sehr selten, aber drastisch äußerte, seine Aufgabe gewesen, für im
Offizierscasino tätige Primarärzte als Oberarzt zerschossene
Soldatenkörper zusammenzuflicken, sodass diese wieder an die Front
geschickt werden konnten.
Der eingedeutschte Name hatte
für alle zur Folge, dass das Witzerzählen ein wichtiger Bestandteil der
Familienkultur wurde. Noch heute verspotten mich alten Mann
Volksschulkinder aus der Nachbarschaft und rufen hinter mir her:
„Paulowitz, erzähl uns einen Witz.“
Mein Vater war kein großer
Erzähler und hatte fast immer die Hilfe der Mutter nötig, um die Pointe
vorzutragen, dass dem höflichen Zuhörer ein gewisses Lächeln gelang. Nicht
wie bei Tucholsky – bei uns endete der gemeinsame Vortrag nie in einer
bösartigen Streiterei. Unsere Mutter brachte die verwirrenden Beifügungen
des Vaters mit ihrer unendlichen Geduld immer wieder in die richtigen
Bahnen und entwirrte die Erzählungen des Gatten.
Der Lieblingswitz des Vaters
wurde von diesem vor seinen Freunden und Bekannten häufig im Beisein
seiner drei pubertierenden Söhne zu Genuss gebracht. Mit verteilten
Rollen, die Namen der Söhne immer wieder erwähnend, lautete die Erzählung:
Der Vater bittet seinen Sohn Hans Peter, dass er aus der Trafik Kardeis
eine Schachtel Memphis Zigaretten für die Mutter besorgen soll. Die
Mittagszigarette nach dem Essen war eine fundamentale Zeremonie für die
gute Laune der Mutter und die Erhaltung des Familienfriedens. Das letzte
Rauchgenussmittel im Haushalt war bereits aufgebraucht. Hans Petermuss dem
Vater leider einen Korb geben, da ein vereinbartes Rendezvous keine Zeit
für die Besorgung zuließ. Christoph, dar zweite Sohn schützt schulischen
Wissensdurst, eine angesetzte Nachhilfestunde, zu der er eh schon zu spät
käme, vor, um sich vor der Aufgabe des Vaters zu drücken. Bevor der
jüngste Sohn Bernhard vom Vater gebeten werden kann, die Zigaretten zu
besorgen, erklärt dieser, dass es eine Gemeinheit sein von Hans Peter und
Christoph, die Bitte des Vaters nicht zu erfüllen. Nun aber, da der Vater
schon selbst den kauf tätigen müsse, solle er dem Sohn das „Bravo“ – eine
Film und Aufklärungszeitschrift der damaligen Zeit – mitnehmen, das Geld
würde er später bekommen.
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