„Das geht mir unter die Haut“ heißt, dass etwas durch meine Schutzschicht,
in mein Inneres, in meinen Körper und in meine Seele eindringt. Die Haut
gilt allgemein als Spiegel der Seele. Positiv drückt sich das in dem
Satz „In einer glücklichen Haut stecken“ aus.
Susanne Hofler, 1962 in Attnang-Puchheim geboren, befasst sich als
ausgebildete Psychotherapeutin und Tanztherapeutin mit Botschaften der
Seele, als autodidakte Künstlerin beschäftigt sie sich seit 1999 mit dem
Thema Haut. Immer tiefer arbeitet sie sich von der äußeren Hülle in den
Körper zu seinen inneren Organen vor. „Hinter der Haut, das bin ich, vor
der Haut steht jemand anderer.“
Ihre ersten Blätter aus Japan Papier scheinen noch ganz den
Strukturen der Hautoberfläche verhaftet zu sein. Schon das Material Japan
Papier ist in seinen Eigenschaften wie Transparenz, Plastizität und Farbe
menschlicher Haut verwandt. In ihren neuesten bildnerischen Experimenten
durchdringt Susanne Hofler gedanklich die äußeren Hautschichten und
orientiert sich an inneren Organen wie etwa der Lunge, die uns über den
Atem mit der Außenwelt verbindet. So überträgt sie zum Beispiel die Formen
von Lungenbläschen mit einem nassen, großen Pinsel auf Japan-Papier. Dann
löst sie das Innere der Kontur heraus, es entstehen Öffnungen im Papier.
Viele solcher Schichten ergeben ein körperhaftes, räumlich tiefes
Bildobjekt, das sie nun als „Atemkleid“ bezeichnet. Sie malt ohne Farbe
und schnipselt mit Pinsel und Wasser. Oder sie schneidet lange Streifen
aus Japanpapier und legt sie in kreisförmigen Schichten auf eine
quadratische Bildunterlage. Aus dieser meditativen, langwierigen Technik
entwickeln sich Bilder, die schalenförmige, reliefartige Gefäße
darstellen. Für Susanne Hofler besteht ein enger Zusammenhang zwischen
Haut und Schale, beides sind äußere Hüllen.
Ihr Bilder hängen ohne Rahmen, beim Vorübergehen bewegen sich die
durchlässig erscheinenden Papiere und erzeugen raschelnde Geräusche.
Susanne Hoflers Lebensprinzip heißt Bewegung. Ihre Körperbewegung geht
zusammen mit einem anderen Material in ein anderes Medium über. Das
passiert im Tanz ähnlich wie in einem Bildobjekt, das bei ihr immer aus
der Bewegung heraus entsteht. Susanne Hofler improvisiert mit direkter
Erfahrung. „Ich arbeite ohne Konzept, ohne Plan, ohne Thema, wie
sinnliches, körperliches Tun“. Oft sind ihre Vernissagen von
Tanzperformances begleitet. Auch in ihrem Beruf als Therapeutin geht es
ihr um nonverbale Ausdrucksmöglichkeit, dazu absolvierte sie eine
Ausbildung in „authentic movement“.
In Oberndorf hat sie im Hinterhof des Gerichtsgebäudes einen
Atelierraum gefunden.
Im Winter stehen große Kübelpflanzen im Raum und vermitteln eine
Atmosphäre wie in einem immergrünen, unterkühlten Glashaus, sommers
wuchert das Grün vor ihren Fenstern.
Ausstellungsbeteiligungen mit ihren Bildern gab es unter anderen im
„studio 13“, bei „kunst im andräviertel“, sowie der Jahresausstellung im
Kunstverein in Salzburg zu sehen. In Seekirchen im Gemeindehaus und in der
Galerie Baumgartner zeigte sie eine Einzelausstellung. Seit Jahren
arbeitet sie während der Sommermonate als Schülerin von Professor Jacobo
Borges an der internationalen Sommerakademie in Salzburg.
Gespräch mit Susanne Hofler, Atelier in Oberndorf,
26.02.04
Ulrike
Guggenberger, Dorfzeitung
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